Englischer Championship-Verein muss Strafe für PR-Stunt von Buchmacher Paddy Power zahlen

Posted on: 06/09/2019, 11:54h. 

Last updated on: 06/09/2019, 11:54h.

Der englische Fußballverein Huddersfield Town muss wegen Verstößen gegen die Trikotrichtlinien eine Strafe von 50.000 GBP zahlen. Dies entschied die Football Association (FA), der Dachverband des englischen Fußballs. Die Spieler von Huddersfield Town waren in einem Freundschaftsspiel im Juli mit Trikots aufgelaufen, die den Schriftzug von Glücksspielanbieter und Sponsor Paddy Power im Großformat auf der Vorderseite präsentierten.

Flagge Logo Huddersfield Town
Huddersfield Town muss 50.000 GBP für verbotene Trikotwerbung zahlen (Quelle:pixabay.com/1966666)

Freundschaftsspiel mit Schärpe

Am 17. Juli trafen bei einem Freundschaftsspiel Huddersfield Town und Gegner Rochdale aufeinander. Doch weniger die Partie selbst, als der Auftritt der Spieler aus Huddersfield sorgten für Aufsehen. Quer über die Vorderseite der Trikots, einer Schärpe gleich, zierte der Schriftzug von Buchmacher Paddy Power die Brust der Sportler.

Für die zuständige FA ein vorsätzlicher Regelverstoß, der nun mit einer Strafzahlung von 50.000 GBP geahndet wurde.

Die Regeln der FA zum Trikotsponsoring sehen vor, dass Logos auf Trikots erscheinen können, sofern sie die folgenden Regeln erfüllen:

Eine einzelne Fläche auf der Vorderseite des Oberteils darf 250 Quadratzentimeter nicht überschreiten

Ein einzelner Bereich auf der Rückseite des Hemdes, der 100 Quadratzentimeter nicht überschreitet

Eine einzige Zone von höchstens 100 Quadratzentimetern auf jedem Ärmel des Trikots zwischen der Schulternaht und dem Ellbogen

Ein einziger Teil auf der Rückseite der Shorts darf 100 Quadratzentimeter nicht überschreiten

Einmalig bei jeder Sockenbindung, sofern diese eine Fläche von 100 Quadratzentimetern nicht überschreitet

Un-Sponsoring als Marketingstrategie

Tatsächlich soll das strittige Trikot Teil einer ausgeklügelten Marketingstrategie von Glücksspielanbieter Paddy Power sein. Der Buchmacher habe im Rahmen einer Kampagne der besonderen Art auch mit weiteren Klubs spezielle Verträge geschlossen. Diese sollen ein medienwirksames „Un-Sponsoring“ zum Ziel gehabt haben.

So habe man auf negative Reaktionen auf die Trikotwerbung gesetzt, um den Schriftzug dann öffentlichkeitswirksam wieder zu entfernen. Dies gab Sponsor Paddy Power zwei Tage nach dem fraglichen Spiel öffentlich zu Protokoll.

Die Kampagne unter dem Slogan „Save Our Shirt“ (Seite auf Englisch) diene dazu, darauf aufmerksam zu machen, dass Fußballtrikots keine Werbetafeln seien. Deshalb verzichte man nun komplett darauf, das eigene Markenlogo auf den Trikots der gesponsorten Vereine darzustellen.

Hilfegesuch bei Schiedsrichter

Dass die FA den PR-Stunt von Huddersfield und Paddy Power nicht mit Humor aufnehmen würde, dürfte dem Verein bereits vor Anpfiff des Spiels klargewesen sein. Dies jedenfalls legt ein Abschnitt der schriftlichen Begründung der Geldstrafe der FA nahe.

So gab der Schiedsrichter der betroffenen Begegnung, Martin Coy, den Verantwortlichen gegenüber an, vor dem Spiel von Huddersfield Vorstand Phil Hodgkinson angesprochen worden zu sein. Dieser habe ihn gebeten, seiner Mannschaft das Tragen der Trikots mit dem überdimensionalen Schriftzug zu verbieten.

Der Unparteiische lehnte ab. Der FA gegenüber erklärte er, sich unwohl bei der Sache gefühlt zu haben. Hodgkinson habe er empfohlen, sich an die Regeln des Dachverbands zu halten.

Schließlich schaltete sich auch die FA selbst ein und warnte vor rechtlichen Konsequenzen, sollte die Mannschaft mit der „Schärpe“ auf der Brust auf dem Platz erscheinen.

Angst vor Vertragsstrafen?

Vorstand Hodgkinson erklärte später, die Warnung aufgrund drohender Vertragsstrafen durch Hauptsponsor Paddy Power in den Wind geschlagen zu haben. Ohne die Zeit, juristischen Rat einzuholen, habe man sich genötigt gefühlt, das Trikot mit der überdimensionalen Werbung zu tragen.

Für die FA kein Grund zur Nachsicht, im Gegenteil:

Die Motive des Clubs waren finanzieller Natur und man nahm absichtlich in Kauf, „angeklagt“ zu werden. Die Entscheidung, kein Trikot mit Schärpe zu tragen, hätte der Verein treffen müssen und nicht versuchen sollen, sich hinter dem Schiedsrichter zu verstecken. Die Entscheidung, die Werbung auf solch offensichtliche Weise zu vergrößern, war vor allem im gegenwärtigen Klima des Glücksspiels unverantwortlich.

Derzeit macht der Umgang britischer Vereine mit Glücksspielwerbung immer wieder Schlagzeilen. Mit dem sogenannten Un-Sponsoring adressiert Paddy Power auch die immer lauter werdende Forderung von Spielerschützern, die Trikotwerbung für Glücksspielanbieter komplett zu verbieten.

Für den Buchmacher jedenfalls ist die Rechnung aufgegangen: Mit der nun von der FA verhängten Strafe ist der Markenname erneut in aller Munde. Den Preis allerdings zahlt Huddersfield Town.