Atari-Gründer Nolan Bushnell steigt ins Glücksspiel-Geschäft ein

Posted on: 23/10/2019, 11:55h. 

Last updated on: 23/10/2019, 01:37h.

Nolan Bushnell, Gründer der legendären Videospielfirma Atari, steigt in die Glücksspiel-Branche ein. Der mittlerweile 76-Jährige wird künftig beim Spieleanbieter Synergy Blue als Berater an der Entwicklung von Glücksspielen mit Geschicklichkeitsanteil mitwirken.

Nolan Bushnell
Nolan Bushnell entwickelt weiter Spiele (Bild: Wikipedia/Erick Miller)

Der Atari-Gründer gab sein Engagement auf der Global Gaming Expo bekannt, wo er und Synergy Blue-Geschäftsführer Georg Washington ihre Pläne skizzierten. Nolan Bushnell solle vor allem seine langjährige Erfahrung aus dem Gaming-Bereich einbringen, damit die Spiele von Synergy Blue künftig noch abwechslungsreicher und unterhaltsamer für die Kunden würden, so Georg Washington.

Für mehr Geschicklichkeit in den Games

Als Entwickler von Angeboten für die Glücksspielbranche ist Synergy Blue auf die Herstellung von Casino-Games und -Apps spezialisiert. Allerdings ändern sich unter dem Einfluss von Virtual Reality und vergleichbaren Technologien die Gewohnheiten der Spieler, worauf Synergy Blue mit der Integration von zusätzlichen Geschicklichkeitselementen reagieren wolle.

Die spielerischen Elemente sollten insbesondere den jüngeren Kunden einen zusätzlichen Anreiz verschaffen und ihnen die Möglichkeit geben, das Glücksspiel durch eigene Geschicklichkeit zu ihren Gunsten beeinflussen zu können, so Georg Washington.

Bei der Ankündigung der Kooperation machte der Synergy Blue-Chef deutlich, dass er von der Bezeichnung des “auf Geschicklichkeit basierenden Glücksspiels” wenig halte. Das Unternehmen entwickle Spiele, die auf dem Zufallsprinzip beruhten und mit einer zusätzlichen Geschicklichkeitskomponente ausgerüstet seien. Deshalb sei der Begriff “von Geschicklichkeit beeinflusst” treffender, so Synergy Blues CEO.

Die 1972 von Nolan Bushnell und seinem damaligen Geschäftspartner Ted Dabney gegründete Firma Atari war einer der Vorreiter bei Herstellung und Vertrieb von Spielautomaten. Zu Beginn der Achtziger Jahre zählte das Unternehmen, bei dem für kurze Zeit auch die späteren Apple-Gründer Steve Jobs und Steve Wozniak gearbeitet haben, zu den Pionieren bei der Verbreitung der damals massenhaft aufkommenden Videospiele.

Nicht zuletzt aufgrund von Spiele-Klassikern wie Pac Man, Space Invaders oder Pong wurde die Atari-Konsole zu der Zeit millionenfach verkauft. Mit dem Aufkommen der Personalcomputer begann Ataris Stern jedoch zu sinken. Die Firma wurde daraufhin mehrfach verkauft und 1996 endgültig aufgelöst. Als Markenname besteht Atari allerdings bis heute fort.

Die neue Partnerschaft hat sich nach Aussage von Georg Washington bereits bezahlt gemacht. So habe Nolan Bushnell bei der Entwicklung eines Spiels frühzeitig darauf hingewiesen, dass dessen optische Gestaltung dazu führe, dass es von farbenblinden Menschen nicht gespielt werden könne. Wäre ihm dies nicht aufgefallen, seien schätzungsweise 15 % der Spieler von dem Game ausgeschlossen worden.

Ein durchaus umstrittener Gründer

Trotz seines unzweifelhaft großen unternehmerischen Gespürs ist Nolan Bushnell in der Branche nicht unumstritten. Grund dafür sind unter anderem die laxen Geschäftspraktiken, die bei Atari in den Siebziger und Achtziger Jahren vielfach herrschten.

So berichteten ehemalige Angestellte, dass Besprechungen auch schon mal in einem Whirlpool in Nolan Bushnells Villa durchgeführt wurden. Zudem sei der Firmenchef häufiger zu Geschäftstreffen erschienen, bei denen er unter einem Sakko ein T-Shirt mit dem Aufdruck “I love to fuck” getragen habe.

Via Twitter stellte der Atari-Gründer daraufhin klar:

“Falls meine persönlichen Aktionen oder die Aktionen derer, die mit mir zusammengearbeitet haben, Mitarbeiter unserer Firmen verletzt oder ihnen Schmerzen zugefügt haben, entschuldige ich mich ohne Vorbehalte.”

Allerdings bekam Nolan Bushnell auch Beistand von ehemaligen Mitarbeiterinnen. Diese betonten, dass er sich trotz der damals wilden Zeiten ihnen gegenüber niemals Übergriffe irgendeiner Art erlaubt habe.

Bushnell selbst, der unter anderem bereits in der Video Game Hall of Fame sowie der Consumer Electronics Hall of Fame verewigt wurde, hat sexuelle Belästigungen stets bestritten. Gleichwohl hatte er schon 2012 in einem Interview mit dem Playboy freimütig zugegeben, dass es in seinem Unternehmen “jede Menge Firmenromanzen” gegeben habe.

Die Anschuldigungen genügten jedoch, dass sich die Game Developers Conference im letzten Jahr entschloss, Nolan Bushnell den für ihn vorgesehenen Preis für seine besonderen Verdienste in der Branche und sein Lebenswerk nicht zu verleihen.

Der umtriebige Unternehmer, der neben Atari unter anderem auch die Gastronomie-Kette Chuck E. Cheese Pizza gegründet hat, zeigt mit seinem neusten Engagement allerdings, dass er der Gaming-Branche auch trotz aller Rückschläge treu zu bleiben scheint.