300 statt 1.000 Euro: Suchtforscher Hayer kritisiert hohe Einzahlungslimits
Posted on: 27/03/2025, 04:44h.
Last updated on: 27/03/2025, 02:15h.
- Suchtforscher Dr. Tobias Hayer übt Kritik an der Höhe der Einzahlungslimits für das Online-Glücksspiel in Deutschland.
- Statt 1.000 Euro monatlich wären eher 300 Euro angebracht, so Hayer.
- Der Wissenschaftler fordert zudem stärkere Prävention.
Die in Deutschland beim Online-Glücksspiel geltenden Einzahlungslimits sind nach Ansicht von Suchtforscher Dr. Tobias Hayer zu niedrig angesetzt. Gegenüber Medien erklärte der Glücksspielforscher der Universität Bremen, dass die monatlich 1.000 Euro zu hoch gegriffen seien.

Hayer beruft sich auf Studien, denen zufolge bereits Ausgaben zwischen 1 und 3 % des Bruttoeinkommens für Online-Casinos und -Sportwetten problematisch sein können. Deshalb sei ein maximales monatliches Limit von etwa 300 Euro „aus suchtpräventiver Sicht“ sinnvoll.
In diesem Zusammenhang kritisiert Hayer die Möglichkeit, die monatlichen Limits aufzustocken. So sei es auf Anfrage möglich, allmonatlich fünfstellige Beträge zu setzen.
Die für die Erhöhung der Einzahlungslimits nötige Abfrage bei der Schufa stand bereits Anfang des Monats massiv in der Kritik. Es wird moniert, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Antragstellers nur äußerst oberflächlich geprüft werde. Demnach hätten in Einzelfällen auch Studenten ohne festes Einkommen ihre Limits erhöhen können. Die Glücksspielbehörde GGL erklärte daraufhin, dass nach Beendigung einer umfassenden Evaluierung über Anpassungen nachgedacht werden könne.
Der Suchtexperte hält die derzeitige Überprüfung der Limits für nicht ausreichend. So sagten frühere Zahlungsausfälle nur wenig darüber aus, ob sich die Person Glücksspiel tatsächlich leisten könne. Stattdessen plädiert Hayer für andere Prüfkriterien. Er gehe davon aus, dass Steuerbescheide oder Einkommensnachweise ein geeigneteres Tool seien.
Auch das Argument, dass Spieler bei niedrigen Einzahlungslimits in den Schwarzmarkt abwandern, will der Suchtforscher nicht gelten lassen. Dies könne nicht die Grundlage dafür bilden, „legales Glücksspiel immer attraktiver und damit suchtpotenter zu machen“.
Mehr Prävention gefordert
Hayer betont zugleich das höhere Risiko, das seiner Ansicht nach vom Online-Glücksspiel ausgehe. Im Netz könnten Menschen rund um die Uhr und von jedem Ort aus zocken. Das sei besonders für anfällige Menschen eine Gefahr.
Gegenüber dem Magazin Choices erklärte Hayer:
Zielführender wäre es, dass wir primär im Bereich der Verhältnisprävention ansetzen, also Verfügbarkeit beschränken, Werbung restriktiver gestalten bis hin zu Werbeverboten.
Es gehe darum, Aufklärung und Sensibilisierung zu stärken. Aus diesem Grund wünscht der Forscher sich die regelmäßige Integration von Präventionsbotschaften ins Online-Glücksspiel. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich Hayer mit seinen Forderungen durchsetzen wird.
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