Glücksspiel und Sportwetten in den USA: die Gesetzeslage 2018

Posted on: 26/12/2018, 05:30h. 

Last updated on: 18/12/2018, 07:45h.

In keinem anderen Land der Welt ist die Gesetzeslage rund um das Thema Glücksspiel derart komplex und vielschichtig wie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Rechtsbereiche, wie die Legalisierung und Regulierung von Casinos und Lotterien, fallen dabei seit Jahrzehnten in den Aufgabenbereich der einzelnen Bundesstaaten.

Amerikanisches Gesetz Flagge Waage Gesetzbuch
Die Gesetzeslage zum US Glückspiel 2018 (Bild: Flickr)

Da diese seit 2018 nun auch individuell über die Legalität von Sportwetten entscheiden dürfen, wandelt sich die US-Glücksspielwelt derzeit schneller als je zuvor.

50 Bundesstaaten – 50 Rechtsprechungen

Im Jahr 1787 legte die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika die USA als föderale Republik in Form eines Präsidialsystems fest. Ein wichtiger Bestandteil dieser Verfassung sind die zwei Jahre später beschlossenen zehn Zusatzartikel, die Bill of Rights.

Die Rechtsgrundlage, gemäß welcher jeder US-Bundesstaat über die Verfassung hinaus eigene Gesetze verabschieden darf, ist im 10. Zusatzartikel definiert. Dort heißt es in der offiziellen deutschen Übersetzung:

Die Machtbefugnisse, die von der Verfassung weder den Vereinigten Staaten übertragen noch den Einzelstaaten entzogen werden, bleiben den Einzelstaaten oder dem Volke vorbehalten.

Bundesweit greifende Gesetze, die nicht per Verfassung festgelegt sind, sind damit kategorisch gesetzeswidrig. Nichtsdestotrotz gab es in der Vergangenheit immer wieder Fälle, bei denen der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten (Surpreme Court) entscheiden musste.

Der Bereich des Glücksspiels, genauer gesagt der Sportwetten, war in diesem Jahr ein Muster-Präzedenzfall. Denn seit 1992 galt ein staatenübergreifendes Verbot jedweder Wettaktivitäten, welches im sogenannten „Professional and Amateur Sports Protection Act“ (PASPA) festgelegt worden war.

PASPA Adé – der Markt für Sportwetten ist eröffnet

Den Kampf gegen den PASPA begann der Bundesstaat New Jersey im Jahr 2011. Dort wollte man Sportwetten legalisieren, um die Lage der staatlichen Casinos und Rennstrecken wirtschaftlich zu verbessern. Die große Mehrheit der Bevölkerung stimmte für die Legalisierung und die Gesetzesänderung folgte ein Jahr später.

Jedoch hatte der PASPA starke Verfechter im Sport und neben der National Collegiate Athletic Association gingen die vier größten Ligen (National Basketball Association, National Football League, National Hockey League, Major League Baseball) gegen New Jerseys Gesetzesänderung vors Bundesgericht.

Oberster Gerichtshof USA Supreme Court
Ein Fall für den Obersten Gerichtshof (Bild: Wikimedia)

New Jersey klagte daraufhin, dass PASPA das zehnte Amendment verletze, doch die unteren Gerichte ließen die Klage fallen und der Oberste Gerichtshof verweigerte eine Revision. Zwei Jahre später, als New Jersey das zuvor erlassene Gesetz zur Legalisierung geschickt umformulierte, gelangte derselbe Fall erneut vor die Gerichte.

Doch der Supreme Court selbst nahm sich der Sache erst im Juni 2017 an und über elf Monate hinweg wurde der PASPA diskutiert und analysiert, bevor im Mai 2018 schließlich die endgültige Entscheidung fiel, dass der Act in der Tat verfassungswidrig sei.

Seit dem 14. Mai 2018 ist die Legalisierung und Regulierung von Sportwetten daher Angelegenheit der Bundesstaaten, was sich einige der Staaten zunutze gemacht haben, um Sportwetten sofort im gesamten Staat zu erlauben.

Landkarte legaler Sportwetten

Bereits im September konnten in fünf Staaten Sportwetten legal angeboten und abgeschlossen werden. Dazu zählten Nevada, Delaware, New Jersey, Mississippi und West Virginia. Wobei der Bundesstaat Nevada mit seiner Casinohauptstadt Las Vegas nie vom PASPA betroffen war und Delaware genau wie auch Oregon und Montana diesem nur teilweise unterlagen.

Rhode Island legalisierte Sportwetten als achter Staat am 26. November und Pennsylvania folgte kurz darauf am 1. Dezember. Auch New York bemüht sich um die Legalisierung, jedoch wurde der Erlass zunächst bis 2019 aufgeschoben.

USA Landkarte Sportwetten 2018
In diesen Staaten sind Sportwetten derzeit legal (Bild: Wikipedia, Casino.org)

In 22 weiteren Staaten wird die Legalisierung von Sportwetten ebenfalls diskutiert und Experten erwarten, dass zwischen 20 und 30 Bundesstaaten entsprechende Gesetze innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre durchsetzen werden.

In Kalifornien beispielsweise, wo sehr viele Entscheidungen per Volksabstimmung getroffen werden, könnte die Legalisierung von Sportwetten im Jahr 2020 zur öffentlichen Wahl stehen.

Doch es gibt auch einige Staaten, die weiterhin gegenüber dem Markt der Sportwetteng geschlossen bleiben wollen. Dazu zählen unter anderem Texas, Washington und Florida, welche jeweils einige der größten Sportteams berühmter Ligen beheimaten. Auch der sehr konservative Staat Utah, in welchem der Großteil der Bevölkerung Mormonen sind, wird höchstwahrscheinlich am Sportwetten-Verbot festhalten.

Verlorene Steuergelder wegen offshore Glücksspiel

Die größten Anreize für die verschiedenen Staaten, Sportwetten komplett zu legalisieren, sind die dadurch einzuholenden Steuergelder sowie der Kampf gegen illegales Glücksspiel bei ausländischen Anbietern.

Schätzungen der American Gaming Association zufolge flossen bisher jährlich zwischen 150 und 200 Milliarden US-Dollar in den illegalen Glücksspielmarkt. Doch um diesen Fluss zu unterbinden und die Gelder hingegen in Richtung der amerikanischen Staatskassen umzuleiten, seien weitere wichtige Schritte nötig.

In einem Interview mit dem Nachrichtensender NBC News äußerte sich Jennifer Roberts vom Internationalen Zentrum für Glücksspielregulierung der Universität Nevada konkret dazu:

Damit die 200 Milliarden US-Dollar nicht mehr in den ausländischen Markt, sondern in legale Kanäle fließen, benötigen wir einen gesetzlichen Rahmen, welcher in den gesamten Bundesstaaten Online Wetten, mobile Wetten und in-play Wetten ermöglicht. Sportwetten dürfen nicht auf Casinos oder Rennstrecken beschränkt sein.

Des Weiteren sei es auch wichtig, dass die Höhe der Steuern die Attraktivität des legalen Glücksspiels nicht beeinträchtige. Regulierte Anbieter müssten daher die Chance auf fairen Wettbewerb mit der ausländischen Konkurrenz bekommen.

Auch müssten die großen Sportligen, welche sich mehrheitlich noch immer gegen Sportwetten positionierten, geschützt werden. Entsprechend müssten weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Integrität des Sports, ganz im ursprünglichen Sinne des PASPAs, zu bewahren.

Zurückhaltung gegenüber Sponsorenverträgen

Aus Deutschland und noch mehr aus Großbritannien ist man gewohnt, die Namen verschiedener Wettanbieter und Online Casinos in Stadien oder auf Spielertrikots zu lesen. Einem derartigen Trend möchte man in den Vereinigten Staaten nicht nachgehen.

In Vorbereitung auf die zu erwartende Gesetzesänderung hatten sich die großen Ligen jedoch entsprechend positioniert und sind Partnerschaften mit dem internationalen Sportmedien- und Sportwetten-Dienstleister Sportradar AG [Seite auf Englisch] eingegangen.

Sportradar wurde im Jahr 2000 in Norwegen gegründet und hat sich innerhalb weniger Jahre international etablieren können. Seit 2016 verfügt das Unternehmen über 35 Standorte und führt eine Tochterfirma in den USA. Sportradar sammelt und analysiert Sportdaten, schlägt Wettquoten vor und überwacht den gesamten Markt. Des Weiteren bietet das Unternehmen Dienstleistungen zur Aufklärung von Wettmanipulation, was sehr im Interesse des fairen Spiels ist. Partnerschaften bestehen unter anderem mit der UEFA, der AFC und der CONCACAF.

Prof. Dr. Laila Mintas, die Vize-Präsidentin des Sportradar-US-Ablegers, erklärte in einem Interview, dass das Unternehmen in diesem Jahr mit vielen US-Clubs zusammengearbeitet habe. Feste Partnerschaften wurden unter anderem mit NASCAR, der NHL und der NFL eingegangen.

Die National Basketball Association (NBA) hingegen entschied sich für eine 25 Millionen US-Dollar Partnerschaft mit dem Entertainmentriesen MGM Resorts International. Der Betreiber von Hotels und Spielcasinos fusionierte in Vorbereitung auf die Partnerschaft zunächst mit der britischen GVC Holdings PLC, Inhaber der Wettanbieter Ladbrokes, Coral und Sportingbet.

Dass andere große Sportligen wie die NFL oder NHL auch innerhalb der nächsten Monate oder Jahre derartige Partnerschaften mit großen Wettanbietern eingehen werden, ist trotz des anfänglichen Widerstandes nicht unwahrscheinlich. Viele ausländische Buchmacher behalten daher den US-Markt gezielt im Auge und bemühen sich um weitere Partnerschaften, Fusionen oder Aufkäufe.

Komplizierte US-Casinolandschaft

Während sich erst seit diesem Jahr die einzelnen Bundesstaaten für oder gegen Sportwetten entscheiden können, gab es schon vorher sehr individuelle Regelungen zu anderen Bereichen des Glücksspiels, insbesondere zu landbasierten Casinos, Lotterien und Glücksspiel auf Schiffen.

Die Gesetzeslage könnte vielfältiger nicht sein, denn während einige Staaten sehr liberal mit allen Formen des Glücksspiels umgehen, ist in anderen jedwede Art verboten, wobei eine Ausnahme die Indianer Casinos bilden, welche in den Siedlungen und Reservoirs der Ureinwohner immer legal sind und nicht unter US-Gesetzgebung stehen.

San Paplo Lytton Casino, Kalifornien
Indianer Casinos nicht unter US-Gesetzgebung (Bild: Wikimedia)

Zu jenen Bundesstaaten, in welchen es ausschließlich Indianer Casinos gibt zählen: Alabama, Kalifornien, Arizona, Idaho, Texas, Connecticut, Minnesota, Nebraska, New Mexico, Oklahoma, Washington, Wisconsin, Wyoming, North Carolina.

Wird man beim Glücksspiel außerhalb der Indianer Gebiete erwischt, drohen zum Teil harte Strafen. In Alabama beispielsweise kann man dadurch sein Wahlrecht verlieren und muss 15.000 US-Dollar Strafe zahlen.

Dann wiederum gibt es Staaten, in welchen das Glücksspiel nur auf Schiffen, den sogenannten Riverboat Casinos, erlaubt ist, die in Richtung ausländischer Gewässer fahren, wo die US-Rechtsprechung ebenfalls nicht geltend ist. Dazu zählen Texas, Missouri, Mississippi, Georgia, Illinois und South Carolina.

Einige wenige Staaten gestatten außerdem das Aufstellen von Spielautomaten in Pubs und Bars, jedoch nur unter der Bedingung, dass die Geräte kein echtes Geld auszahlen, sondern vielmehr einen Gewinnbeleg, der an der Kasse eingetauscht werden kann. Derartige Automaten befinden sich in Montana, Rhode Island Oregon, West Virginia und South Dakota.

Interessante Ausnahmen und Sonderfälle

Einige der Staaten, in welchen Glücksspiel eingeschränkt oder uneingeschränkt möglich ist, haben sehr interessante offizielle Regelungen. In Arkansas beispielsweise gibt es zwei offizielle Casinos mit elektronischen Slot Machines. Das reine Glücksspiel ist zwar illegal, doch Spiele mit „Geschick und Urteilsvermögen“ sind erlaubt.

Sie Slots in den Spielstätten Arkansas‘ arbeiten daher mit einem Trick. So kann der Spieler nach dem ersten Spin eines der Symbole auf den Walzen behalten, um sich die Chancen für den nächsten Spin ungefähr errechnen zu können. Da die Spiele Videopoker und Videoblackjack nach demselben Prinzip funktionieren, findet man auch diese sehr häufig an Automaten vor.

Videopoker
Automatenspiele wie Videopoker in Arkansas erlaubt (Bild: Flickr)

Auch sind in Arkansas die Gesetze gegen das Glücksspiel sehr veraltet und wurden seit 1967 nicht überarbeitet. Das hat zur Folge, dass illegales Glücksspiel mit nur 10 oder 25 Dollar bestraft wird und das Gesetz nicht auf Glücksspiel im Internet übertragbar ist.

Der Staat Massachusetts hingegen ist sehr präzise und erlaubt seit 2011 drei Casinos auf drei geographische Regionen verteilt sowie einen sogenannten „Slot Parlor“. Bei diesem handelt es sich um ein Etablissement auf einer Rennstrecke südlich von Boston.

In North Dakota hingegen gibt es 800 Spielstätten, an denen Blackjack gespielt werden kann. Doch die möglichen Einsatzhöhen liegen immer zwischen 1 und 25 Dollar und die Einnahmen gehen zu großen Teilen an Wohltätigkeitsorganisationen.

Am berühmtesten sind natürlich zum einen die Casinos in New Jersey, welche sich allesamt in der bekannten Küstenstadt Atlantic City befinden, und zum anderen die Casinos im Bundesstaat Nevada, verteilt auf die Städte Reno, Lake Tahoe, Laughlin und Las Vegas.

In vielen Staaten der USA ist durchaus damit zu rechnen, dass sich das Glücksspiel insgesamt ausweiten und weiterentwickeln wird. Einheitliche staatenübergreifende Gesetze kann es aufgrund der Verfassung aber nicht geben, weshalb die Glücksspielsituation auch künftig sehr komplex bleiben wird.