UN warnt: Cyber­krimi­nali­tät in Süd­ost­asien auf dem Vor­marsch

Posted on: 23/04/2025, 11:26h. 

Last updated on: 23/04/2025, 11:27h.

  • Die UN warnt, dass unregulierte Casinos und Online-Glücksspielplattformen als Tarnung für kriminelle Aktivitäten und Cyberbetrug dienen.
  • Ost- und Südostasien verloren 2023 zusammen geschätzte 37 Mrd. USD durch die illegalen Machenschaften. 
  • Die Organisation warnt vor einer globalen Ausbreitung.

Die transnationale organisierte Kriminalität in Südostasien nimmt mit rasanter Geschwindigkeit neue Dimensionen an. Besonders unregulierte Casinos und digitale Glücksspielplattformen entwickeln sich zunehmend zu zentralen Instrumenten für Geldwäsche und Cyberbetrug.

Symbolbild Cybercrime
Südostasien entwickelt sich zum Zentrum von Cyberkriminalität (Bild: Unsplash/Oleksandr Chumak)

Ein aktueller Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) beleuchtet diese alarmierende Entwicklung. Er warnt eindringlich vor der internationalen Ausbreitung dieser Strukturen.

Ursprünglich konzentrierten sich kriminelle Netzwerke auf schwer zugängliche Regionen im Mekong-Gebiet sowie auf Sonderwirtschaftszonen in Ländern wie Myanmar, Kambodscha, Laos und den Philippinen. Diese Gebiete, oft von nicht staatlichen bewaffneten Gruppen kontrolliert, boten ideale Rückzugsräume für betrügerische Operationen, die auf schwacher Regulierung und politischem Schutz basierten.

Kriminelle Netzwerke mit Online-Casinos verbunden

Im Zentrum dieser Strukturen stehen industrielle Betrugszentren, die sich auf eine Vielzahl digitaler Verbrechen spezialisiert haben. Dazu zählen unter anderem Romance-Scams, Krypto-Betrug, illegales Online-Glücksspiel und umfassende Geldwäsche.

Die Täter operieren über Plattformen, die gezielt auf undurchsichtige Spielmechaniken setzen. Geld wird auf Glücksspielseiten eingezahlt, innerhalb des Spiels verschleiert und schließlich als vermeintliche Gewinne ausgezahlt. Unregulierte Casinos dienen als eine perfide Methode der Geldwäsche, die kaum Spuren hinterlässt.

Die Expansion von White-Label-Online-Glücksspiel Plattformen festige das Betrugsschema. Das Resultat sei, dass digitale Glücksspielaktivitäten schnell unter einer lizenzierten Marke etabliert werden. UNODC stellt fest, dass kriminelle Akteure in Hongkong, Macau, Taiwan (PoC) und den Philippinen zunehmend in solche Machenschaften verwickelt sind.

Benedikt Hofmann, UNODC-Regionalrepräsentant für Südostasien und den Pazifik, schildert die Situation:

Es breitet sich wie ein Krebs aus. Die Behörden behandeln es in einem Gebiet, aber die Wurzeln verschwinden nie; sie wandern einfach.

Die kriminellen Syndikate agierten hochgradig flexibel. Sie nutzten komplexe Netzwerke aus Geldwäschern, Menschenhändlern, Datenhändlern und Softwareentwicklern.

Der Missbrauch von Kryptowährungen, Stablecoins und verschlüsselter Kommunikation sei integraler Bestandteil ihrer Operationen, so der Bericht. Auffällig sei, dass oft dieselben Akteure sowohl die digitalen Plattformen als auch die physischen Betrugszentren betreiben.

Ein besonders erschütternder Aspekt ist der massenhafte Einsatz verschleppter und versklavter Arbeitskräfte in diesen Scam-Zentren. Im Jahr 2023 berichtete das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, dass Menschen in Myanmar [Seite auf Englisch] und in Kambodscha unter Bedingungen festgehalten werden, in denen sie zu Online-Betrugsarbeit gezwungen werden.

Das Ergebnis ist ein massives Wachstum der Branche mit Hunderten groß angelegter Betrugsoperationen, die jährlich geschätzte Gewinne in Milliardenhöhe erzielen. Allein in Ost- und Südostasien sind Verluste in Höhe von rund 37 Milliarden US-Dollar entstanden. Die USA verzeichneten im selben Jahr Schäden von über 5,6 Milliarden Dollar durch ähnliche Machenschaften.

UNODC rät zu klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen

Ohne entschlossene internationale Zusammenarbeit und eine klare Regulierung drohe Südostasien laut UN-Bericht zum globalen Epizentrum digitaler organisierter Kriminalität zu werden. Um unregulierte Casinos und Cyberbetrug im Rahmen zu halten, empfiehlt UNODC unter anderem eine strenge Prüfung bei der Vergabe von Lizenzen und erhöhte Transparenz bei Glücksspielbetreibern.

Die Sensibilisierung von Regierung, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft solle das Verständnis für die Risiken von Cyberbetrug, Schattenbanken und illegalen Finanzströmen verbessern. Intensiver grenzüberschreitender Informationsaustausch sowie Schutzmechanismen für Opfer von Menschenhandel stehen ebenfalls hoch auf der Liste, so die UN-Ermittler.