Großbritannien: Zwangspausen für FOBTs sollen vor pathologischem Glücksspiel schützen

Posted on: 14/11/2019, 01:34h. 

Last updated on: 14/11/2019, 01:34h.

Das britische Betting and Gaming Council (GGC) hat am Mittwoch die Einführung des Anonymous Player Awareness Systems (APAS) angekündigt, das in die Wettterminals (FOBT) in den Wettbüros integriert werden soll. Bei Anzeichen eines potentiell schädlichen Spielverhaltens sollen sogenannte „Cooling Off“ Perioden aktiviert werden, die den Spielern die Möglichkeit bieten sollen, ihr Spielverhalten zu reflektieren.

Ladbrokes, Wettbüro
An FOBTs werden Zwangspausen eingerichtet. (Bild: wikimedia.org/Danrok)

Die Entwicklung des Systems [Seite auf Englisch] war eine Initiative einer Arbeitsgruppe der Association of British Bookmakers (ABB) mit Vertretern von Ladbrokes, Coral, Paddy Power und William Hill, den Softwareunternehmen Scientific Games und Inspired Gaming sowie der Responsible Gambling Trust (RGT) und der britischen Glücksspielkommission (UKGC).

APAS ist die Antwort auf eine von RGT geförderte Studie vom Dezember 2014, die aufgezeigt habe, dass es möglich sei, problematisches Spielverhalten von unproblematischem an den Wettterminals zu unterscheiden.

Alle Mitglieder der Vereinigung britischer Buchmacher hatten sich der Initiative zur Entwicklung des APAS angeschlossen, das als Weltneuheit im Bereich des landbasierten Glücksspiels gilt.

Wie funktioniert das Anonymous Player Awareness System?

Beim System zur Erkennung problematischen Glücksspiels sind Echtzeitalgorithmen im Einsatz, um Charakteristika des Spielerverhaltens zu identifizieren, die auf schädliches Spiel hindeuten könnten. Das System löst dann einen Alarm auf dem Bildschirm aus und erzwingt eine Spielunterbrechung. Gleichzeitig wird das Personal alarmiert, um intervenieren zu können.

Die Einführung der “Bedenkzeit” soll das derzeitige Angebot an Tools ergänzen, die bereits für das Automatenspiel vorhanden sind. Dazu gehören unter anderem die Festlegung von Zeit- und Einsatzlimits und das Einblenden von Nachrichten, die auf verantwortungsbewusstes Glücksspiel hinweisen.

Brigid Simmonds, die Vorsitzende des Betting und Gaming Councils, erklärt:

„Ich freue mich sehr, diese neuen Maßnahmen heute im Rahmen der Responsible Gambling Week auf den Weg zu bringen. Der Betting and Gaming Council hat sich zum Ziel gesetzt, die Standards anzuheben. Diese Technologie wird ein Umfeld schaffen, das sichereres Spiel unterstützt.“

Wes Himes, Interim Chief Executive, ergänzt, dass er dies als Gelegenheit betrachte, sichere Verfahren für das Glücksspiel bieten zu können. Himes fügte hinzu, dass der neue Ansatz dazu beitragen könne, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und er hoffe, künftig weitere Initiativen für mehr Sicherheit beim Spielen und Wetten in der Branche bereitstellen zu können.

Die Spielverordnung 2019 in deutschen Spielhallen

Mann, Spielautomat
In Deutschland legt die Spielverordnung Einsatzhöhe und Spielpausen fest. (Bild: pixabay.com)

Auch in Deutschland gibt es in den landbasierten Spielhallen strengere Auflagen, die dem Spielerschutz dienen sollen. Gewerbliche Spielgeräte in deutschen Gaststätten und Spielhallen unterliegen seit dem 11. November 2018 der technischen Richtlinie (TR 5.0), die vorgibt, wie die Automatenhersteller ihre Geräte einrichten müssen.

So dürfen die Einsätze nur noch in Euro oder Cent und nicht mehr in Einheiten oder Punkten getätigt werden. Weiterhin darf der maximale Einsatz den Betrag von 0,20 Euro nicht überschreiten. Die Höchstgewinne pro Spielrunde dürfen nur noch 2 Euro betragen. Ein Dreh darf nicht weniger als fünf Sekunden dauern.

Die Verlustgrenze wurde von 80 Euro pro Stunde auf 60 Euro reduziert. Auch der mögliche Höchstgewinn wurde von vormals 500 Euro auf 400 Euro pro Stunde gesenkt. Davon ausgenommen sind allerdings Jackpots und sonstige Sonderauszahlungen.

Nach einer Stunde Spielzeit muss eine Zwangspause von fünf Minuten eingelegt werden. Die Automaten sind so programmiert, dass sie die Spielpause automatisch aktivieren. In dieser Zeit können weder Ein- noch Auszahlungen getätigt werden. Auch der Zugriff auf Demospiele ist nicht möglich.

Eine zusätzliche Maßnahme des Spielerschutzes in den deutschen Spielhallen ist die Deaktivierung der Auto-Play Funktion. Das bedeutet, der Spieler muss nun jede Spielrunde selbst durch die Betätigung des Play Buttons aktivieren.

Ein weiteres Novum ist, dass Spieler nicht mehr simultan an mehreren Automaten spielen können. Dies wird durch den Einsatz einer personalisierten Spielerkarte verhindert.

Während die Vorgaben der Spielverordnung in Deutschland für alle Spieler gelten, setzt das APAS auf das Erkennen des Spielverhaltens und aktiviert die Spielpausen individuell. Ob dieses System auch für die deutsche Glücksspiel-Gesetzgebung interessant sein könnte, bleibt abzuwarten.