Antragsstopp für Computerspiele­förderung führt zu scharfer Kritik

Posted on: 02/11/2022, 09:03h. 

Last updated on: 02/11/2022, 09:11h.

Seit dieser Woche können keine neuen Anträge mehr für die Computerspieleförderung des Bundes gestellt werden. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, seien die Mittel derzeit erschöpft. Kritiker wie der Games-Branchenverband game warnen nun vor den Folgen für die Branche und die deutsche Wirtschaft.

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Für die Entwicklung von Games können derzeit keine Fördergelder beantragt werden. (Bild: Pixabay/Markus Winkler)

Dem Wirtschaftsministerium zufolge handele es sich bei dem derzeitigen Stopp keineswegs um einen Förderstopp. Lediglich neue Anträge würden nicht mehr zuglassen. Bewilligte Fördermittel jedoch würden ausgezahlt und bereits eingereicht Anträge weiterbearbeitet, allerdings unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit der Mittel.

Förderstopp trotz der Versprechen der Politik zur Stärkung der deutschen Games-Branche

Wann die Computerspieleförderung wieder geöffnet werden könne, sei nicht absehbar, denn nicht nur die Mittel für das Jahr 2022 sollen aufgebraucht sein, sondern auch die Mittel für 2023. Der Branchenverband game schlug angesichts des Annahmestopps bereits an diesem Montag Alarm.

Die Games-Förderung, so der Verband, sei erst vor kurzem erfolgreich gestartet und habe zu einer Gründungswelle geführt. Die Nachricht vom derzeitigen Stopp der Förderung erfolge trotz der angekündigten politischen Unterstützung für die Stärkung des Games-Standorts Deutschland und trotz der Zusagen im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Gründen und der FPD.

Darin heißt es:

Wir stärken den Games-Standort Deutschland und verstetigen die Förderung. Wir stärken KMU bei der Digitalisierung durch unkomplizierte Förderung und bauen die Unterstützung für IT-Sicherheit, DSGVO-konforme Datenverarbeitung und den Einsatz digitaler Technologien aus.

Im internationalen Vergleich, so der Games-Verband game, würde Deutschland damit auf die Bedingungen von vor dem Jahr 2019 zurückfallen und nicht mehr konkurrenzfähig sein. Felix Falk, game-Geschäftsführer, erklärte:

Der Förderstopp ist eine Vollbremsung in der gerade so gut gestarteten Aufholjagd als Games-Standort. Mitten im Aufwärtstrend sendet er ein fatales Signal an Games-Unternehmen, die auf Grundlage der politischen Aussagen und des Koalitionsvertrags mit Investitionen in neue Projekte und Studios geplant haben, und riskiert sogar Existenzen heimischer Spiele-Studios. Wer derzeit noch in der Projektplanung steckt und erst in den kommenden Wochen einen Förderantrag einreichen wollte, findet plötzlich keine international konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen mehr vor. Das würde wieder rund 30 Prozent höhere Entwicklungskosten als beispielsweise in Frankreich, Großbritannien oder Kanada bedeuten, die seit vielen Jahren eine verlässliche Förderung bieten.

Dieser Einschätzung schloss sich auch der Chef der NRW-Staatskanzlei Nathanael Liminski (CDU) an. Er unterstrich die Bedeutung verlässlicher Fördermittel für die Branche und kritisierte, dass diese mitten in der Krise eingestellt würden, statt die Unternehmen zuverlässig zu fördern. Damit werde die positive Entwicklung der vergangenen Jahre ausgebremst.

Liminski appelliere daher an die Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass die Förderung weitergehe. Zudem müsse die Förderung für die nächsten Jahre deutlich erhöht werden. Dabei handelt es sich um eine Einschätzung, die der game-Verband teilt. So erklärte Falk, es brauche eine Anpassung der Fördermittel an den tatsächlichen Bedarf.

Sollten keine weiteren Mittel mehr zur Verfügung stehen, sei für die Branche keine internationale Vergleichbarkeit zu anderen Standorten zu erzielen. Für die deutsche Wirtschaft hätte dies fatale Folgen, denn die Games-Branche sei ein Schlüsselsektor für den Wirtschaftsstandort Deutschland.