Wegen Fake-Beschwerden: Google löscht kritische Online-Casino-Berichte
Posted on: 05/06/2025, 12:09h.
Last updated on: 05/06/2025, 12:09h.
- Google hat die Kritik an einem Online-Casino aufgrund von Fake-Beschwerden aus seinen Suchergebnissen gelöscht.
- Grund waren angebliche Urheberrechtsverletzungen des Berichts.
- Politiker und Medien fürchten eine Unterdrückung kritischer Artikel.
Wenn es um die Bewertung von Online-Casinos geht, verlassen sich viele Nutzer auf eine Internetrecherche bei Google. In zumindest einem Fall führt dies derzeit jedoch nicht zu allen gewünschten Ergebnissen. Laut Medienberichten löschte der IT-Konzern den kritischen Inhalt aufgrund von fingierten Fake-Beschwerden aus seinen Suchergebnissen.

Aufgedeckt wurde der ominöse Fall durch ein Investigativ-Magazin [Seite auf Englisch]. Dessen Redakteure förderten zutage, dass Unbekannte mit Googles Hilfe gegen die missliebigen Posts zu einem Online-Casino vorgingen.
Dabei nutzten sie anscheinend das Beschwerdesystem, das der Tech-Gigant aus Seattle eigentlich für Urheberrechtsverletzungen eingerichtet hat. Durch über 50 Fake-Behauptungen gelang es den Akteuren, Google zu veranlassen, die kritische Berichterstattung über den Online-Casino-Betreiber aus den Suchergebnissen zu tilgen.
Bei dem Online-Betreiber soll es sich laut Investigate Europe um Soft2Bet handeln. Dessen mögliche Verbindung zu über 100 illegalen Glücksspiel-Websites hatte das Magazin im vergangenen März aufgedeckt.
Die Online-Journalisten beobachteten kurz nach Veröffentlichung des Berichts verdächtige Online-Aktivitäten. Demnach gaben sich anonyme Personen mit falschen Behauptungen als Mitglieder der Redaktion aus.
Zudem sollen sie den Originalartikel dutzendfach neu ins Netz geladen haben, um so gegenüber Google Urheberrechtsverletzungen zu reklamieren. Sobald die echten Artikel aus dem Suchindex entfernt wurden, löschten die Akteure die kopierten Artikel wieder aus dem Netz.
Ein Tool gegen kritische Berichte
Die Analysen des Magazins ergaben, dass mehr als 50 sogenannte Takedown Notices unter Berufung auf den US Digital Millennium Copyright Act (DMCA) eingereicht wurden. Der DMCA gibt Online-Urhebern das Recht, die Entfernung von Inhalten aus dem Netz zu verlangen, wenn sie ihre Urheberrechte verletzt sehen.
Als US-Unternehmen ist Google zur Einhaltung dieser Regelung verpflichtet, weshalb der Text aus der Ergebnisliste getilgt wurde. Dieses Gesetz soll somit Urheberrechtsinhaber schützen. Nach Ansicht von Datenschützern und Politikern wird es jedoch zunehmend missbraucht, um kritische Berichte zum Schweigen zu bringen.
Der auf die Regulierung von Online-Plattformen spezialisierte Europaabgeordnete Tiemo Wölken warnte:
Böswillige Akteure nutzen Urheberrechtsschutzsysteme aus, um die Presse online zu zensieren, und das ist wirklich besorgniserregend. (…) Es ist schlicht zu leicht, eine unliebsame Berichterstattung subtil zu unterdrücken.
Aljosa Ajanovic, Berater des europäischen Netzwerks für digitale Rechte, pflichtete Wölken bei. Er betonte, dass die angewandte Taktik relativ simpel, aber höchst effektiv sei. Als Reaktion auf den Trend fordern Kritiker einen besseren Schutz der journalistischen Arbeit.
Gegenüber dem Magazin erklärte ein Google-Sprecher, dass das Unternehmen ein vielschichtiges System anwende, um Missbrauch zu erkennen. Dazu gab er den von den Fake-Beschwerden zum Online-Casino-Artikel Betroffenen den Rat, bei Google eine Gegenmeldung einzureichen, damit der Fall erneut überprüft werden könne.
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