GambleAware fordert mehr Offenheit und Aufklärung beim Thema Glücksspielsucht
Posted on: 17/04/2025, 02:22h.
Last updated on: 17/04/2025, 02:23h.
- GambleAware hat eine Initiative zur Verringerung der Glücksspielsucht gestartet und dafür eine Befragung durchgeführt.
- 67 % der Befragten in Großbritannien empfinden ein starkes Stigma gegenüber Glücksspielsucht.
- GambleAware ruft gemeinsam mit Partnern zu einer landesweiten Diskussion über die Verringerung der Glücksspielsucht auf.
Eine neue Aufklärungskampagne von GambleAware zum Thema Glücksspielsucht bringt prominente Stimmen, Betroffene und Fachleute zusammen. Ihr Ziel ist es, das Schweigen über die Schäden durch Glücksspiel zu brechen. Glücksspielsucht soll frühzeitig erkannt und durch klare Regeln sowie gezielte Aufklärung vermindert werden.

Immer mehr Menschen in Großbritannien leiden unter finanziellen, psychischen und sozialen Folgen exzessiven Glücksspiels. Alarmierend ist die aktuelle YouGov-Studie, die im Auftrag von GambleAware durchgeführt wurde. Diese zeigt, dass sich 47 % der Erwachsenen nicht in der Lage fühlen, einer Person mit Glücksspielproblemen zu helfen.
Hohe Dunkelziffer
Dabei ist die Dunkelziffer hoch. Laut der Wohltätigkeitsorganisation verheimlichen 28 % der Betroffenen ihr Problemspiel gegenüber Familie und Freunden. Weitere 24 % der besonders schwer Betroffenen holen sich keine Hilfe, aus Scham oder Verlegenheit.
Gleichzeitig zeigt die neue Untersuchung von GambleAware, dass 62 % der Bevölkerung Glücksspielwerbung als „überall präsent“ empfinden. 39 % sehen sie mindestens zweimal am Tag. Auch Erwachsene sind von dieser Dauerpräsenz betroffen. 31 % erinnern sich, schon vor dem 17. Lebensjahr erstmals Glücksspielwerbung gesehen zu haben. Und 65 % glauben, dass diese Art von Werbung das Risiko erhöht, selbst Schaden zu erleiden.
Auch die aktuellen Zahlen aus dem Young People and Gambling Report 2024 der britischen Glücksspielkommission (UK Gambling Commission) haben sich im Gegensatz zu 2023 verdoppelt. Sie zeigen, dass rund 85.000 Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren in England, Schottland und Wales ein problematisches Spielverhalten aufweisen. Viele von ihnen haben bereits mit zwölf Jahren ihre erste Wette platziert.
Die neue Kampagne will genau hier ansetzen. Stigmatisierung durchbrechen, Bewusstsein schaffen und Hilfe zugänglich machen; ein Leitmotiv, das zum Nachdenken bringt.
Persönliche Erfahrungsberichte als Herzstück der Kampagne
Im Mittelpunkt der Initiative stehen berührende Geschichten von Betroffenen, die offen über ihre Erfahrungen mit Glücksspielschäden sprechen.
So berichtet ein ehemaliger Problemspieler, dass Glücksspiel in allen Lebensbereichen verheerende Auswirkungen hatte. Glücksspielwerbung war überall präsent, im Fernsehen, in Sportstadien und im Internet. Der Einstieg ins Spielen fiel dadurch sehr leicht. Besonders schwer sei es gewesen, sich dem eigenen Umfeld zu öffnen. Doch genau dieser Schritt habe den Wendepunkt eingeleitet und zu einem Gefühl der Erleichterung geführt.
Ein anderer Betroffener schildert, wie harmlose Fußballwetten allmählich in ein zwanghaftes Verhalten übergingen. Schon bald habe er auf Sportarten gewettet, die ihn überhaupt nicht interessierten. Hauptsache, er konnte weitermachen. Heute nutzt er seine Geschichte, um anderen Betroffenen Mut zu machen, offen über ihre Schwierigkeiten zu sprechen und Hilfe anzunehmen.
Auch prominente Persönlichkeiten beteiligen sich an der Initiative und teilen ihre Perspektiven auf das Thema Glücksspiel. Die Kampagne wird von über 20 Organisationen unterstützt, darunter Nationwide, die Football Supporters’ Association sowie das National Gambling Support Network.
Kathryn Townsend, Leiterin für Kundenschutz bei Nationwide, betont:
Wir haben unsere Mitarbeitenden geschult und bewusst einen ‘Gambling Block’ mit 72 Stunden Bedenkzeit eingeführt. Aber echte Veränderung braucht Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Der britische Rennfahrer Nicholas Hamilton schildert seine Erfahrungen mit Spielsucht in jungen Jahren. Was zunächst als harmlose Freizeitbeschäftigung begann, entwickelte sich zu einem belastenden Kreislauf aus Angst, Scham und finanziellen Verlusten.
Warnung vor gesundheitlichen Folgen
Dr. Radha Modgil, NHS-Ärztin und TV-Moderatorin, warnt vor den gesundheitlichen Folgen. Sie betont, dass die Auswirkungen von problematischem Glücksspiel nicht nur finanzieller Natur sind, sondern auch das mentale und körperliche Wohlbefinden stark beeinträchtigen können.
Professorin Dame Clare Gerada, Leiterin des National Primary Care Gambling Service, hebt hervor, wie häufig sie in ihrer täglichen Praxis mit den Auswirkungen von Spielsucht auf Einzelpersonen und Familien konfrontiert wird. Sie unterstreicht die Wichtigkeit des Zugangs zu kostenloser, vertraulicher Hilfe. Ein Angebot, das über das von GambleAware (Seite auf Englisch) geförderte Unterstützungsnetzwerk jederzeit verfügbar ist.
Auch die Politik hat reagiert. Baroness Twycross, Ministerin für Glücksspiel, kündigte an, eine gesetzliche Abgabe auf Glücksspielgewinne einzuführen, die jährlich etwa 100 Millionen Pfund für Forschung, Prävention und Behandlung bereitstellen soll. Außerdem sollen strengere Regeln für Werbung und Online-Glücksspiel umgesetzt werden.
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