Die Deutsche Automatenwirtschaft fördert TÜV Zertifikate auf Spielautomaten

Posted on: 30/09/2018, 05:30h. 

Last updated on: 29/03/2023, 12:25h.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Automatenwirtschaft (DAW) klärt der TÜV derzeit über seine Zertifizierung von Spielautomaten auf. Beide Unternehmen setzen sich für eine bundesweite Regulierung ein, um illegales Glücksspiel zu bekämpfen.

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TÜV Zertifikate auf Spielautomaten gefordert (Bild: Pixabay)

DAW gegen unreguliertes Glücksspiel in Deutschland

Das Jahr 2018 war im Hinblick auf potentielle oder bereits beschlossene Gesetzesänderungen für Glücksspielanbieter, Automatenhersteller und kleinere Spielhallen sehr turbulent.

Während man im Grunde einstimmig und mit vereinten Kräften versucht, gegen den unregulierten Markt vorzugehen, sind sich dabei Politik und Betriebe nicht immer über die nötigen Maßnahmen einig.

Die Deutsche Automatenwirtschaft fordert eine komplette Neuregelung des gesamten deutschen Glücksspielmarktes, in welcher insbesondere auch sämtliche Online Casinos und Wettanbieter miteingeschlossen werden sollen.

Laut Georg Stecker, dem Vorstandssprecher der Deutschen Automatenwirtschaft, würden durch die derzeitige Regulierung in einigen Bundesländern legale Betriebe stark reduziert, was in der Folge den illegalen Markt fördern würde. Er verwies dabei auch auf die wachsende Anzahl von Café Casinos.

Was sind Café Casinos?

Als Café Casinos bezeichnet man im negativen Sinne Einrichtungen, die unter dem Deckmäntelchen eines Cafés unreguliertes Glücksspiel anbieten. Besonders die Stadt Berlin hat mit diesen Geschäften, die sich in einer gesetzlichen Grauzone befinden, zu kämpfen.

Laut Gesetz ist es Einrichtungen gestattet, bis zu drei Automatenspielgeräte zu betreiben, sofern das Hauptgeschäft beim Kaffee liegt. Oftmals wird diese Gesetzeslücke ausgenutzt, in dem sich mehrere Café-Räume nebeneinander ansiedeln, aber insgesamt als eine Einheit arbeiten.

Die Polizei macht regelmäßig Razzien auf diese Spielstätten, was vom DAW sehr begrüßt wird. Wie der Nachrichtensender n-tv im Juni dieses Jahres berichtete, gehen dem Staat durch derartige Einrichtungen große Summen an Steuergeldern verloren.

Der DAW wolle daher den Spielbetrieb gezielt in „legale verbraucherschützende Bahnen“ lenken, weshalb die DAW die Qualitätsinitiative 2020 entwickelt hat. In dieser geht es in erster Linie um verbesserten Spieler- und Jugendschutz.

Gesetzesbuch, Gericht, Hammer
DAW fordert neue Gesetze im deutschen Glücksspiel (Bildquelle: Pixabay)

Im Zusammenhang mit der Qualitätsinitiative fordert der DAW auch bundesweite biometrische Zugangskontrollen in Spielhallen und an den Spielgeräten selbst. Mit diesen Maßnahmen soll verhindert werden, dass Spieler unkontrolliert an mehreren Geräten spielen und sich den Risiken der Spielsucht aussetzen.

Einen wichtigen Beitrag zum Spielerschutz soll auch der TÜV leisten, welcher die Spielautomaten in der Bundesrepublik regelmäßig überprüfen und zertifizieren soll. Der DAW fordert, dass die TÜV-Zertifizierung nicht mehr wie bisher auf freiwilliger Basis der Automatenbesitzer beruhen, sondern gesetzlich festgelegt werden muss.

Bundesländer wollen höhere Qualität

Erst diesen Monat fand in Halle (Saale) eine wichtige Informationsveranstaltung zur TÜV-Zertifizierung von Spielautomaten statt. Geleitet wurde das Event von DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker und es nahmen mehrere Unternehmer von Spielautomaten aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen teil.

Das Interesse an einer qualitativen Regulierung statt einer quantitativen Reduzierung der Spielautomatenstandorte ist in vielen Bundesländern groß. Laut Stecker erkenne auch die Politik die Wichtigkeit von Qualitätskontrollen an, weshalb er den Anwesenden dazu riet, sich schnellstmöglich um eine TÜV Zertifizierung zu kümmern.

Auf der Website der DAW wird betont, dass auch die Spielstätten selbst nach hohen Qualitätsstandards streben und sich stets in einem regulierten Raum bewegen möchten:

Die von uns vertretenen überwiegend mittelständischen Betriebe sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Spielgästen bewusst und nehmen sie sehr ernst. Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer leben die Regeln, die dem Jugend-, Spieler-und Verbraucherschutz dienen und halten sich daran. Die Einhaltung der Bestimmungen ist jederzeit überprüfbar, auch durch unabhängige TÜV-Organisationen, die Spielhallen nach Spieler- und Jugendschutz­kriterien zertifizieren.

Zwei Wochen vor dem Treffen in Halle wurde das Thema der TÜV Zertifizierung in offiziellen parlamentarischen Veranstaltungen in Magdeburg und Schwerin besprochen.

Thomas Breitkopf, der Präsident des Bundesverband Automatenunternehmer e.V (BA) sowie dessen Geschäftsführerin Simone Storch, sprachen sich bei diesem Treffen zwischen Politik und Unternehmern klar für den TÜV an Spielautomaten aus.

Auch ein Botschafter des TÜVs berichtete über die bisherigen Erfahrungen mit zertifizierten Spielhallen. Aus unternehmerischer Sicht habe das TÜV-Siegel klare Vorteile für alle Beteiligten und sende ein positives Signal für Spieler.

Was genau macht der TÜV an Spielautomaten?

Beim TÜV arbeiten eine Reihe Sachverständiger, welche sich auf Spielautomaten spezialisiert haben und in Spielhallen oder Gaststätten vor Ort nach Terminabsprache ihre Kontrollen durchführen.

TÜV Rheinland
(Bild: Wikipedia)

Der Prüfer macht dabei einen Abgleich mit dem Baumuster des jeweiligen Geräts und schaut, ob dieses dem Muster in vollem Maße entspricht. Nachträgliche Änderungen oder Verfälschungen des Geräts können damit entdeckt oder ausgeschlossen werden.

Sämtliche Software- und Hardwarekomponenten werden mit den Angaben auf dem aktuellen Zulassungsschein verglichen, damit dir Konformität mit den geltenden Auflagen bestätigt werden kann.

Der TÜV stellt dann ein offizielles Zertifikat aus und versieht das jeweilige Gerät mit dem bekannten Prüfzeichen. Genau wie beim TÜV für Kraftfahrzeuge beträgt die Gültigkeitsdauer zwei Jahre. Da die Überprüfung jedoch derzeit noch keine gesetzliche Pflicht ist, dürfen die Automaten auch nach Ablauf unbegrenzt betrieben werden.

DAW Zahlen und Fakten

Die Deutsche Automatenwirtschaft besteht aus insgesamt rund 5.000 mittelständischen Unternehmen, die sowohl an der Herstellung, am Handel sowie am Betrieb beteiligt sind. Insgesamt werden dabei 70.000 Arbeitsplätze eingespannt, von denen laut Angaben der DAW Website 75 % Frauen sind.

Bei der DAW sind insgesamt 292.400 Spielautomaten registriert, von denen 82.000 in der Gastronomie und 173.000 in Spielhallen und Casinos aufgestellt sind. Die Steuereinnahmen für den Staat betragen in aus der gesamten Branche rund 2,5 Milliarden Euro jährlich. Im Jahr 2017 lag der Gesamtumsatz bei mehr als 6,77 Milliarden Euro.