Werben um solvente Reisende: Casino-Chef plädiert für neues Image für Australien

Posted on: 17/03/2022, 02:46h. 

Last updated on: 17/03/2022, 02:46h.

John O’Neill, CEO des australischen Casino-Riesen Star Entertainment, sorgt sich um die Besucherzahlen im ostaustralischen Brisbane. Medienberichten zufolge habe der Glücksspielbetreiber am gestrigen Mittwoch bei einem Business Lunch eine Neuausrichtung der Tourismusstrategie der Stadt angeregt. Künftig solle der Fokus verstärkt auf Brisbane als besonders sicherer und sauberer Ort gelegt werden, um solvente Kundschaft anzusprechen.

Drohnenaufnahme von zwei Surfern am Strand
Der Casino-Boss wünscht sich solvente Besucher und fordert ein neues Image für Australien (Quelle:unsplash.com/Lachlan Dempsey)

Australien und seine Casino-Industrie leiden unter dem anhaltenden Ausbleiben chinesischer Touristen. Für Einwohner des Reichs der Mitte gelten nach wie vor strenge Covid-Bestimmungen, die Vergnügungsreisen nahezu unmöglich machen.

Casino-Betreiber wünscht sich neue „Storyline“

Wie die Brisbane Times berichtet [Seite auf Englisch], habe sich Star-Entertainment-Chef O’Neill dafür ausgesprochen, der Stadt und dem ganzen Land ein neues Image zu verpassen.

Anstatt wie bislang auf die Punkte „Strände, Essen und Wein“ zu setzen, sei es an der Zeit ein neues Tourismus-Narrativ zu installieren.

Nach Ansicht des Glücksspiel-Unternehmers sei es angeraten, künftig die in Australien vorherrschende Sauberkeit und Sicherheit ins Zentrum der Bemühungen um Reisende aus Übersee zu stellen:

Die Grenzen werden offen sein [und] dies ist ein großartiger Ort für Besuche. Man wird nicht überfallen, wenn man durch die Straßen von Brisbane geht, es ist sicher und geschützt. Das ist so eine gute Geschichte, wir müssen nur versuchen, sie zu erzählen.

Einer der Gründe für das laute Nachdenken über neue Tourismusstrategien ist der Wegfall zahlungskräftiger Besucher aus China. So hatte Star-Chef O’Neill deren Ausbleiben der Brisbane Times zufolge als „besorgniserregend für alle, die auf einreisende Touristen angewiesen sind“ bezeichnet.

China bis dato wichtigster Tourismuspartner von Australien

China galt 2019 mit 1,4 Mio. Besuchern als wichtigster Tourismusmarkt Australiens. In dem Jahr sollen die Reisenden aus dem Reich der Mitte laut australischem Ministerium für Handel, Tourismus und Investitionen mit umgerechnet rund 11 Mrd. EUR zur Wirtschaft des Landes beigetragen haben. Auch die australischen Casinos profitierten lange vom Geldfluss chinesischer High-Roller.

Während Länder wie Australien ihre Grenzen wieder für internationale Reisende öffnen, hält China an seiner Null-Toleranz-Politik fest. So ist der Flugverkehr nach wie vor stark eingeschränkt. Zudem muss sich, wer aus dem Ausland zurückgekehrt, in wochenlange Hotelquarantäne begeben.

Laut Angaben der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) gaben chinesische Reisende in den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019 weltweit umgerechnet rund 182 Mrd. EUR bzw. 169 Mrd. EUR im Ausland aus. Dies habe knapp ein Fünftel aller internationalen Tourismusausgaben ausgemacht.

Mit Auftreten des Virus hätten sich die Ausgaben im Jahr 2020 auf umgerechnet rund 86,6 Mrd. halbiert. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres habe es ein Minus von 61 % im Vergleich zum selben Zeitraum des Jahres 2019 gegeben.

Trotz des Wegfalls der chinesischen Besucher habe sich Star-Chef O’Neill zufrieden mit der Performance der Star Entertainment Gruppe gezeigt, so die Brisbane Times.

Das Unternehmen habe sich während der Pandemie als widerstandsfähig erwiesen und erlebe aktuell einen unerwarteten Aufschwung. So seien die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher in den Star-Casinos Brisbane, Gold Coast und Sydney zuletzt erheblich gestiegen.

Inwieweit ein Imagewechsel Australiens vom entspannten Surfer-Paradies zu einem in erster Linie besonders sauberen Reiseziel, in dem laut O’Neill „Recht und Ordnung“ herrschten, gelingen kann, bleibt abzuwarten.

Dass der Betreiber dreier Luxus-Casinos nach dem Wegfall chinesischer High-Roller lieber mehr solvente Reisende mit hohem Sicherheitsbedürfnis als abenteuerlustige Backpacker im Land begrüßen würde, scheint jedoch kaum verwunderlich.