Manipulierte Spielautomaten: Prozess beginnt in Stuttgart

Posted on: 12/03/2019, 03:44h. 

Last updated on: 12/03/2019, 03:44h.

In Stuttgart hat der Prozess gegen zwei Männer wegen unerlaubten Glücksspiels begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, illegale Spielautomaten aufgestellt und andere zu Ungunsten der Spieler manipuliert zu haben. Binnen drei Jahren soll so ein Gewinn von rund 1,6 Millionen Euro erwirtschaftet worden sein.

Spielautomaten in Spielhalle
Zwei Männer sollen Millionen mit manipulierten Spielautomaten gemacht haben (Quelle:pixabay.com/Bru-nO)

Rund 400 Geräte weltweit

Vor der 17. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts müssen sich seit Montag ein 51-jähriger und ein 60-jähriger Mann verantworten, die über Jahre nicht zugelassene Glücksspielgeräte vertrieben und Automaten in Spielstätten und gastronomischen Betrieben manipuliert haben sollen.

Der § 284 des StGB bezieht sich auf die Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels

Er regelt, dass wer ohne staatliche Erlaubnis öffentlich Glücksspiele veranstaltet oder Mittel hierfür bereitstellt, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden kann.

Wer in diesem Kontext gewerbs- und bandenmäßig agiert, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

Laut Anklage sollen weltweit rund 400 solcher Automaten im Einsatz gewesen sein. Allein in Deutschland scheinen 71 Geräte in Betrieb gewesen zu sein.

Zwischen Januar 2015 und ihrer Festnahme im Sommer 2018 sollen die Angeklagten so einen Gesamtumsatz von rund 3,7 Millionen Euro erzielt haben und ihr Gewinn habe bei ca. 1,6 Millionen Euro gelegen, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

Neue Bauteile statt neuer Richtlinien

Landgericht Stuttgart
Der Prozess soll bis zum 01. Juli im Landgericht Stuttgart stattfinden (Quelle:Apdency, gemeinfrei)

Der 61-jährige Angeklagte soll seit 2003 eine Firma betrieben haben, die für die Produktion von Glücksspielautomaten zuständig gewesen sein soll.

Als im Jahr 2006 verschärfte Regeln für Spielautomaten in Kraft traten, habe der Mann seine Produkte nicht mehr von der für die Zulassung zuständigen Physikalisch-Technischen Bundesanstalt prüfen lassen. In der Folge seien immer wieder nicht lizensierte Geräte seiner Firma beschlagnahmt worden.

Statt sich den gesetzlichen Gegebenheiten anzupassen, habe der Angeklagte daraufhin begonnen, weitere Automaten zu entwickeln, die ebenfalls nicht den geltenden Vorgaben entsprochen hätten. So habe man Software in die Automaten integriert, die die externe Überwachung und Steuerung der Geräte über einen Server zuließ.

Die Auszahlungsquote der illegal in Umlauf gebrachten Geräte habe deutlich unter der der zugelassenen Automaten und der gesetzlichen Richtlinie gelegen.

Manipulierte Geräte mit gefälschten Zertifikaten

Im Jahr 2015 sei dann der jetzt 51-jährige Mitangeklagte mit auf den Plan getreten, so die Staatsanwaltschaft. Der Mann, der zu diesem Zeitpunkt bereits im Außendienst für einen Stuttgarter Automatenvertrieb tätig war, habe über seine Branchenkontakte neue Kunden für die manipulierten Geräte akquiriert.

Insgesamt soll er deutschlandweit über 100 der illegalen Automaten in Internetcafés, Spielhallen und gastronomischen Betrieben platziert haben. Weiterhin habe er selbstangefertigte Gutachten für die Geräte ausgestellt.

Laut Stuttgarter Staatsanwaltschaft gelang es den Männern weltweit über 400 ihrer manipulierten Spielautomaten aufzustellen, allein in Deutschland sollen dabei rund 1,6 Millionen Euro an Gewinnen generiert worden sein.

Spezialabteilung ermittelte

SEK Einsatz
Bei einer Razzia waren manipulierte Geräte sichergestellt worden (Symbolbild, Quelle:Frank Schwichtenberg, licensed under CC BY 3.0)

Die Behörden kamen den Angeklagten aufgrund eines Hinweises bereits im Jahr 2017 auf die Spur. Die Leitung der Ermittlungen hatte die damals neu gegründete Abteilung für Cyber-Kriminalität der Staatsanwaltschaft Stuttgart übernommen.

Diese bearbeitet neben Fällen mit terroristischem Hintergrund auch Delikte im Bereich der organisierten Wirtschaftskriminalität.

Nach rund einem Jahr intensiver Ermittlungsarbeit konnten die Angeklagten im Juni 2018 festgenommen werden. Vorausgegangen war eine bundesweite Razzia, bei der mehr als 160 Beamte 35 Räumlichkeiten durchsucht hatten.

Neben den manipulierten Automaten wurden dabei auch portionsweise abgepackte Drogen und eine Schusswaffe sichergestellt.

Wer wusste wovon?

Inwieweit die Betreiber der Spielstätten, in denen die illegalen Geräte standen, in die Geschäfte der Angeklagten involviert waren, ist bislang nicht bekannt. Die Frage nach ihrem Anteil am Betrug an den Spielern dürfte aber im laufenden Prozess ebenfalls zur Sprache kommen.

Bislang schweigen beide Angeklagte zu den Vorwürfen. Der Prozess wird am 18. März fortgesetzt. Das Urteil soll voraussichtlich am 01. Juli fallen.