Glücks­spiel­reform: Ru­mänien führt Spieler­sperr­system ein

Posted on: 06/06/2025, 08:12h. 

Last updated on: 06/06/2025, 08:12h.

  • Rumänien startet ein Spielersperrsystem, das Anbieter zur schnellen Sperrung von Spielern verpflichtet.
  • Spieler können sich online ausschließen. Verstöße führen zu Lizenzentzug und Rückerstattungspflicht.
  • Weitere Reformen wie Ausgabenlimits werden politisch diskutiert.

Rumänien geht neue Wege in der Glücksspielpolitik. Das Land führt ein verpflichtendes, landesweites Selbstsperrsystem ein. Dieses wird über das Webportal der Nationalen Glücksspielbehörde (ONJN) betrieben. Spieler können sich dort online bei allen lizenzierten Anbietern ausschließen. Ein System, das als Reaktion auf jahrelange Kritik an mangelndem Spielerschutz entwickelt wurde.

Landesweit verpflichtendes Selbstsperrsystem in Rumänien (Bild:Unsplash/Andrei Seritan) Straße bei Nacht
Landesweit verpflichtendes Selbstsperrsystem in Rumänien (Bild:Unsplash/Andrei Seritan)

Auslöser war ein Reformpaket der Partei Uniunea Salvați România (USR). Die Gesetzesvorlage stammt von der USR-Abgeordneten Diana Stoica und wurde am 4. Juni vom Rechtsausschuss des Senats bestätigt. Sie sieht vor, dass Glücksspielanbieter Sperrwünsche innerhalb von 24 Stunden umsetzen müssen, die ONJN innerhalb von 48 Stunden. Zusätzlich ist ein sechsmonatiger Lizenzentzug für Anbieter möglich, die sich nicht daran halten.

Stoica sagte dazu:

Die Stimme von Zehntausenden Spielsüchtigen ist gehört worden. Der Staat darf nicht weiter Komplize der Glücksspielindustrie sein. Klare, schnelle Eingriffe sind gebraucht. Wir können Sucht nicht mit bürokratischer Gleichgültigkeit behandeln.

Zu den weiteren Maßnahmen gehört, dass Spieler in Rumänien eine Rückerstattung ihrre Verluste erhalten, wenn sie trotz Spielersperrsystem Einsätze tätigen konnten. Sperren gelten für mindestens 12 Monate. Zudem muss die ONJN öffentlich Bericht erstatten und den Zugang zu Hilfsangeboten für Spielsüchtige deutlich kennzeichnen.

Vor rund einem Monat fand in Bukarest ein Forum der European Gaming and Betting Association (EGBA) statt. Dort sprach sich auch die Organisation deutlich für die Einführung eines nationalen Sperrregisters in Rumänien aus.

Sperren sind der erste Schritt

Die USR sieht den Gesetzentwurf als ihren ersten Erfolg im Kampf gegen Spielsucht. Doch das Vorhaben ist nur ein Teil eines größeren Plans. Ein zweites Gesetz, das Ausgaben für Glücksspiel auf 10 Prozent [Seite auf Englisch] des monatlichen Einkommens begrenzen soll, steht noch aus.

Dessen Umsetzung verzögert sich allerdings. Nach der Präsidentschaftswahl am 18. Mai 2025 fehlt es an ernannter Regierung und politischer Führung. Präsident Nicușor Dan hat bislang keine Positionen besetzt, wodurch sich die Bewertung des Gesetzes verzögert.

Die Behörde steht unter erheblicher Beobachtung, nachdem sie versäumt hat, Steuern und Lizenzgebühren ordnungsgemäß zu prüfen. Ein Versäumnis, das den rumänischen Staat fast 1 Milliarde Euro an Einnahmen gekostet haben soll.

Währendessen hat die ONJN seit Ende April dieses Jahres einen neuen Leiter, Vlad-Cristian Soare. Der Jurist und ehemalige Dozent an der Universität Bukarest hat die Aufgabe, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Er kündigte an, politische Einflussnahme zu beenden und Spielerschutz künftig zur obersten Priorität zu machen. Soare war bisher nicht in die Leitung der ONJN eingebunden.

Auch andere Parteien reagieren. Die Nationalliberale Partei (PNL) fordert inzwischen ein vollständiges Werbeverbot für Glücksspiele. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Reformen überhastet und ohne ausreichende Konsultation entstanden seien.

Die zwei Gesetzesinitiativen, Selbstsperre und Ausgabenbegrenzung, sind bekanntlich europaweit streng. Unterstützt durch die USR, sollen sie der Branche soziale Verantwortung auferlegen und exzessives Spielen in Rumänien eindämmen.