Rassismus-Vorwürfe gegen Londoner Aspinalls Casino landen vor Gericht

Posted on: 16/07/2021, 01:17h. 

Last updated on: 16/07/2021, 01:17h.

Der Rassismus-Skandal um das Crown London Aspinalls Casino geht in die nächste Runde. Die von einer ehemaligen Angestellten erhobenen Vorwürfe gegen das Casino im Nobelviertel Mayfair werden derzeit vor einem Londoner Arbeitsgericht untersucht. Die britischen Medien verrieten am Donnerstag erste Details aus der gestrigen Anhörung [Seite auf Englisch].

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Angestellte ethnischer Minderheiten sollen im Crown London Aspinalls rassistisch angefeindet worden sein. (Bild: PxFuel)

Die 41-jährige gebürtige Nigerianerin Semhar Tesfagiorgis soll ihren langjährigen Arbeitgeber verklagt haben. Dieser sei in mehreren Fällen nicht eingeschritten, als Kunden sie rassistisch und sexistisch beleidigt hätten. Von 2007 bis 2020 habe sie daher in einer „feindlichen und erniedrigenden Umgebung“ arbeiten müssen.

Der Grund für die Untätigkeit ihres Arbeitgebers sei vor allem finanzieller Natur gewesen. Das Casino habe auf Spieler, die an einem Abend sechsstellige Beträge im Casino ließen, keinesfalls verzichten wollen.

Das Crown London Aspinalls Casino wurde 1960 von John Aspinall gegründet und ist seit 2011 ein Joint-Venture-Unternehmen, welches sich zu je 50 % im Besitz der Familie Aspinall und dem australischen Glücksspielgiganten Crown Resorts befindet. Das Casino ist seit jeher ein Privat-Club für feste Mitglieder. Mitglieder sind in der Regel wohlhabende „High Roller“ aus Großbritannien und dem Ausland.

Die Liste der Beleidigungen gegen die ehemalige Casino-Dealerin sei lang und schmerzhaft. Sie habe sich immer wieder Ausdrücke wie „scheiß dummes schwarzes Mädchen“, „Blackie“ und „N***er“ gefallen lassen müssen und sei von Kunden mit einem Gorilla verglichen worden. Mehrmals hätten Spieler auch in ihrer Anwesenheit explizit gefordert, dass an ihrer statt eine weiße Dealerin eingesetzt werde.

Statt die Kunden aufgrund ihres Fehlverhaltens des Casinos zu verweisen, sei das Management deren Wünschen widerspruchslos nachgekommen. Vor dem Arbeitsgericht schilderte Tesfagiorgis am Donnerstag:

Jedes Mal, wenn ich mit Rassismus und Sexismus konfrontiert wurde, mitbekommen habe, wie eine Kollegin beleidigt wurde oder von den Erfahrungen einer Kollegin gehört habe, tat ich mein Bestes, um den Verantwortlichen den Vorfall zu melden. Ich hoffte, dass sie sich der Sache annehmen und deutlich machen würden, dass sie keine Art der Diskriminierung tolerieren.

Jedes Mal habe man sie abblitzen lassen, statt ihr zu helfen, erklärte sie weiter. Die Chefs hätten das Verhalten der Gäste entweder entschuldigt oder kleingeredet. Auch habe man ihr vermittelt, dass sie sich „nicht so anstellen sollte“. In einem Fall habe sie beispielsweise darum gebeten, die Schichten mit einer Kollegin zu tauschen, da sie bereits schlechte Erfahrungen mit einem anwesenden Gast gemacht habe. Diese Bitte sei ihr nicht erfüllt worden.

Auch andere ihrer Anfragen seien vom Casino ignoriert worden. So sei ihr Antrag auf freie Wochenenden, damit sich um ihre Kinder kümmern könne, wiederholt abgelehnt worden. Ein weißer männlicher Kollege habe bei ähnlichen Anfragen immer die Genehmigung erhalten.

Casino verteidigt und rechtfertigt sich noch immer

Obwohl Tesfagiorgis Beweise für einige der von ihr geschilderten Vorfälle habe vorlegen können, verteidige sich der Aspinalls Club nun vor Gericht. Ein Kunde, der sich der Dealerin gegenüber rassistisch geäußert habe, sei 2009 aus dem Etablissement ausgeschlossen worden.

In dem Fall, in dem ihr der Schichttausch verweigert worden sei, habe der Kunde explizit nach Dealern gefragt, die nicht mit den Spielern „interagieren“. Hierfür sei sie die ideale Kandidatin gewesen.

Dass sie in einem Fall auf Wunsch eines Kunden durch eine weiße Dealerin ersetzt worden sei, sei zwar tatsächlich vorgefallen, aber lediglich eine „Fehleinschätzung“ gewesen, für die sich das Casino „umgehend und aufrichtig“ entschuldigt habe.

Bevor das Gericht zu einer Entscheidung kommt, sollen noch mehrere Anhörungen stattfinden.