Rumänien geht gegen ille­gale Glücks­spiel­wer­bung auf Meta- und Google-Platt­formen vor

Posted on: 23/06/2025, 02:49h. 

Last updated on: 22/06/2025, 12:58h.

  • Die Aufsichtsbehörde ONJN fordert Meta und Google auf, illegale Glücksspielwerbung in Rumänien zu entfernen.
  • Die Regulierungsbehörde selbst sieht sich starker Kritik ausgesetzt.
  • Neuer ONJN-Präsident steht vor der Mammutaufgabe, das angeschlagene Vertrauen wiederherzustellen und veraltete Systeme zu modernisieren.

Rumäniens Glücksspielbehörde ONJN verlangt von Tech-Riesen wie Meta und Google, umgehend Werbung für nicht autorisierte Glücksspielseiten zu entfernen. Dieser Schritt erfolgt inmitten wachsender Bedenken wegen illegaler Online-Wetten. Auch die Aufsichtsbehörde selbst steht in weitreichender Kritik.

Rumänischer Lei und Euro
Rumäniens ONJN fordert zum Stopp illegaler Glücksspielwerbung auf (Bild: Unsplash/Jakub Żerdzicki)

Das Nationale Amt für Glücksspiel (ONJN) von Rumänien sandte formelle Aufforderungen in Bezug auf die illegale Glücksspielwerbung an Meta und Google. Grund war die Entdeckung gesponserter Anzeigen für unlizenzierte Glücksspielanbieter. Diese Werbung erschien auf Meta-Plattformen wie Facebook, Instagram und Messenger sowie in Google-Suchergebnissen. Die beworbenen Webseiten stehen auf der offiziellen Schwarzen Liste der ONJN. Sie verstoßen damit gegen rumänisches Glücksspielrecht.

Die ONJN forderte eine dringende Untersuchung dieser Fälle. Auch eine sofortige Einstellung der illegalen Kampagnen wurde verlangt. Weiterhin bat die Behörde um detaillierte Informationen zu den Werbekonten und den Einnahmen der Plattformen.

Das rumänische Gesetz sieht hohe Geldstrafen vor. Für die Förderung nicht autorisierten Glücksspiels liegen diese zwischen 9.900 und 19.800 Euro (50.000 -100.000 Lei). Behörden können auch Einnahmen aus solchen illegalen Aktivitäten beschlagnahmen.

Der Betrieb von Glücksspieldiensten ohne Lizenz ist eine Straftat. Auch Dienstleister für Zahlung, Inhalte, Promotion oder IT-Services für nicht lizenzierte Betreiber können strafrechtlich belangt werden.

Milliardenverluste und Vertrauensbruch überschatten ONJN-Reformen

Das verschärfte Vorgehen fällt in eine Zeit erhöhter Prüfung der ONJN-eigenen Regulierungsleistung. Der rumänische Glücksspielsektor durchläuft aktuell einen Erneuerungsprozess. Erst vor rund drei Monaten, am 17. April, wurde der Jurist Vlad-Cristian Soare zum Präsidenten der ONJN ernannt.

Soare, promovierter Jurist und Dozent an der Rechtsfakultät der Universität Bukarest, ist für die Marktüberwachung und die Förderung von verantwortungsvollem Glücksspiel zuständig. Trotz der hohen Erwartungen an den neuen Leiter offenbart ein Bericht des rumänischen Rechnungshofs massive Probleme.

Rumänien hat zwischen 2019 und 2023 fast eine Milliarde Euro an Glücksspielsteuern durch Versagen der ONJN verloren. Der Prüfbericht zeichnete das Bild einer veralteten Behörde. Sie nutzte überholte IT-Systeme und prüfte nicht die Genauigkeit von Auszahlungsquoten. Die ONJN konnte kaum nachvollziehen, wer lizenziert war oder was bezahlt wurde.

Erschwerend kam hinzu, dass die Behörde sich nach der Steuerreform von 2019 nicht anpassen konnte. Diese führte eine monatliche 2%-Steuer auf Online-Glücksspiel-Teilnahmegebühren ein. Inmitten Rumäniens pro-europäischer Bestrebungen führten diese erheblichen Mängel zu spürbarem politischem Druck und öffentlicher Frustration. Es wird sogar über die Auflösung der ONJN spekuliert.

Vlad-Cristian Soare hatte Modernisierungen und eine engere Zusammenarbeit mit der nationalen Steuerbehörde (ANAF) angekündigt. Doch Kritiker sehen diese Initiativen als zu wenig und zu spät für eine Behörde, die das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Politik verloren hat. Objektive Ergebnisse seiner Reformbemühungen sind nach nur drei Monaten Amtszeit womöglich kaum zu erwarten.