Glücksspiel-Sponsoring im englischen Fußball vor dem Ende?

Posted on: 22/02/2023, 07:16h. 

Last updated on: 22/02/2023, 07:23h.

Im englischen Profifußball ist Glücksspiel-Sponsoring allgegenwärtig. Die große Präsenz hat in der Vergangenheit zu erheblicher Kritik auf Seiten von Spielerschützern und Politikern geführt. Nun könnte nach einem Bericht der BBC [Seite auf Englisch] zumindest in der ersten Fußball-Liga das Ende des weit verbreiteten Trikot-Sponsorings bevorstehen.

Fußballspieler
Glücksspiel-Sponsoring prägt englischen Fußball (Bild: Flickr)

Dem News-Sender zufolge seien im Vorfeld der britischen Glücksspiel-Neuregulierung Verhandlungen über eine Einschränkung im Glücksspiel-Sponsoring weit gediehen. Dabei hätten Anbieter und Proficlubs Kompromissbereitschaft gezeigt.

Top-Clubs für Ende beim Glücksspiel-Sponsoring

Demnach könnten sich die Teams der Premier League nach Recherchen der BBC zu einem freiwilligen Verzicht auf das Trikot-Sponsoring durch Sportwetten- und Casino-Anbieter bereit erklären. Zumindest die Top-Clubs stünden diesem Vorschlag positiv gegenüber.

Derzeit haben acht der 20 in der Premier League vertretenen Teams einen Glücksspiel-Anbieter als Trikot-Sponsor. Allerdings werden neue Vereinbarungen immer kritischer hinterfragt. So musste sich der Vorstand von Aston Villa aufgrund eines Sponsoring-Partners aus dem umstrittenen Glücksspiel-Bereich vor Fanvertretern verantworten.

Die Kooperationsbereitschaft der Teams dürfte mit den befürchteten Konsequenzen bei einer unnachgiebigen Haltung zusammenhängen. So prognostizieren viele Vertreter aus Sport und Wirtschaft, dass bei der Neuregulierung erheblich strengere Vorschriften für das Glücksspiel-Sponsoring erlassen werden könnten.

Vertreter der Premier League hatten zuvor erklärt, dass

… ein Ansatz zur Selbstregulierung eine praktische und flexible Alternative zu Gesetzen oder einem völligen Verbot darstellen würde.

Um derart drastischen Maßnahmen vorzubeugen, könnten Clubs und Anbieter auf das Trikot-Sponsoring verzichten. Im Gegenzug dürften die Glücksspiel-Konzerne weiterhin in den Stadien sowie auf klassischen Medien- und Online-Kanälen der Clubs als Sponsoren auftreten.

Kritik der kleineren Clubs

Die Kooperationswilligkeit scheint in der Liga allerdings geteilt. So kritisierte Aston Villa-CEO Christian Purslow, dass sich die Top-Clubs ein Ende des Trikot-Sponsorings durch Glücksspiel-Anbieter leicht leisten könnten. Jenseits der sechs finanzstarken Vereine sei das dadurch generierte Geld jedoch eine wichtige Einnahmequelle für die Vereine.

Noch bedeutender ist die Stellung der Gaming-Branche in den unteren englischen Spielklassen. So wird die 2. Fußballliga von Sky Bet gesponsert. Eigenen Angaben zufolge würde ein vollständiges Verbot des Glücksspiel-Marketings bei den dortigen Vereinen zu Einbußen von jährlich rund 40 Mio. GBP führen.

Purslow zufolge offerierten Glücksspiel-Anbieter den Clubs im Vergleich zu Unternehmen aus anderen Branchen bis zu doppelt so hohe Sponsoringgelder. Ob es somit zu einem einvernehmlichen Ende des Sponsorings in der englischen Eliteliga kommt, ist alles andere als sicher.