Brasilien: Branchen­vertreter kritisieren geplante Sportwetten-Regulierung

Posted on: 28/07/2023, 05:30h. 

Last updated on: 27/07/2023, 07:11h.

Das brasilianische Institut für verantwortungsvolles Glücksspiel (IBJR; Instituto Brasileiro do Jogo Responsável) hat die Pläne für die Regulierung der Sportwetten in Brasilien stark kritisiert. Die vorgesehen Steuererhöhung, so warnte der Sportwettenverband, könnte zum Wachstum des illegalen Marktes führen.

Instituto Brasileiro do Jogo Responsável, IBJR
Der Sportwettenverband IBJR kritisiert vorgesehene Steuererhöhungen. (Bild: IBJR)

In einem am Mittwoch veröffentlichten Statement erklärte das IBJR, die Pläne der Regierung würden eine 260-prozentige Steuererhöhung vorsehen. Statt der derzeit gültigen 5 % sollen künftig lizenzierte Anbieter dem neuen Gesetz zufolge eine Sportwetten-Steuer von 18 % zahlen.

Setzt die Regierung die vorgesehene Sportwetten-Gesetzgebung durch, steigt die Steuerbelastung der Sportwetten-Anbieter massiv. Unter Einberechnung der ebenfalls fälligen Sozialintegrationsabgabe PIS, der Sozialfinanzierungsabgabe COFINS und der Dienstleistungssteuer ISS würden die von den Sportwetten-Anbietern zu zahlenden Steuern auf 30 % ansteigen. Hinzu kämen weitere Steuern aus der Geschäftstätigkeit. Insgesamt würde die Steuerlast für Sportwettenanbieter in Brasilien zu einer der weltweit höchsten werden.

Wachsen des Schwarzmarktes als Konsequenz hoher Steuern auf Sportwetten in Brasilien?

IBJR-CEO André Gelfi zufolge beunruhige die geplante hohe Steuerbelastung die Branche. Doch auch die Gesellschaft sollte die Änderungen, so Gelfi, mit Skepsis betrachten. Von ihnen sei nicht nur der Sportwettensektor, sondern die gesamte Wirtschaftskette betroffen. Gelfi erklärte weiter:

Eine weitere Folge wird das Wachstum des Parallelmarktes sein, sowohl physisch als auch online, da die Unternehmen, die legal tätig sind, die Kosten an die Wettenden weitergeben könnten, und diese wiederum dazu neigen, nach attraktiveren Alternativen zu suchen.

Allerdings weise das neue Sportwetten-Gesetz auch positive Punkte auf. Dies sei insbesondere im Hinblick auf den Spielerschutz der Fall. So befürworte das IBJR das Verbot der Teilnahme an Sportwetten für Personen unter 18 Jahren.

Ebenso positiv sehe die Branche die Bemühungen, Werberichtlinien zu erstellen, Kommunikations- und Marketingmaßnahmen zu überwachen und Sensibilisierungskampagnen durchzuführen.

Die konkreten Regeln für das Sportwetten-Marketing und die -Werbung müssen allerdings noch festgelegt werden. Zuständig ist hierfür der Nationale Rat für die Selbstregulierung der Werbung (CONAR).

Ob auf Brasiliens Sportwetten-Anbieter demnächst tatsächlich die geplante Besteuerung zukommt, steht bislang noch nicht endgültig fest. Derzeit hat der brasilianische Kongress 120 Tage Zeit, um das Gesetz zu verabschieden. Abzuwarten bleibt also, ob es kurz vor der langersehnten Regulierung des Marktes doch noch zur Ablehnung kommen könnte.