Südafrika: Untersuchung illegaler Wetten auf Taubenrennen

Posted on: 04/11/2019, 06:35h. 

Last updated on: 04/11/2019, 06:35h.

Die Glücksspielaufsicht der südafrikanischen Provinz Westkap, Western Cape Gambling and Racing Board, hat am Wochenende angekündigt, die im Land organisierten Taubenrennen auf illegale Wettaktivitäten zu untersuchen.

Taube für Taubenrennen
Illegale Wetten bei Taubenrennen? (Bild: Wikimedia/Spookymomma)

Anstoß zu den Untersuchungen habe laut der südafrikanischen Zeitung IOL News die Politikerin Deidré Baartman gegeben. Diese habe hinterfragt, wie sich die millionenschwere Industrie auf legale Weise finanzieren könne und dabei auf die Möglichkeit illegaler Wetten hingewiesen.

Nachforschungen eingeleitet

Taubenrennen werden heute auf allen Kontinenten der Erde organisiert. Während es sich einerseits um einen weniger bekannten Nischensport handelt, steht andererseits in manchen Ländern eine millionenschwere Industrie dahinter.

Wie sich diese Industrie im Detail finanziert, wollte jetzt die südafrikanische Politikerin Deidré Baartman (Democratic Alliance, DA Partei) wissen. Würden die Veranstalter nämlich Teile ihrer Einnahmen durch Sportwetten erzielen, handle es sich eindeutig um illegale Wettgeschäfte.

Bei Taubenrennen werden Dutzende bis Hunderte von Tauben zum selben Zeitpunkt am Startpunkt der Rennen aus ihren Käfigen freigesetzt. Die Tauben sind wie die berühmten Brieftauben darauf trainiert, zu einem bestimmten Ort zu fliegen. Um die Flugroute und Geschwindigkeit zu überwachen, kommen an Fußringen angebrachte GPS-Sender zum Einsatz. Wie bei anderen Rennsportarten gewinnt die Taube, die als erstes am Zielort ankommt.

Während das Wetten in Südafrika nicht pauschal als illegal gilt, bedarf es für jedwede Glücksspieltätigkeit einer offiziellen Lizenzierung durch eine der neun Glücksspielaufsichten des Landes.

Das Western Cape Gambling and Racing Board [Seite auf Englisch], welche sämtliche Bereiche des Glücksspiels in der Provinz Westkap überwacht, will nach Baartmans Anmerkung jetzt erstmals die in der Region organisierten Taubenrennen untersuchen.

Der Vorsitzende der Behörde, David Lakay, erklärte dazu, dass es bisher keine Hinweise auf illegale Wetten gegeben habe. Taubenrennen seien eher mit Fußballturnieren vergleichbar. Man nehme teil, um einen Preis, bzw. eine Trophäe, zu gewinnen.

Man gehe grundsätzlich jedoch jeder Spur nach und werde daher auch die Möglichkeit illegaler Wetten bei Taubenrennen nicht ignorieren.

Das Glücksspiel ist in Südafrika nur eingeschränkt legal und wird regional von den Glücksspielbehörden der neun südafrikanischen Provinzen reguliert. Erst 1994 ebnete die Regierung den Weg für legale Casinos, Pferdewetten und die nationale Lotterie.

Das Online Glücksspiel hingegen wurde im Jahr 2004 als illegal erklärt. Eine Ausnahme gilt lediglich für lizenzierte südafrikanische Buchmacher, die ihre Wettangebote auch auf das Internet ausweiten, nicht aber ausschließlich dort betreiben, dürfen.

Nicht mit dem Pferdesport vergleichbar

Auch die South African Nationl Pigeon Oranisation (SANPO), welche die zahlreichen Taubenrennen innerhalb des gesamten Landes überwacht, hat sich bereits zu den anstehenden Untersuchungen geäußert.

Laut George le Roux, dem stellvertretenden Präsidenten der Organisation, gebe es keineswegs eine „Taubenwettindustrie“, wie bspw. bei Pferderennen.

Die Rennen sind saisonal und werden zwischen Anfang Juni und Mitte Oktober ausgetragen. Normalerweise gibt es in diesen 18 bis 20 Wochen keine Wetten auf Tauben wie bei Pferden, aber einige Organisationen haben ein Poolwetten-System, in welchem Tauben während der Rennen für ein bestimmtes Preisgeld nominiert werden.

Sollte sich dieses Statement bestätigen und demnach „höchstens“ Poolwetten angeboten werden, würde es sich nichtsdestotrotz um illegales Glücksspiel handeln, da jedwede Form der Wettaktivität, sofern unlizenziert, nach den südafrikanischen Glücksspielgesetzen als illegal gilt.

Taubenrennen in Deutschland

Während die Frage des illegalen Glücksspiels bei den südafrikanischen Taubenrennen noch geklärt werden muss, machte der Nischensport auch in Deutschland in der Vergangenheit großen Wirbel.

Stadttaube isst Körner
Taubenrennen auch in Deutschland organisiert (Bild: Pixabay)

So veranstaltet die Stadt Neustadt seit 1997 ein jährliches Taubenrennen, welches jeweils im September abgehalten wird. Hierbei müssen alle Teilnehmer eine Gebühr von 120 Euro zahlen, um sich eine Chance auf das Preisgeld von 15.000 Euro zu sichern.

Im Mai letzten Jahres stellte die Tierschutzorganisation PETA Deutschland jedoch eine Strafanzeige gegen die Veranstalter des Rennens. Laut PETA habe eine Straftat gemäß Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes (Verursachung des grundlosen Todes eines Wirbeltieres) vorgelegen.

In der Tat scheint die „Verlustrate“ der Tiere in dieser Sportart vergleichsweise hoch. Auch der südafrikanische Tierschutzbund (NSPCA) kritisierte die Rennen in dieser Hinsicht. Demnach kämen insgesamt 75 % aller für die Rennen trainierten Tauben ums Leben.

Sowohl PETA als auch die NSPCA sind sich sicher, dass die Industrie ohne dazugehörige (und damit illegale) Sportwetten nicht überleben könne.