Australien: Regierung verabschiedet neue nationale Reformen zum Spielerschutz

Posted on: 30/11/2018, 05:02h. 

Last updated on: 30/11/2018, 05:02h.

Am Donnerstag verkündete Australiens Sozialminister Paul Fletscher gegenüber Sky News Australia neue Glücksspielreformen, die dem Zwecke des Spielerschutzes dienen sollen. Künftig können sich Spieler mit nur einem Klick von allen Online Glücksspielanbietern ausschließen lassen.

Flagge Australien
Australien setzt sich verstärkt für Spielerschutz ein (Bild: Flickr)

Selbstausschluss bei allen Anbietern gleichzeitig

Der Online Glücksspielmarkt Down Under boomt derzeit wie nie zu vor. Allein der Bereich für Online Sportwetten verzeichnet laut den australischen Medien seit einigen Jahren ein jährliches Wachstum von gut 15 %. Aktuell soll es rund 2.5 Millionen aktive Nutzerkonten auf den knapp 130 im Land verfügbaren Online Glücksspiel Plattformen geben.

Mit dem starken Wachstum der Spielerzahl ist jedoch auch die Zahl der Problemspieler landesweit enorm angestiegen. Die Regierung will dem nun Abhilfe schaffen, weshalb über Monate der „National Consumer Protection Framework“ erarbeitet wurde.

Während Glücksspiel in Australien von Staat zu Staat gesetzlich geregelt wird, sollen die neuen Reformen landesweit gelten. Ganze zehn Unterpunkte wurden in dem neuen Regelwerk zusammengefasst, doch der bedeutendste ist das neue Selbstausschlussverfahren, welches in seiner Art weltweit einzigartig ist.

bet365 William Hill Ladbrokes Unibet Betfair
Fast 130 Online Glücksspielanbieter in Australien (Bild: Wikipedia, Casino.org)

Normalerweise findet der Selbstausschluss zwischen Kunden und dem jeweiligen Glücksspielanbieter statt, bei welchem dieser sein Spielerkonto hat. Eine neue Software soll zukünftig einen landesweit gültigen Ausschluss von allen Online Casinos und Buchmachern zur selben Zeit ermöglichen.

Die Software wird auf den Webseiten sämtlicher in Australien zugänglicher Online Glücksspielanbieter installiert werden, darunter beispielsweise Bet365, Ladbrokes oder Sportsbet. Um den Ausschluss zu aktivieren, muss der Spieler nur bei einem der Anbieter in den entsprechenden Online Bereich gehen und den gewünschten Zeitraum auswählen. Die Zeiträume reichen dabei von drei Monaten bis hin zu einem lebenslangen Ausschluss.

Einbahnstraße Selbstausschluss

Nach Bestätigung ist der Spieler offiziell auf der Liste des „National Self-exclusion Register“ und somit umgehend automatisch von sämtlichen Glücksspielplattformen ausgeschlossen. Eine Aufhebung des Ausschlusses ist zeitnah dann nicht möglich und generell sehr aufwendig.

Die schwierige bis unmögliche Umkehrbarkeit des Ausschlusses beschloss die Regierung dabei aufgrund von Erfahrungsberichten von Psychologen, Glücksspielberatern, Hilfsgruppen und Spielsüchtigen selbst. Fletcher zitierte dabei ein Fallbeispiel eines Problemspielers, welches ihm besonders in Erinnerung geblieben war:

Ich habe vor wenigen Wochen einen Mann kennengelernt, der nach 21 Jahren Angestelltenverhältnis in derselben Firma seinen Job verloren hatte und von ebendieser Firma eine Abfindungszahlung von 170.000 Dollar erhalten hatte. Verständlicherweise war der Mann deprimiert, doch infolgedessen begann er das Online Glücksspiel. Innerhalb weniger Wochen hatte er dann die gesamten 170.000 verspielt.

Noch ist die Software jedoch nicht vollständig ausgereift. Aller Voraussicht nach soll diese innerhalb der nächsten 18 Monate aktiv werden. Auch einige genaue Abläufe anderer Aspekte der Reform müssten laut Sozialminister Fletcher noch präzisiert werden.

Die gesamte Umsetzung der neuen Reformen kostet schätzungsweise zwischen einer und drei Millionen australischer Dollar. Die Kosten tragen dabei die Glücksspielanbieter in Form von Steuerabgaben selbst.

Bessere Übersicht über Gewinne und Verluste

Eine weitere wichtige Änderung soll es im Bereich der Kontoauszüge geben, damit Kunden sich immer ihrer Ausgaben, Gewinne und Verluste bewusst sind. Derzeit erhalten Spieler nur auf Anfrage eine Art Kontoauszug über sämtliche Transaktionen und Einsätze bei dem jeweiligen Anbieter.

Die australische Regierung fordert nun von den Glücksspielanbietern, von sich aus die Spieler regelmäßig über dessen Ausgaben und Einnahmen zu informieren. Alle Zahlungen sollen dabei übersichtlich dargestellt werden, damit Spieler schneller darauf aufmerksam werden, wenn der Trend in Richtung großer Geldverluste geht.

Hohe Verluste sind dabei ein klares Warnsignal auf problematisches Spielverhalten. Wie Fletcher betonte, würden australische Problemspieler jedes Jahr im Durchschnitt 21.000 Dollar verlieren.

Einige Banken in Großbritannien ermöglichen seit kurzem ein Blockieren von Zahlungen an Online Casino und Sportwetten Anbieter. Bei der Starling Bank und der Monza Bank können Kunden ebenfalls unkompliziert über die jeweiligen Apps eine allumfassende Sperre von Glücksspielaktivitäten aktivieren. Die Funktion gleicht damit sehr der geplanten australischen Software, jedoch ohne, dass sich Spieler auf eine offizielle Sperrliste setzen lassen.

In dem Zusammenhang ist die Früherkennung ein wichtiges Stichwort. Sowohl die Spieler als auch die Angestellten der jeweiligen Glücksspielanbieter sollen problematisches Spielverhalten schneller ausmachen können. Erreicht werden soll dies durch größeren Informationsfluss in Richtung der Kunden und eine bessere Ausbildung der Angestellten.

Auch Werbe- und Lockangebote sollen innerhalb des neuen Regelwerkes adressiert werden. Kunden, die sich für den Selbstausschluss entscheiden, sollen generell keinerlei Werbeangebote von Anbietern erhalten dürfen.

Auch außerhalb des Ausschlusses soll es neue Richtlinien geben, was die Häufigkeit und Art der Werbung betrifft. Im Fokus stehen dabei hohe Bonusangebote für Neukunden und die gern angebotenen Aktionen „Werbe einen Freund“.

Mehr aktive Hilfe für Problemspieler

Australien ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr fortschrittlich, was Hilfsangebote für Problemspieler anbelangt. So gibt es zahlreiche kostenfreie Organisationen und Anlaufstellen im Land, von denen Spieler auch anonym Gebrauch machen können.

Stuhlkreis
Selbsthilfegruppen gern in Anspruch genommen (Bild: PXhere)

Wer sich für den neuen Selbstausschluss entscheidet, wird unmittelbar zu einer Übersicht über verschiedene Hilfsangebote weitergeleitet. Spieler können sich zunächst per Online Chat oder Telefon beraten [Seite auf Englisch] lassen, aber auch Therapien vor Ort in Anspruch nehmen.

Auch Selbsthilfegruppen sind in Australien weit verbreitet und werden gern besucht. Ein großer Fokus in diesen liegt dabei auf dem Erlernen von Willensstärke, um dem Glücksspiel „Nein“ sagen zu können.

Doch die Regierung weiß, dass wie bei jedem unkontrollierten Verhalten Willensstärke oft nicht ausreichend ist. Sie tut daher indes ihr Übriges und bemüht sich, die Reformen so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen. Angesichts der stetig wachsenden Zahlen von Problemspielern ist ein Eingreifen auf politischer und gesetzlicher Ebene zweifellos von großer Wichtigkeit.