Mit den Augen der Pferde sehen: Britische Rennstrecken sollen sicherer werden

Posted on: 23/02/2022, 02:12h. 

Last updated on: 23/02/2022, 02:12h.

Die Pferderennstrecken in Großbritannien sollen für die Rennpferde sicherer gestaltet werden. Im Rahmen der vom Horse Welfare Board gestarteten „orange to white“-Initiative sollen alle Hürden und Hindernisse auf den Rennbahnen weiß angestrichen werden. Hintergrund der Aktion seien Forschungserkenntnisse zum Seevermögen von Pferden, erklärt die britische Pferderennsport-Behörde BHA [Seite auf Englisch].

Hinderniss auf Pferderennbahn SIcht der Pferde vs. Sicht des Jockeys
Hindernisse mit orangener Farbe werden von den Pferden kaum wahrgenommen. (Bild: YouTube)

So seien die derzeit mit orangener Farbe markierten Hindernisse für die Pferde nahezu unsichtbar. Die Forschung der Universität Exeter habe nämlich ergeben, dass Pferde die Farben Grün, Rot und Orange nicht voneinander unterscheiden könnten.

Anders als Menschen verfügten Pferde über ein „dichromatisches Sehvermögen“. Das bedeute, dass die Welt der Pferde deutlich weniger farbenfroh sei als unsere. Dagegen könnten sie starke Farbkontraste gut unterscheiden, weshalb weiße Markierungen im vorwiegend grünen Umfeld der Rennbahnen am besten zu erkennen seien.

Das Sehvermögen verschiedener Spezies auf unserem Planeten variiert beträchtlich. Studien haben ergeben, dass im Wasser lebende Säugetiere sowie nachtaktive Landsäugetiere weitgehend farbenblind sind. Die meisten tagaktiven Landsäugetiere verfügen über zwei Zapfentypen innerhalb der Augen (dichromatisches Sehen). Der Mensch hingegen hat drei Zapfentypen (trichromatisches Sehen). Die meisten Vögel, Fische und Reptilien hingegen sind mit vier Zapfentypen (tetrachromatisches Sehen) ausgestattet, was eine noch farbenreichere Sichtweise zur Folge hat.

Indem die Hindernisse für die Pferde besser sichtbar gemacht würden, solle sich die Anzahl der Kollisionen und damit einhergehenden Verletzungen verringern. Dadurch werde letztendlich die Leistung der Rennpferde gesteigert, was die Rennen auch für die Zuschauer attraktiver machen dürfte, so die BHA.

Im Rahmen der Forschung durchgeführte Tests mit Pferden hätten den Erfolg des Farbwechsels bereits bestätigt. Auf seinem YouTube-Kanal fasst Great British Racing die Aktion zusammen. [Folgendes Video auf Englisch]




 

Eine evidenzbasierte Entscheidung zum Wohl der Pferde

Die erste Rennstrecke, die einen neuen Anstrich erhalte, sei der Stratford-upon-Avon Racecourse. Im Laufe der nächsten zehn Monate sollen alle weiteren Rennbahnen den weißen Anstrich erhalten. Insgesamt seien 368 Zäune und 2.132 Hindernisse zu bestreichen.

Die Forschung habe deutlich gezeigt, dass der Farbwechsel für mehr Sicherheit bei Pferderennen sorgen werde. Dass die Rennindustrie aus den neuen Erkenntnissen sofort Konsequenzen ziehe, sei lobenswert und beispielhaft, kommentiert Barry Johnson, der Vorsitzende des Horse Welfare Board.

Auch James Given, der Leiter der BHA-Abteilung für die Gesundheit der Pferde, unterstreicht:

Wir sind fest entschlossen, uns für konstante Verbesserung einzusetzen und Veränderungen einzuführen, die gut begründet, gut erforscht und evidenzbasiert sind, um die Risiken in dem Sport langfristig und permanent zu mindern und die Sicherheitsfaktoren für unsere Pferde zu verbessern.

Rennstrecken-Betreiber, Trainer und Jockeys begrüßten die Veränderung zum Wohle der Pferde ebenfalls. Wie Trainer Richard Phillips kommentiert, setze er beim Training schon seit drei Jahren nur noch weiße Hindernisse ein. Er habe mit eigenen Augen gesehen, dass sich der Farbwechsel positiv auf die Pferde auswirke.