Computerspiele in der Ausgangssperre: Suchtgefahr oder Mittel zum Social Distancing?
Veröffentlicht am: 31. März 2020, 05:10 Uhr.
Letzte Aktualisierung am: 31. März 2020, 05:10 Uhr.
Der Kriminologe und ehemalige Chef des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen Christian Pfeiffer warnt davor, dass Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen während der Corona-Krise vermehrt zu einem Problem werden könnte. Dies hat die Neue Osnabrücker Zeitung heute berichtet. Die WHO unterstützt unterdessen eine Pro-Gaming-Kampagne auf Twitter.

Problematisches Spielverhalten wird verschärft
Kinder und Jugendliche seien dabei vor allem von einer Abhängigkeit von Computerspielen betroffen. Bereits vor der Krise sei das Spielverhalten vieler Jugendlicher problematisch gewesen.
Einer Studie der DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen aus dem Jahre 2019 zufolge spielten 72,5 % der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig am Computer. 15,4 % der Jugendlichen wiesen ein problematisches Spielverhalten auf. Kriminologe Pfeiffer warnt:
“In Niedersachsen spielt jeder vierte männliche Jugendliche jeden Tag viereinhalb Stunden und mehr…Das ist ein Problem, das sich jetzt durch Corona noch einmal verschärft.”
Angesichts geschlossener Schulen, Ausgangssperren und Kontaktverbote steige die Zahl derer, die einen erheblichen Teil ihrer Zeit am Computer spielen, so Pfeiffer.
Kampagne „Play Apart Together”
Ein Zusammenschluss von 18 Akteuren der Gaming Branche, darunter Riot Games, YouTube Gaming und Snap Games, rief unterdessen Computerspiel-Begeisterte zum Zocken auf.
Mit ihrer Kampagne „Spielt getrennt zusammen“ wollen die Organisatoren Menschen dazu bewegen, die WHO-Empfehlungen des Social Distancing zu befolgen. Gemeinsames Computer-Spiel im Internet wirke sozialer Isolation während der Ausgangssperre entgegen, so die Message der Kampagne.
Die Urheber der Kampagne kündigen zu diesem Zweck Sonderaktionen, spezielle Veranstaltungen und Neuerungen während der Krise an, die Spieler an den Computer holen sollen.
Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete, unterstütze die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Kampagne: Gaming sei eine Tätigkeit, durch die Menschen auf sichere Weise sozial interagieren können.
2018: WHO erklärt Videospielsucht zu offizieller Erkrankung
Erst vor zwei Jahren hatte die Weltgesundheitsorganisation Videospielsucht als offizielle Erkrankung in ihren Katalog der Krankheiten (IDC-11) aufgenommen. Als spielsüchtig gelte eine Person demnach, wenn sie ihren Alltag, Bildung, Familie und Freunde vernachlässige, um am Computer zu spielen.
Kritik am „Play Apart Together“-Aufruf folgte prompt: Es sei unverantwortlich, Kinder und Jugendliche, die ihren Tag derzeit bereits im virtuellen Klassenzimmer verbrächten, noch dazu zu ermutigen, vermehrt am Computer zu spielen, so eine Twitter-Nutzerin in Reaktion auf den Aufruf von WHO-Botschafter Raymond-Chambers.
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