Medienbericht: Spielerschutz wird in Deutschland massiv unterlaufen
Posted on: 06/03/2025, 12:59h.
Last updated on: 06/03/2025, 12:59h.
- Laut Medienberichten weist der Spielerschutz beim Online-Glücksspiel in Deutschland große Lücken auf.
- Den Recherchen zufolge wird das Einzahlungslimit von 1.000 Euro nur unzureichend überprüft.
- Verantwortlich dafür seien neben den Betreibern die Bundesländer selbst.
Im Glücksspielstaatsvertrag von 2021 wird der Spielerschutz für das Online-Glücksspiel in Deutschland geregelt. Dort ist auch ein anbieterübergreifendes Einzahlungslimit von maximal 1.000 Euro im Monat festgelegt. Dieses gilt sowohl für Online-Casinos als auch -Wettanbieter.

Nun förderten Recherchen von Investigate Europe, dem ARD-Magazin Monitor sowie Zeit Online zutage, dass dieses Limit ausgerechnet von den Bundesländern unterlaufen wird. Demnach wurde eine entscheidende Vorgabe zum Spielerschutz durch die Innenminister der Länder Ende 2022 praktisch aufgehoben.
Laut Bericht sei dies durch eine “bisher geheime Vereinbarung in einem gerichtlichen Vergleich mit Sportwettenanbietern, die gegen Vorgaben zum Spielerschutz geklagt hatten”, festgelegt worden.
Bei der Regelung geht es um die 1.000 Euro, die auf Antrag von Online-Anbietern erhöht werden können. Um höhere individuelle Limits zu gewähren, müssen die Betreiber die “wirtschaftliche Leistungsfähigkeit” der jeweiligen Kunden überprüfen. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass sich die Spieler nicht finanziell ruinieren.
Laut Glücksspielstaatsvertrag müssen Online-Anbieter Nachweise in Form von Einkommensteuerbescheiden oder anderen Einkommensnachweisen bzw. Bankauszügen erbringen. Dies wird praktisch allerdings nicht umgesetzt.
Viel schwächeres Prüfverfahren
Stattdessen können Betreiber eine sogenannte Schufa-G-Abfrage als Vermögensnachweis akzeptieren. Dieses von den Innenministern gebilligte Vorgehen gilt bundesweit.
Bei dieser eigentlich für die Glücksspielbranche entwickelten Abfrage werden die tatsächlichen Vermögenswerte oder das Einkommen der Spieler jedoch gar nicht erfasst. Auf diese Weise konnte laut Bericht sogar ein Student mit einem monatlichen Einkommen von 1.000 Euro sein Limit auf 10.000 Euro im Monat heraufsetzen.
Nach Bekanntwerden des Schlupflochs zeigten sich Suchtexperten erbost. So erklärte der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, dass das von den Bundesländern erlassene strikte Glücksspielgesetz
… im Nachhinein klammheimlich wieder außer Kraft gesetzt wird.
Auf diese Weise erhielten die Anbieter “einen Freifahrtschein, noch mehr Profit auf Kosten der Gesundheit und am Ende der Allgemeinheit machen zu dürfen”, so Blienert.
Die meisten Landesregierungen verweisen laut Bericht auf die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder. Die GGL prüfe derzeit, ob die Schufa-G-Abfrage den Vorgaben des Spielerschutzes gerecht werde. Zum grundsätzlichen Thema Spielerschutz beim Online-Glücksspiel in Deutschland äußerten sich die meisten Länder nicht.
Lediglich Bremens Innensenators Ulrich Mäurer (SPD) wandte sich gegen die angewandte Praxis. Er ließ verlauten, dass den Online-Betreibern der Einsatz der Schufa-G-Abfrage “unverzüglich zu untersagen“ sei.
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