Online-Glücksspiel in Großbritannien: Drohen scharfe Beschränkungen?

Posted on: 28/11/2022, 10:56h. 

Last updated on: 28/11/2022, 10:59h.

Der neue britische Premierminister Rishi Sunak soll eine drastische Verschärfung der Richtlinien für das Online-Glücksspiel in Großbritannien vorsehen. Dies geht aus einem Bericht der britischen Tageszeitung The Times vom vergangenen Samstag hervor.

Rishi Sunak, britischer Premierminister
Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak soll die Glücksspiel-Neuordnung zügig vorantreiben wollen. (Bild: Flickr/Simon Dawson; No 10 Downing Street)

Bereits bei seinem Amtsantritt im Oktober hatte die britische Glücksspielbranche den neuen Premierminister aufgefordert, die geplante Neuordnung des Glücksspiels mit Vernunft anzugehen. Die Hoffnungen auf die Unterstützung der Branche durch eine maßvolle Regulierung scheinen sich angesichts der neuesten Ankündigungen jedoch nicht zu erfüllen.

Einzahlungslimits und Bonitätsprüfungen beim Online-Glücksspiel?

So plane die Regierung den Presseberichten zufolge Einzahlungslimits in Höhe von 2 sowie 5 GBP für Online-Spielautomaten. Den Kunden soll es nur dann erlaubt sein, größere Beträge zu setzen, wenn sie es sich nachweislich leisten könnten.

Gegen derartige Einzahlungslimits spricht sich nicht nur die britische Glücksspielbranche aus, sondern auch die am Glücksspiel teilnehmende Bevölkerung soll dagegen sein. Berichten des Glücksspielverbandes Betting and Gaming Council [Seite auf Englisch] zufolge habe eine Umfrage des Statistik-Dienstleisters YouGov gezeigt, dass sich 67 Prozent der Spieler gegen eine derartige Maßnahme aussprechen würden. Es sei dem Branchenverband zufolge zu befürchten, dass Einzahlungslimits dazu führen würden, dass Spieler in den Schwarzmarkt abwandern, statt bei regulierten Anbietern zu spielen. Ausschließlich bei diesen jedoch gebe es Spielerschutzmaßnahmen, um Spieler vor möglicherweise problematischem Spielverhalten zu schützen.

Bei Befragungen zu Bonitätsprüfungen, die in den vergangenen Monaten durchgeführt wurden, hatten Spieler angegeben, derartige Maßnahmen auf keinen Fall in Kauf nehmen zu wollen. Die möglichen Folgen für die Branche bei derartigen Maßnahmen werden daher von Marktbeobachtern als drastisch eingeschätzt. Schätzungen gehen von sinkenden Spieleinnahmen in Höhe von 700 Mio. GBP jährlich aus.

Möglicher Verzicht auf ein Glücksspiel-Sponsoring-Verbot

Zu einem derart scharfen Vorgehen bei der Regulierung der Glücksspielbranche riefen unter anderem Ärzte von Suchtkliniken auf. Die Statistiken zur Spielsucht würden laut Times Folgendes zeigen:

In den vergangenen sechs Monaten wurden 599 Patienten an den Dienst [der Suchtkliniken; Anm. d. Red.] überwiesen, eine Steigerung von 42 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum und von 65 % im selben Zeitraum 2020-21.

Ob eine Verschärfung der Restriktionen des legalen Online-Glücksspiel-Marktes zur Minimierung dieser Zahlen führen wird, wird sich zeigen. Insbesondere in Bezug auf ein drohendes Glücksspielwerbeverbot reagierte die Glücksspielbranche bereits frühzeitig und kündigte freiwillige Beschränkungen an. Der Times zufolge solle es den Vereinen der Premier League daher erlaubt sein, sich freiwillig für einen Ansatz hinsichtlich des Sponsorings durch Glücksspiel-Anbieter zu entscheiden.

Dies dürfte allerdings auf wenig Gegenliebe bei einigen Abgeordneten stoßen. Parlamentarier hatten im Rahmen der Gruppe Gambling Related Harm APPG immer wieder ein gesetzliches Glücksspiel-Sponsoringverbot gefordert.