Irlands Bingo-Drama: Regierung macht Kehrtwende im neuen Glücksspielgesetz

Posted on: 07/12/2019, 05:30h. 

Last updated on: 06/12/2019, 05:23h.

Nach heftigen Protesten aus der Bevölkerung hat die irische Regierung am Donnerstag ihren jüngsten Gesetzesentwurf bezüglich der Gaming and Lotteries Bill revidiert, welche eine Reduzierung der Gewinnausschüttung beim Bingo zur Folge haben sollte.

Bingo gezeichneter Mensch mit Geld in der Hand
Irlands Bingo Gewinnausschüttung muss nicht reduziert werden (Bild: Pexels)

Doch statt die Gewinnausschüttung an Spieler auf 50 % der Einnahmen zu reduzieren, dürfen die Bingo-Veranstalter den Anteil ab sofort selbst bestimmen. Vorrausetzung bleibt, dass mindestens 25 % der Einnahmen für wohltätige Zwecke gespendet werden.

Proteste haben Wirkung gezeigt

Das Spiel Bingo hat in der irischen Kultur einen tief verankerten Platz. Nachdem die Regierung Anfang der Woche angekündigt hatte, die Rahmenbedingungen für das beliebte Spiel grundsätzlich zu ändern, gingen zahlreiche Iren auf die Barrikaden.

Der irische Staatsminister, David Stanton, hatte den Vorschlag gemacht, die Einnahmen, die die Betreiber der Bingo-Events erzielen, grundlegend neu zu verteilen.

Lediglich 50 % sollten dabei in Form von Gewinnen zurück an die Spieler ausgeschüttet werden, 25 % sollten die Betreiber einbehalten dürfen und 25 % sollten an Wohltätigkeitsorganisationen gehen.

Sowohl für die Veranstalter des Bingos als auch für die Spieler erschien diese Aufteilung undenkbar. Die Proteste vor dem irischen Regierungsgebäude (Dáil) am Dienstag fielen derart heftig aus, dass das irische Unterhaus (Dáil Éireann) nur zwei Tage darauf von seinem Vorhaben abließ.

Die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen in Bezug auf Bingospiele sind Teil der neuen Gaming and Lotteries (Amendment) Bill 2019 [Originalentwurf auf Englisch].Der Entwurf beinhaltet in erster Linie Änderungen in den Bereichen Lotterie, Sport- und Totalisatorenwetten.

Was hingegen Casinos, Spielhallen und das Online Glücksspiel betrifft, warten die Iren nach wie vor auf ein umfangreiches Glücksspielregelwerk.

Die Regierung hatte sich vorgenommen, die dafür vorgesehene Gambling Control Bill, welche sich bereits seit 2013 in der Schwebe befindet, bis spätestens zum Sommer 2018 fertig zu stellen. Das Vorhaben scheint jedoch erneut untergegangen zu sein.

Der irische Sinn Féin-Politiker Martin Kenny hat daher folgende Aufteilung vorgeschlagen:

25 % der Einnahmen sollen wie von Stanton gefordert an wohltätige Zwecke gespendet werden. Die Aufteilung der restlichen 75 % soll von den Veranstaltern individuell selbst bestimmt werden können.

Die Gesetzesänderung betrifft jedoch nur Bingo-Events, bei denen der Preispool bei insgesamt mindestens 5.000 Euro liegt. Bei kleineren Veranstaltungen dürfen die Organisatoren die Aufteilung handhaben wie zuvor.

Ein vorläufiger Kompromiss

Wie die irische Presse am Donnerstag berichtete, habe David Stanton Kennys Vorschlag akzeptiert. Ohnehin dürfte er selbst mit der neuen Aufteilung durchaus zufrieden sein.

Bingosteine und Bingokarte
Mindestens 25 % der Einnahmen sollen an wohltätige Zwecke gehen (Bild: Pixabay)

Schließlich sei es ihm vor allem darum gegangen, dass bisher viele Wohltätigkeitsorganisationen durch die Willkür der Gewinnverteilung deutlich benachteiligt worden seien.

Diese hätten oft nur sehr wenig bis gar nichts von den Bingo-Einnahmen erhalten, während die Betreiber selbst bis zu 40 % der Erträge einbehalten hätten.

Da die 25 % für wohltätige Zwecke ab sofort garantiert werden müssen, liegt es in der Verantwortung der Bingo-Veranstalter, jetzt die Richtige Balance zwischen Gewinnausschüttung und eigenen Profiten zu finden, damit die Geschäfte sich weiterhin für alle Beteiligten lohnen.

Für die Bingo-Demonstranten ist die politische Kehrtwende ein großer Erfolg. Deirdre Doherty, die Sprecherin der Kampagne „Save Our Bingo“, zeigte sich der Presse gegenüber triumphierend:

Wir möchten den vielen Politikern danken, die sich gestern Nacht mit uns im Parlament getroffen haben und zusammen mit uns hinter dem Bingo stehen. Wir werden ihre Unterstützung nicht vergessen.

Während sich die Politiker des Unterhauses schnell über die Überarbeitung der Gesetzesänderung einigen konnten, muss auch das irische Oberhaus im Parlament (Seanad Éireann) noch über die weitere Umsetzung entscheiden.

Fürs erste jedoch scheint ein Kompromiss gefunden worden zu sein, der sowohl den Politikern als auch die Bingo-Veranstaltern und Spielern entgegenkommen könnte.