Das gefürchtete Ende des Sponsorings im schottischen Fußball

Posted on: 29/04/2019, 12:50h. 

Last updated on: 29/04/2019, 12:50h.

Nachdem Großbritanniens größter Buchmacher GVC Holdings in der letzten Woche dazu aufgerufen hatte, einen kompletten Werbebann für Glücksspielprodukte im Sport einzuführen, sprachen sich nun zahlreiche Wettanbieter gegen die gewünschten Maßnahmen aus. Besonders die schottische Fußballiga Scottish Premiership hätte unter einem Verbot von Sponsoring-Werbung zu leiden.

Ladbrokes
Aufruhr unter Buchmachern nach Aufruf zu einem potentiellen Werbebann (Bild: Casino.org)

Nach dem Tabak das Glücksspiel

Fußball ohne Sponsoring-Partnerschaften ist heute undenkbar und sowohl die einzelnen Teams als auch die Ligen als Gesamtes sind in verschiedenem Maße finanziell auf ihre Sponsoren angewiesen.

In Großbritannien, wo Online Glücksspiel und Online Wetten legal sind, gibt es besonders viele Sponsorenpartnerschaften zwischen Fußballteams und Wettanbietern. Allein in der Premier League lassen sich mit neun Teams fast die Hälfte aller englischen Erstligisten von einem Online Buchmacher sponsern.

In der Zweitliga, der englischen Championship, sind es sogar 17 von 24 Teams und in der Scottish Premiership, in welcher nur 12 Mannschaften spielen, werden immerhin vier (Celtic, Hibernian, Motherwell und Rangers) von Wettanbietern mitfinanziert.

Doch nicht nur diese vier schottischen Teams haben Glücksspielanbieter als Sponsoren, sondern auch die gesamte Scottish Premiership, welche aus diesem Grund auch als Ladbrokes Premiership bekannt ist.

Der Austragungsmodus der Schottischen Fußballiga unterscheidet sich maßgeblich von der englischen Premier League, die der deutschen Bundesliga weitgehend gleicht. Aufgrund der vergleichsweise geringen Anzahl teilnehmender Mannschaften teilt sich jede Saison in zwei Phasen. Über die ersten 33 Spieltage treten alle Mannschaften dreimal gegeneinander an.

Die besten sechs der Tabelle dürfen dann in die zweite Spielphase übergehen, welche aus fünf weiteren Spieltagen besteht und als Championship bezeichnet wird. Der Tabellenführer der Championship gewinnt dann den Titel Schottischer Meister.

Auf dem dritten Platz der aktuellen Championship befindet sich der Fußballclub Aberdeen, eines der wenigen Top Teams ohne Glücksspielsponsor. Rob Wicks, der kaufmännische Leiter des Vereins, äußerte sich gegenüber der schottischen Zeitung The Herald über den potentiellen Wegfall der Buchmacher-Sponsoren.

Seiner Einschätzung nach sei damit zu rechnen, dass Glücksspielwerbung im Fußball innerhalb der nächsten Jahre Schritt für Schritt abgeschafft werde. Dasselbe sei in den Jahren nach der Jahrtausendwende mit der Werbung der Tabakindustrie geschehen.

Ich habe seit langem selbst mit Sport-Sponsoring zu tun und ich hatte immer das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis etwas wegbricht, ähnlich wie es mit der Tabakindustrie passiert ist, nachdem dort strengere Gesetze verabschiedet worden waren. Doch in diesem Fall ist es die Glücksspielindustrie selbst, die sich pro-aktiv aus dem Sponsoring zurückzieht.

Seiner Meinung nach werde es daraus hinauslaufen, dass die Regierung oder die Rechtsprechung dem Sponsoring ein Ende setzen werde, solange die Glücksspielbranche oder die Fußballigen keine eigenen Regulierungen und Begrenzungen einführten.

Millionenverluste auf beiden Seiten

Hibernian Trikot Heimspiel
Hibernian wird von einem Buchmacher gesponsert (Bild: Hibernian FC)

Während Aberdeen selbst von einem Wegfall der Glücksspielsponsoren nicht betroffen wäre, würde es die Liga als Ganzes hart treffen. Wick warnte daher die Scottish Professional Football League (SPFL) und die Scottish Football Association (SFA), dass diese sich nun Maßnahmen überlegen sollten, wie die künftigen Geldverluste ausgeglichen werden könnten.

Die aktuellen Deals zwischen den Sponsoren und den obersten drei Ligen des Landes laufen allesamt im Sommer 2020 aus. Angesichts der aktuellen Entwicklungen sei fraglich, ob die Verträge noch einmal verlängert würden.

Ein Sprecher der GVC Holdings, Inhaber von SPFL-Sponsor Ladbrokes, äußerte sich nur verhalten und sagte, man habe noch keine endgültige Entscheidung über eine Vertragsverlängerung gefällt.

Laut HeraldSport [Seite auf Englisch] sei ein mögliches Vertragsende in den Augen der SPFL-Bosse kein Grund zur Sorge. Dort sei man gewillt, sich stattdessen auf Werbung für verantwortungsbewusstes Spielen zu konzentrieren.

Ähnlich sehe dies auch Buchmacher Betfred, Sponsor des Scottish League Cup. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte dazu:

Wir unterstützen schon seit vielen Jahren die Veränderungen, die es in Bezug auf Fernsehwerbung im Bereich Fußball gegeben hat. Verantwortungsvolles Spielen ist bei uns ein Kernkonzept des Geschäfts. Wir sind stolz auf unsere Sponsoring-Partnerschaft mit dem Betfred Cup und stehen hinter dem schottischen Fußball. Jedwede Änderungen werden intern besprochen, sowohl mit der Scottish Football League als auch mit dem Rest der Glücksspielindustrie.

Auch Buchmacher William Hill kündigte an, seine künftige Werbung mehr auf das verantwortungsbewusste Spielen zu richten. Schon im diesjährigen Finale des Scottish Cups soll die aktuelle „Nobody Harmed“ Kampagne auf den LED Tafeln erscheinen.

Dass es anfänglich zu finanziellen Verlusten auf Seite der Teams sowie auf Seite der Buchmacher kommen wird, scheint kaum vermeidbar. Da jedoch beide Seiten an einer sinnvollen Lösung interessiert sind, könnten die Auswirkungen eines partiellen oder vollständigen Werbeverbots zumindest abgeschwächt werden.