Erster Thüringer Glücksspiel­bericht veröffentlicht

Posted on: 21/06/2023, 08:41h. 

Last updated on: 21/06/2023, 08:55h.

Die Landesregierung von Thüringen hat am Dienstag ihren ersten Glücksspielbericht veröffentlicht. Darin geht sie in dem Bundesland von einer Anzahl von 32.400 Menschen mit pathologischem Spielverhalten aus.

Spielautomaten
Laut Thüringer Glücksspielbericht geht von Spielautomaten die größte Suchtgefahr aus. (Bild: Pixabay/Steve Sawusch)

Wie das Thüringer Sozialministerium im Glücksspielbericht darlegt, war vorher von einer Anzahl von rund 11.000 Glücksspielsüchtigen ausgegangen worden. Die neue Zahl gehe aus einer Hochrechnung hervor. Deren Grundlage sei die BZgA-Studie „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2019“.

Den Ergebnissen der Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge stieg die Teilnahme am Glücksspiel im Jahr 2019 erstmals seit dem Jahr 2015 wieder leicht an. So lag der Anteil der Befragten, die innerhalb der dem Befragungszeitraum vorausliegenden zwölf Monate am Glücksspiel teilgenommen hatten, 2015 noch bei 37,3 %. Im Jahr 2019 stieg dieser Anteil auf 37,7 % an. Gegenüber dem Jahr 2007, als der Anteil noch bei 55 % lag, entspricht dies gleichwohl weiterhin einem deutlichen Rückgang.

Geldspielautomaten mit hohem Suchtpotenzial verbunden

Die häufigste Spielform, die Thüringer Klienten und Klientinnen im ambulanten Suchthilfesystem nutzten, waren die Geldgewinnspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten. Hierzu heißt es im Thüringer Glücksspielbericht:

82,2 % spielen an Geldgewinnspielautomaten in Spielhallen bzw. Gaststätten. 70,1 % der Klient:innen mit dieser Spielform weisen die Diagnose „Pathologisches Glücksspielen“ gemäß ICD-10 auf.

Im gesamten Bundesland waren Geldspielautomaten im zweiten Halbjahr 2022 in 277 Spielhallen aufgestellt. Hinzu kamen 376 Betriebe und Gaststätten mit Spielautomaten. Nicht genannt ist die mögliche Anzahl an illegal aufgestellten Spielgeräten, bei denen keine Spielerschutzmaßnahmen greifen.

Im Durchschnitt liegt die Anzahl der Stunden an einem „typischen Spieltag“ an Spielautomaten in Spielhallen und Gaststätten zwischen zwei und fünf. Rund 41 % der Spieler und Spielerinnen spielten maximal acht und mehr Stunden am Tag.

Hohes Suchtpotenzial schreibt der Thüringer Glücksspielbericht neben den Spielautomaten weiteren Glücksspielen mit hoher Ereignisfrequenz zu. Dazu zählen virtuelle Automatenspiele, Sportwetten und Sofortlotterien.

Zur Nutzung des Online-Glücksspiels liegen derzeit noch keine Zahlen vor. Es sei laut Thüringer Sozialministerium jedoch davon auszugehen, dass dieses eine größere Nutzergruppe ansprechen könnte. Das Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen weist darauf hin, dass derzeit 19 % der Glücksspielerträge online erzielt würden. Hierbei sind illegale Angebote einbezogen.

Wie hoch die Beteiligung am Online-Glücksspiel tatsächlich ist und inwiefern sich diese auf die Anzahl pathologischer Spieler auswirken könnte, werden erst künftige Erhebungen zeigen können.