Weniger Ausländer in britischen Fußballteams und komplett deutsche „Hall of Fame“ gewählt

Posted on: 23/11/2018, 05:30h. 

Last updated on: 23/11/2018, 05:30h.

Am Mittwoch veröffentliche die englische Premier League auf ihrer Website ein Statement, in welchem sie sich gegen die Pläne der Football Association (FA), weniger ausländische Fußballer in englischen Teams zu erlauben, positionierte. Im Hinblick auf die Brexit Verhandlungen fürchten die Clubs ohnehin große personelle Probleme.

Ball mit Flaggen auf Hand
Geht die Internationalität im Fußball verloren? (Bild: Pixabay)

Mit oder ohne Brexit – FA möchte mehr „einheimische“ Spieler

Brexit – eine Entscheidung, deren Folgen auch im Fußball zu spüren sind. Um für ein potentielles No Deal Szenario gewappnet zu sein, möchte die englische Football Association (FA) einen eigenen Plan aufstellen, im Rahmen dessen wieder mehr englische Fußballer in englischen Teams spielen sollen.

Derzeit sehen die Regeln vor, dass in einem 25-Mann-Kader bis zu 17 Spieler nicht zwingend englischstämmig sein müssen. Diese Zahl soll zukünftig auf 13 reduziert werden, damit insbesondere mehr „homegrown players“, also Spieler englischer Nationalität, die schon seit ihrer Jugend in kleineren englischen Mannschaften spielen, den Weg in die großen Clubs schaffen.

Brexit EU FLagge UK Flagge
Fußball ebenfalls von Brexit betroffen (Bild: Wikimedia)

Die britische Regierung, bei denen Fußball nicht unbedingt ganz oben auf der Brexit-Agenda steht, bat indes die FA, die Premier League und die Football League (EFL), sich untereinander zu einigen, was die Aufnahme von Spielern von außerhalb der EU anbelangt. Der gemeinsame Beschluss würde dann von der Regierung angenommen und im Falle des Brexits durchgesetzt werden.

Die FA drängte darauf, den Anteil der Nicht-EU-Spieler zu reduzieren und erinnerte daran, dass das Fehlen einer Einigung verheerende Folgen auf den Nationalfußball haben könnte. Ohne eine Einigung fielen nämlich auch die aus der EU stammenden Spieler dem Brexit zum Opfer. Diese bräuchten dann ebenso ein Arbeitsvisum wie Nicht-EU-Bürger.

Betroffen wären ganze 65 % der aktuellen europäischen Premier League Spieler. Diese würden infolge des Brexits nicht mehr die Kriterien der FA erfüllen können, um englische Clubs repräsentieren zu dürfen.

Die zehn besten Premier League Spieler 2017/18 (laut Forbes) und deren aktuelle durchschnittliche Wettquote zur Wahl des besten Spielers:

Mohamed Salah, Liverpool (Heimatland: Ägypten), Quote: 14/1

Kevin De Bruyne, Manchester City, (Heimatland: Belgien): Quote: 40/1

Harry Kane, Tottenham, (Heimatland: England), Quote: 16/1

David De Gea, Manchester United, (Heimatland: Spanien), Quote: 100/1

Roberto Firmino, Liverpool, (Heimatland: Brasilien), Quote: 66/1

Sergio Aguero, Manchester City, (Heimatland: Argentinien), Quote: 10/1

Leroy Sane, Manchester City, (Heimatland: Deutschland), Quote: 66/1

James Tarkowski, Burnley, (Heimatland: England) (Quote: N/A)

Christian Eriksen, Tottenham, (Heimatland: Dänemark), Quote: 40/1

Pierre-Emerick Aubameyang, Arsenal, (Heimatland: Frankreich), Quote: 33/1

Doch der FA geht es weniger um die Arbeitsrechte EU-ausländischer Spieler als um ihre britischen Talente. So sei man davon überzeugt, dass eine allgemeine Begrenzung ausländischer Spieler den englischen Spielern zu besseren Aufstiegschancen verhelfen könne. Dies könnte sich dann positiv auf die Qualitäten der nationalen Teams auswirken.

Entsprechend dieser Auffassung kündigte die FA an, sich auch im Falle dessen, dass es doch nicht zum Brexit kommt, für die Begrenzung einzusetzen. Laut der britischen Zeitung The Guardian stehe auch das britische Innenministerium bereits hinter den Plänen der FA. Diese fühle sich daher in einer Machtposition und es sei daher nicht zu erwarten, dass die Pläne noch einmal revidiert würden.

Premier League möchte Internationalität bewahren

Bei den Entscheidungsträgern der Premier League stoßen die Vorschläge derzeit auf breite Ablehnung. Die aktuellen Erfolge der britischen Teams würden klar zeigen, dass es keiner Änderung bedürfe.

In ihrem aktuellen Statement [Seite auf Englisch] zum Thema merkte die Premier League an, dass es keinerlei Belege gäbe, dass eine Reduzierung ausländischer Spieler sich positiv auf die englischen Clubs auswirken würde. Im Statement liest man des Weiteren:

Wir behandeln das Thema ganz im Interesse des britischen Fußballs und haben sehr positive Diskussionen mit der EFL und der Scottish Professional Football League geführt, welche wie wir der Ansicht sind, dass der Brexit nicht dazu genutzt werden sollte, die britischen Fußballteams zu schwächen oder diesen zu verbieten, internationale Spieler unter Vertrag zu nehmen.

Dennoch wolle man auch weiterhin junge britische Talente fördern, da in diesem Bereich in der Tat derzeit zu wenig getan werde. Dies dürfe jedoch weder zum Nachteil der importierten Spieler noch der Clubs selbst geschehen.

Ebenfalls müsse man das derzeitige internationale Interesse an den Spielen der Premier League berücksichtigen. Fußballfans aus 189 Ländern würden die Spiele im Fernsehen verfolgen und jedes Jahr kämen rund 700.000 Besucher ins Land, nur um unter anderem ihre Landsleute auf dem Spielfeld zu sehen.

Derzeit befinden sich in fünf Premier League Teams die maximal zulässige Zahl an Übersee-Spielern, darunter Manchester City und Tottenham Hotspur. Im Kader von Chelsea und Liverpool hingegen sind es derzeit jeweils 16. Die Trainer der Teams, Pep Guardiola, Mauricio Pochettino, Maurizio Sarri und Jürgen Klopp, sind bekannterweise ebenfalls nicht britisch.

Sollte die FA ihren Plan tatsächlich durchsetzen, wird die Umsetzung vermutlich nicht vor 2021 stattfinden. Ob bis dahin der Brexit vollzogen wurde oder dieser doch noch in letzter Minute abgewendet wird, steht derzeit ohnehin in den politischen Sternen.

Internationalität im deutschen Fußball

Auch der deutsche Fußball lebt zu beachtlichen Teilen von talentierten, aus dem Ausland stammenden Spielern. Zwar fällt das Wort „Rassismus“ auch bei uns immer mal wieder im Zusammenhang mit Fußball, doch dank Globalisierung und dem internationalen Transfermarkt werden die Teams immer bunter und Integration und Kooperation stehen klar im Mittelpunkt.

UEFA
Begrenzung von Nicht-UEFA-Spielern auch bei uns (Bild: Wikimedia)

Doch auch hierzulande gibt es durchaus Vorgaben über den Anteil ausländischer bzw. deutscher Lizenzspieler. In der Tat war es bis 2006 so, dass pro Team zur selben Zeit nur drei Spieler aus Nicht-UEFA-Nationen für denselben Club spielen durften.

Allerdings befürchtete man durch diese strenge Regelung, international nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein, so dass die Begrenzung gänzlich abgeschafft wurde. Nach wie vor müssen jedoch in jedem Verein mindestens zwölf deutsche Lizenzspieler unter Vertrag stehen. Davon müssen seit 2008 acht Spieler bei einem deutschen Club ausgebildet worden sein.

Während die deutschen Clubs also insbesondere in der letzten Dekade immer internationaler wurden, arbeitet das deutsche Fußballmuseum in Dortmund derzeit an der neuen „Hall of Fame“, welche jedes Jahr eine Elf der besten Fußballer ausschließlich deutscher Herkunft ehren soll.

Die erste „Hall of Fame“ Elf steht fest

Ab April nächsten Jahres wird das am Donnerstag gewählte „Jahrhundertteam“ in der Hall of Fame zu sehen sein. Dazu zählen die Spieler Sepp Maier, Lothar Matthäus, Günter Netzer, Gerd Müller, Frank Beckenbauer, Uwe Seeler, Fritz Walter, Paul Breitner, Matthias Sammer, Andreas Brehme und Helmut Rahn. Zum Jahrhundertrainer wurde dabei Sepp Herberger gewählt. Die meisten dieser Spieler hatten ihre Blütezeit dabei in den 70er und 80er Jahren.

Zur Wahl gestellt wurden nur deutsche Spieler, deren Karriereende mindestens fünf Jahre her ist. Wenn die Hall of Fame tatsächlich jedes Jahr um eine Elf erweitert werden soll, müsste man vielleicht früher oder später gegebenenfalls das Kriterium der „deutschen Herkunft“ überdenken.

In der Zwischenzeit sollten wir ohnehin weiter auf die Internationalität des Fußballs stolz sein. Der Fußball bringt Menschen zusammen und sollte nicht unter fragwürdigen politischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen zu leiden haben.