UK Gambling Commission warnt vor pathologischem Spielen bei Kindern und Jugendlichen

Posted on: 21/11/2018, 01:15h. 

Last updated on: 21/11/2018, 01:15h.

Die UK Gambling Commission (Link auf Englisch), die höchste Kontrollinstanz für Glücksspiel in Großbritannien, hat am Mittwoch eine aktuelle Studie zum Spielverhalten von Kindern und Jugendlichen vorgelegt.

Kinder
Laut UK Gambling Commission spielen immer mehr Kinder und Jugendliche (Quelle: Flickr)

Laut der wissenschaftlichen Untersuchung neigen bereits 55.000 britische Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 16 Jahren zu krankhaftem Spielen.

Alarmierende Zahlen

Wie aus der Studie hervorgeht, nehmen wöchentlich insgesamt 450.000 britische Teenager im Alter von 11 bis 16 Jahren an irgendeiner Form von Glücksspiel teil. Dies sind 14 % der gesamten demographischen Gruppe. Im Vergleich zum Vorjahrzeitraum ist die Zahl der jungen Gewohnheitsspieler damit um 2 % gestiegen. 70.000 von ihnen sind in Gefahr, ein pathologisches Spielverhalten zu entwickeln.

Im Durschnitt verspielen die jungen Briten wöchentlich 16 Pfund (ca. 18 Euro). Zu den beliebtesten Spielen gehören Wetten mit Freunden (6 %), Rubbellose der staatlichen Lotterie (4 %), Kartenspiele mit Freunden (3 %) und Spielautomaten (3 %).

UK Gambling Commission

Die UK Gambling Commission wurde im Jahre 2005 gegründet und reguliert kommerzielles Glücksspiel in Großbritannien. Die Kommission arbeitet Hand in Hand mit den britischen Lizenzierungsbehörden und reguliert die National Lottery.

Zu den Kernaufgaben der UK Gambling Commission gehört die Überwachung der Einhaltung des Glücksspielgesetzes, der Spielerschutz und die Suchtprävention.

Die Kirche mahnt

Der Bericht der Kommission, der schon vor seinem offiziellen Erscheinen britischen Medien vorlag, löste gleich nach Bekanntwerden heftige Reaktionen aus. So bezeichnete Alan Smith, Bischof von St. Albans, die Untersuchungsergebnisse als „Generationen-Skandal“.

Der Geistliche der Kirche von England sagte gegenüber dem Guardian:

„Die heutigen Ergebnisse der Glücksspielkommission sind beunruhigend und sollten eine Warnung für Eltern sein. Nach Jahren des Fortschritts scheint es, als würden sich die Anzahl der Kinder, die an Glücksspiel teilnehmen, wieder in die Höhe gehen.

Die Zahlen legen nahe, dass in der letzten Woche 450.000 11 bis 16-Jährige gespielt haben – das ist besorgniserregend. Wir müssen die Gefahren des Glücksspiels ernster nehmen.“

Smiths Fingerzeig in Richtung Eltern ist nicht ganz unberechtigt. Denn wie die UK Gambling Commission darlegt, hat das Verhalten der Sorgeberechtigten Einfluss auf das Spielverhalten der Kinder und Jugendlichen.

Laut der Studie haben bereits 26 % der Befragten ihre Eltern beim Spielen gesehen oder beim Wetten beobachtet. 19 % der Studienteilnehmer haben ihre Eltern sogar in den letzten sieben Tagen spielen gesehen.

60 % der jungen Leute gaben zudem an, dass ihre Eltern zwar davor warnen, um Geld zu spielen, aber nur 19 % der Erwachsenen würden auch Regeln bezüglich des Glücksspiels aufstellen.

Ferner benutzten sogar 6 % der Teenager die Online-Accounts ihrer Eltern, um an Glücksspiel im Internet teilzunehmen.

Teilnahme an Online-Glücksspiel und casinoähnlichen Online-Spielen

Neben der Teilnahme an privaten Wetten und Rubbellosen werden auch das Online-Glücksspiel und casinoähnlichen Online-Spiele bei den 11 bis 16-jährigen beliebter.

Wie durch die Studie bekannt wurde, haben 5 % der Jugendlichen in den letzten 12 Monaten selbst Geld ausgegeben, um an Online-Glücksspiel teilzunehmen. 13 % haben bereits an casinoähnlichen Online-Spielen partizipiert. 31 % haben gar eine Loot Box in einem Computerspiel geöffnet, in-Game Gegenstände gekauft oder mit diesen gewettet.

Werbung, Werbung, Werbung

Schreibmaschine
Die neue Studie fördert beunruhigende Zahlen zutage. (Quelle: Nick Youngson, Creative Commons)

Doch es war nicht allein die Teilnahme am Glücksspiel, über die die Verfasser der Studie mehr wissen wollten. Auch nach Berührungspunkten, den Einflüssen der Werbung und der Haltung gegenüber Glücksspielangeboten wurde gefragt.

Auf die Frage, wie die Jugendlichen mit Glücksspiel am häufigsten in Berührung kamen, gaben 66 % an, Werbung für Glücksspielangebote im Fernsehen gesehen zu haben. 59 % hätten außerdem Werbung in Social-Media-Apps gesehen.

Laut Studie sahen oder hörten 49 % der Teilnehmer schon Fernseh- und Radioprogramme, die von Casinobetreibern gesponsort waren.

12 % räumten zudem ein, auf Social-Media-Plattformen regelmäßig den Präsenzen von Glücksspielanbietern zu folgen.

Den enormen Einfluss der Werbung auf das Spielverhalten von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ist den Verantwortlichen der großen Radio- und Fernsehanstalten nicht verborgen geblieben. So berichteten wir erst kürzlich darüber, dass der englische Sender Sky die Zahl der Werbespots für Glücksspielangebote freiwillig reduzieren möchte.

Gefahr in den Pubs

Die heute erschienene Studie kommt nur eine Woche, nachdem die UK Gambling Commission einen Bericht über den mangelnden Jugendschutz in britischen Pubs veröffentlichte.

Pub
Das Pub ist kein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche. (Quelle: Wikimedia)

In Zusammenarbeit mit der Polizei testete die Kommission, ob sich Wirte und Service-Personal an das geltende Jugendschutzgesetz hielten. Dieses verbietet Minderjährigen das Spielen an Spielautomaten, die in vielen britischen Pubs aufgestellt sind.

Der Bericht förderte Schockierendes zutage: Beinahe 90 % der getesteten Lokale missachteten das Spielverbot für unter 18-Jährige.

Ob Verbote allerdings dabei helfen, dass weniger britische Teenager Glücksspielangebote wahrnehmen, darf bezweifelt werden. Die Zahlen der neuen Studie legen nahe, dass es sich um ein soziokulturelles Phänomen handelt, welches wohl am ehesten durch gezielte Aufklärung bekämpft werden könnte.