Groß­britannien: Problem­spiel soll medi­zi­nisch stärker in den Fokus rücken

Posted on: 29/01/2025, 06:19h. 

Last updated on: 29/01/2025, 06:19h.

In Großbritannien sollen Mediziner das Problemspiel stärker in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit rücken. So lautet die Empfehlung des dem britischen Gesundheitsministerium angegliederten National Institute for Health and Care (NICE). Demnach sollen bei der Befragung von Patienten neben allgemeinem Daten zum Gesundheitsempfinden auch Fragen hinsichtlich problematischer Verhaltensweisen beim Glücksspiel gestellt werden.

NICE-Website
Die Mediziner sollen gezielt nach Problemen fragen (Bild: NICE)

Am Dienstag veröffentlichte NICE die neue Handlungsempfehlung für Mediziner in Großbritannien, die dem Problemspiel einen höheren Stellenwert einräumt. Dies betrifft hauptsächlich die Anamnese, bei der Ärzte sich über den gesundheitlichen Zustand ihrer Patienten informieren.

Demnach sollen Angehörige der Gesundheitsberufe in Erwägung ziehen, bei Gesundheitsuntersuchungen oder Hausarztbesuchen gezielt nach dem Thema Glücksspiel zu fragen. Dies könnte geschehen, wenn über andere Risikofaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum gesprochen wird.

Professor Jonathan Benger, leitender medizinischer Direktor des NICE, warnte:

Glücksspielbedingte Schäden haben verheerende Auswirkungen auf die Betroffenen und die ihnen nahestehenden Personen. Unser nützlicher Leitfaden wird Fachleuten im Gesundheitswesen und anderen helfen, diejenigen, die Hilfe brauchen, früher zu erkennen und sicherzustellen, dass sie die Behandlung und Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Ratsam sei es, das Thema bei Erstgesprächen aufzugreifen. Auch die Einnahme von Medikamenten, die die Impulskontrolle beeinträchtigen, sowie ein schädliches Glücksspiel in der Familie könnten das Risiko erhöhen. Ziel der Integration sei es, die mit dem Glücksspiel verbundenen Risiken so früh wie möglich zu erkennen.

Fragenkatalog zur Erkennung von Problemspiel in Großbritannien

Um das Problemspiel leichter zu diagnostizieren, gibt es eine Reihe von Standardfragen. Anhand dieser Liste sollen Mediziner direkt feststellen können, wie ausgeprägt das Risiko ist.

Auch Betroffene selbst können den Fragenkatalog [Seite auf Englisch] auf der Website des Gesundheitsservices NHS aufrufen und beantworten. Dieser basiert auf dem Problem Gambling Severity Index (PGSI), einem standardisierten Maß für Risikoverhalten.

– Setzen Sie mehr, als Sie sich leisten können zu verlieren?
– Müssen Sie mit größeren Geldbeträgen spielen, um das gleiche Gefühl zu bekommen?
– Haben Sie versucht, verlorenes Geld zurückzugewinnen?
– Haben Sie sich Geld geliehen oder etwas verkauft, um Geld für Glücksspiele zu bekommen?
– Frage Sie sich, ob Sie ein Problem mit dem Glücksspiel haben?
– Hat Ihr Glücksspiel gesundheitliche Probleme verursacht, einschließlich Stress- oder Angstgefühle?
– Haben andere Menschen Ihre Wetten kritisiert oder Ihnen gesagt, dass Sie ein Problem mit dem Glücksspiel haben?
– Hat Ihr Glücksspiel finanzielle Probleme für Sie oder Ihren Haushalt verursacht?
– Haben Sie sich jemals schuldig gefühlt, weil Sie spielen oder was passiert, wenn Sie spielen?

Eine Punktzahl von acht oder mehr bedeutet, dass Betroffene Unterstützung und Behandlung in Anspruch nehmen sollten. Doch auch Personen mit niedrigeren Punktzahlen könnten von der verfügbaren Unterstützung profitieren. Negative Auswirkungen könnte das Problemspiel bereits bei der positiven Beantwortung einer einzigen Frage haben.