Brasilien vor ent­schei­den­der Ab­stim­mung über land­basierte Casinos

Posted on: 18/06/2025, 03:41h. 

Last updated on: 17/06/2025, 08:48h.

  • Der Senat plant eine Abstimmung über landbasierte Casinos in Brasilien noch vor der Julipause.
  • 60 % der Bevölkerung unterstützen laut Umfrage die Legalisierung.
  • Evangelikale Gruppen und Juristen warnen vor sozialen und rechtlichen Risiken.

Die Legalisierung landbasierter Casinos rückt näher. Der Senat in Brasilien könnte noch vor der Juli-Pause über das Gesetz abstimmen. Unterstützt wird das Vorhaben durch eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Es gibt aber auch laute Kritik.

Brasilianische Fahne
Abstimmung über Legalisierung landbasierter Casinos in Brasilien (Bild: Unsplash/Samuel Costa Melo)

Landbasierte Casinos könnten in Brasilien schon bald Realität werden. Nach jahrelanger Verzögerung kündigte Senatspräsident Davi Alcolumbre an, das Gesetzesvorhaben PL 2234/2022 mit höchster Priorität zur Abstimmung zu bringen.

Der Entwurf wurde bereits im Juni 2024 vom Justizausschuss verabschiedet, die finale Senatsentscheidung jedoch mehrfach verschoben. Nun könnte die Abstimmung noch vor der Parlamentspause im Juli erfolgen.

Ein Widerstand durch Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wird nicht erwartet. Sollte der Senat zustimmen, ist mit seiner endgültigen Billigung des Gesetzes zu rechnen. Tourismusminister Celso Sabino zeigte sich optimistisch, dass das Gesetz noch im ersten Halbjahr verabschiedet wird.

Das Gesetz sieht vor, dass Casinos künftig ausschließlich in Resorts betrieben werden dürfen. Pro Bundesstaat jeweils eins, in größeren Regionen wie São Paulo oder Rio de Janeiro bis zu drei.

Minderjährige sollen ausgeschlossen bleiben, da Spiele ausschließlich vor Ort und nicht online angeboten werden dürfen. Zahlungen in bar oder digital werden verboten, erlaubt sind nur Kreditkartenzahlungen.

Breite Zustimmung, aber Widerstand von Kirchen und Strafrechtlern

Laut einer im April veröffentlichten Umfrage des staatlichen Instituts DataSenado spricht sich 60 % der erwachsenen Bevölkerung für die Legalisierung landbasierter Glücksspiele aus. 58 % erwarten dadurch höhere Steuereinnahmen, 44 % sehen Potenzial für neue Arbeitsplätze. Der Gesetzgeber rechnet mit bis zu 1 Million neuer Jobs und jährlichen Steuereinnahmen von rund 20 Milliarden Reais.

Trotz der breiten Zustimmung gibt es auch entschlossene Gegner von Präsident Lula da Silva. Die evangelikale Parlamentariergruppe lehnt das Vorhaben strikt ab. Deren Vorsitzender Gilberto Nascimento erklärte:

Ich werde alle auffordern, dagegen zu stimmen. Casinos und Automatenspiele verschärfen nur die Lage. Brasilien ist kein Land mit Glücksspiel-Tradition.

Auch Strafrechtsexperten äußern Bedenken. Der Jurist Sérgio Rosenthal warnt vor erhöhtem Risiko von Geldwäsche und sozialer Destabilisierung. Die Legalisierung sei aus seiner Sicht „äußerst bedenklich“ und könne viele Familien ins Unglück stürzen.

Dennoch treiben politische Befürworter wie Senator Irajá das Projekt entschieden voran. Er betont, dass das Gesetz keine Online-Wetten betrifft. Dafür existiert bereits eine separate Regelung. Stattdessen soll ein reguliertes, sicheres Modell entstehen, das Investitionen anzieht, Arbeitsplätze schafft und den Tourismus stärkt.

Ob landbasierte Casinos in Brasilien künftig erlaubt werden, dürfte sich in den nächsten Wochen zeigen. Offensichtlich bringt diese Entscheidung vieles mit sich. Vom möglichen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft bis hin zur künftigen Regulierung des Glücksspielmarktes.