eSports: US-Sanktionen blockieren League of Legends in Syrien und Iran

Posted on: 25/06/2019, 01:08h. 

Last updated on: 25/06/2019, 01:16h.

US-Sanktionen blockieren seit letztem Wochenende den Zugriff auf das Online-Spiel „League of Legends“ (LoL) für syrische und iranische Spieler. Wie Nutzer aus den Ländern im offiziellen LoL-Forum berichteten (Link auf Englisch), sei ein Einloggen in das Spiel nicht länger möglich.

League of Legends animierte Charaktere und LoL-Schriftzug
Iranische und syrische League of Legends-Spieler müssen unter den Sanktionen gegen ihre Länder leiden. (Quelle: Flickr)

Die kürzlich erlassenen US-Restriktionen folgten einer Reihe neuer Spannungen zwischen den USA und dem iranischen Regime, welches nachweislich enge Verbindungen zum syrischen Präsidenten Baschar al Assad unterhält.

Die US-Regierung unterstellte den Machthabern in Teheran, in diesem Monat an Anschlägen auf zwei Öltanker im Golf von Oman beteiligt gewesen zu sein und eine US-Drohne über internationalen Gewässern abgeschossen zu haben.

Als Folge verabschiedete US-Präsident Donald J. Trump neue Handelssanktionen gegen den Iran und Syrien, die nun auch die LoL-Community zu treffen scheinen. Spieleentwickler Riot Games ist unter dem neuen Sanktionspaket nicht länger berechtigt, seinen Online-Dienst für Spieler in diesen Staaten anzubieten.

Mehr als nur ein Videospiel

Blockadenotiz für syrische und iranische Spieler
Diese Warnung erhielten iranische und syrische Spieler am Wochenende. (Quelle: https://boards.euw.leagueoflegends.com)

Iranische und syrische LoL-User, die am Wochenende versuchten, auf das Spiel zuzugreifen, erhielten lediglich eine Zugangsverweigerungsmeldung, in der es hieß, dass ein Zugriff aufgrund von US-Gesetzen und Regulierungen derzeit nicht möglich sei.

Als Reaktion bekundeten die Gamer Frust und Verzweiflung im LoL-Spieleforum. So schrieb der LoL-User „Gadaliza“ am Sonntag:

„Obwohl ich die generelle Situation hinter den Sanktionen gegen Syrien verstehe, hat es mich hart getroffen, als es passierte. Ich will euch mal eine Geschichte erzählen.

Ich komme aus Syrien und Spiele seit der dem Erscheinen von Vi [Ein LoL-Charakter, der im Jahre 2012 erschien, Anm. d. Red.]. Die syrische League Community ist riesig. Ich habe keine Zahlen, aber viele Leute spielen das Spiel schon seit einer langen Zeit.

Wir haben nicht immer Strom, wir bekommen gewöhnlich 4-8 Stunden täglich Elektrizität. Für viele junge Spieler ist das Spielen die einzige Möglichkeit, in diesen harten Zeiten Dampf abzulassen und etwas zu genießen. Wir verbringen Zeit beim Spielen, weil es den Alternativen vorzuziehen ist.“

In weiten Teilen Syriens herrscht seit dem Jahre 2011 ein erbitterter Bürgerkrieg, der Millionen von Menschen zur Flucht in angrenzende Staaten und nach Europa zwang. Das zivile Leben geriet in dem nahöstlichen Land fast gänzlich zum Erliegen. Für viele Jugendliche und Heranwachsende, vor allem jene mit kritischem Blick auf das Regime, war das Internet daher ein Zufluchtsort vielseitiger Art.

Auch Forenteilnehmer aus dem schiitischen Iran verwiesen darauf, dass LoL für sie mehr als nur ein Videospiel sei, und forderten, dass politische Streitigkeiten auf Regierungsebene, nicht aber auf dem Rücken der Spieler ausgetragen werden sollten.

Herstellern sind die Hände gebunden

Den Spieleherstellern sind aufgrund der Handelssanktionen weitgehend die Hände gebunden. Im derzeitigen politischen Klima bleibt ihnen die Wahl zwischen Pest und Cholera: Die US-Sanktionen zu ignorieren und enorme Strafen in Kauf nehmen, oder ihren Dienst für Spieler aus dem Iran und Syrien zu sperren und zwei Communitys zu verlieren.

So helfen sich die Spieler

Trotz der Sanktionen könnte es Spielern aus dem Iran und Syrien gelingen, den Online-Client von LoL zu nutzen. Denkbar wäre dies über einen VPN-Server, der die Herkunft der Spieler verschleiert. In den Foren wird diese Möglichkeit derzeit eingehend diskutiert.

Dass sich die Firmen für die zweite Alternative entscheiden, scheint in Anbetracht des hohen Drucks, den die US-Regierung auf die Unternehmen ausüben könnte, nur folgerichtig.

Ganz allein steht Riot Games in dieser Situation übrigens nicht da. Aufgrund von US-Embargos und Sanktionen stellten andere Gaming-Anbieter wie EA und Epic Games ihr Online-Spielangebot in Staaten wie dem Iran und Syrien teilweise oder ganz ein.

Für die LoL-Spieler bleibt die letzte Hoffnung nun eine Normalisierung der politischen Lage. Nur eine Rücknahme der Sanktionen würde es den Fans des Fantasy-Games ermöglichen, ihr geliebtes Hobby ohne digitale Umleitung auszuüben.