Betrug und Korruption in Südafrikas Lotterie

Posted on: 14/05/2019, 01:02h. 

Last updated on: 14/05/2019, 02:56h.

Auch am Kap der Guten Hoffnung sind Lotterien mittlerweile ein Milliardengeschäft. Ermittlungen innerhalb der National Lotteries Commission (NLC) legen jetzt den Verdacht nahe, dass es bei der Verteilung der Gelder zu massiven Unterschlagungen gekommen sein könnte.

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Wurden bei der Lotterie Millionen verschoben? (Bild: nationallottery.co.za)

Der Umsatz von Südafrikas Glücksspiel-Branche liegt 2019 bei etwa 2 Milliarden Euro, wobei der Anteil der Lotterien auf 25 % geschätzt wird. Seit 2015 ist das Unternehmen ITHUBA Holdings Organisator der im Jahr 2000 gegründeten National-Lotterie, die einen Großteil des Geschäfts abwickelt

Millionenbeträge wurden umgeleitet

Der Veranstalter ist rechtlich verpflichtet, einen Teil seiner Einnahmen für den guten Zweck zur Verfügung zu stellen und damit soziale Projekte zu fördern. Bei der Verteilung dieser Gelder kam es nach Angaben des zuständigen Ministeriums “Department of Trade and Industry” (DTI) zu finanziellen Unregelmäßigkeiten.

Kapstadt Tafelberg
Auch in Südafrika ist Lotto sehr populär (Bild: Pixabay)

Ermittler des DTI forschten daraufhin nach und stellten dabei nach Medienangaben fest, dass in den letzten 18 Monaten Summen im zweistelligen Millionenbereich unterschlagen wurden.

Laut Medienberichten steht ein Vorstandsmitglied der Lotterie-Kommission im Zentrum der Ermittlungen. So vergab die Kommission einen mit 900.000 Euro dotierten Auftrag zum Bau eines Rehabilitationszentrums nahe der Hauptstadt Pretoria an eine Firma, die seinem Bruder gehört.

Die Ermittlungen des DTI konzentrieren sich deshalb auf das Management der NLC. Schwerpunkt der Untersuchungen ist ein interner Fonds, aus dem der NLC-Vorstand bestimmten Projekten Geldmittel ohne weitere Prüfung zukommen lassen kann.

Ursprünglich sollte auf diese Weise einzelnen wohltätigen Vorhaben auf schnellem Wege unbürokratisch geholfen werden. Nun hat es jedoch den Anschein, als hätten Verantwortliche aus diesem mit jährlich etwa 9 Millionen Euro bestückten Geldtopf große Summen in die eigene Tasche umgeleitet.

Die Vorwürfe sind derart gravierend, dass das DTI den Vorgang an die Staatsanwaltschaft übergeben hat. Dean Macpherson, Sprecher der Staatsanwaltschaft, äußerte sich zu den Vorgängen:

“In Bezug auf diesen Fonds gibt es von unserer Seite aus einige ernste Fragen. Um hier zu befriedigenden Antworten zu kommen, werden wir alle Transaktionen, die über den Fonds getätigt wurden, detailliert untersuchen.”

Milliardenmarkt Glücksspiel

In Südafrika ist das Glücksspiel streng reglementiert. Nachdem es seit 1965 gänzlich verboten war, öffneten in den 1970er Jahren in den halbautonomen Homeland-Regionen erste offizielle Casinos. Gleichzeitig boomte das illegale Glücksspiel im Lande, weshalb es 1994 per Gesetz legalisiert wurde.

In Folge wurden von der zuständigen Behörde, dem National Gambling Board, rund 40 Lizenzen an Glücksspiel-Anbieter vergeben. Inzwischen gehören Lotterien zu den beliebtesten Glücksspielen in Südafrika, weshalb das Angebot kontinuierlich ausgeweitet wurde.

So veranstaltet ITHUBA neben der nationalen Lotterie unter anderem auch die aus den USA bekannte PowerBall-Auslosung. Darüber hinaus gibt es in dem Land inzwischen weitere Lotterie-Anbieter.

Analysen zufolge spielen am Kap 82 % der Bevölkerung mindestens einmal wöchentlich Lotto, für das sie umgerechnet 5 Euro im Monat ausgeben. Damit sind Lotterien die mit Abstand beliebtesten Glücksspiele. 53 % der Einwohner setzten nur auf Lotto, während knapp 30 % zumindest ab und zu auch Geld für Casinos oder Sportwetten ausgeben.

Dass dies auch im südlichen Afrika zu Problemen führten kann, zeigen aktuelle Untersuchungen: Nach Angaben der Spielerschutz-Organisation South African Responsible Gambling Foundation zeigen etwa 3 % der Südafrikaner ein problematisches Glücksspielverhalten.

Ein Drittel der Einkünfte für wohltätige Zwecke

Wie auch in anderen Staaten, fließt in Südafrika ein Teil der Lotterie-Einnahmen in öffentliche und soziale Projekte. So überweist der Veranstalter ITHUBA derzeit 34 % seines Umsatzes für den guten Zweck. 48 % der Einkünfte sind für Gewinne reserviert, während 10 % für Verwaltung und operative Kosten ausgeben werden. Weitere 6 % gehen an die Verkaufsstellen.

Zu den von der Lotterie geförderten Empfängern gehören laut einer Aufstellung der NLC hauptsächlich karitative Einrichtungen sowie Organisationen, die sich der Kultur und der Kunst verschrieben haben.

Ein weiterer Teil des Geldes fließt in die Förderung von Sportvereinen und ihrer Infrastruktur, da auch der Bau von Sportplätzen, Trainingsanlagen und Schwimmbädern durch die Lotterie bezuschusst wird.

Seit dem Jahr 2000 flossen auf diese Weise bereits mehr als 1,4 Milliarden Euro an gute Zwecke. Damit gehört die Lotterie am Kap zu den größten nicht-staatlichen Unterstützern von wohltätigen Einrichtungen.

Die aktuellen Ermittlungen werfen jedoch einen Schatten auf diese positive Bilanz. Es wird sich zeigen, inwieweit Korruption und Unterschlagung höhere Zuwendungen für das Wohl der Bevölkerung verhindert haben.