Britische Bank NatWest bietet diskrete Spielsuchtberatung in ihren Filialen

Posted on: 31/10/2019, 01:07h. 

Last updated on: 31/10/2019, 01:07h.

Die britische Tageszeitung The Guardian berichtete am Mittwoch über eine neue Initiative der Wohltätigkeitsorganisation GamCare, an welcher sich zunächst 13 Filialen der britischen National Westminster Bank (kurz NatWest) beteiligen.

NatWest Filiale London
GamCare Beratungen bald in NatWest Filialien verfügbar (Bild: Geograph/© Copyright N Chadwick, Creative Commons Licence)

Innerhalb der Bankfilialen sollen dabei diskrete Beratungsgespräche mit GamCare über problematisches Spielen angeboten werden. Auch soll das Bankpersonal durch ein spezielles Training für das Thema sensibilisiert werden.

Ein einzigartiges Pilotprogramm

In Großbritannien haben Spielsüchtige und Problemspieler sowie deren Angehörige verschiedene Möglichkeiten, sich Hilfe zu suchen. Während es bereits zwei offizielle Spielsuchtkliniken im Land gibt, stellen vor allem jedoch Wohltätigkeitsorganisationen wie GamCare, GambleAware oder auch das Rote Kreuz Hilfsangebote bereit.

Die 1997 gegründete gemeinnützige Organisation GamCare weitet ihr Tätigkeitsfeld jetzt in einem neuen Pilotprojekt deutlich aus.

Ab sofort sollen Beratungsgespräche über Glücksspielprobleme mit Mitarbeitern von GamCare auch innerhalb der Bankfilialen einer der größten britischen Kreditinstitute, der National Westminster Bank, in Anspruch genommen werden können.

Die Beratungstermine können dabei von jedem Bürger in Anspruch genommen werden, selbst wenn diese kein Kundenkonto bei der Bank haben.

Zunächst soll die Initiative in 13 Bankfilialen starten, darunter sieben Londoner Filialen, einer in der englischen Grafschaft West Sussex und einer in Kent. GamCare bestätigte bisher konkret die Standorte Camden, Ealing, Ilford, Lewisham, Stratford, Twickenham, Wood Green, Margate und Haywards Heath.

Laut aktuellen Zahlen der UK Gambling Commission zeigten zirka 340.000 Briten ein problematisches Spielverhalten auf, was gut 0,7 % der Gesamtbevölkerung entspreche. Hinzukämen weitere 550.000 Personen, die durch ihr Spielverhalten moderate Schäden erführen. Die Dunkelziffer aller vom Glücksspiel negativ berührter Personen, inklusive Angehöriger oder nahestehender Dritter, könnte noch deutlich höher liegen.

Sollte sich die neue Initiative als erfolgreich erweisen, wolle die NatWest Bank den Service landesweit in vielen weiteren Filialen zur Verfügung stellen.

Phil Sheehy, der Leiter der Kreditabteilung von NatWest, erklärt gegenüber The Guardian [Webseite auf Englisch], gänzlich hinter dem Projekt zu stehen. Beratungsgespräche innerhalb einer Bankfiliale seien eine einzigartige Chance, noch mehr Betroffene zu erreichen.

Der Gang zur Bank sei für viele möglicherweise deutlich einfacher und weniger mit Scham behaftet als das Aufsuchen einer Suchthilfestelle. Banken seien überall und schnell erreichbar und böten eine neutrale Umgebung sowie ein hohes Level an Diskretion.

Banken und Spielerschutz

NatWest Kreditkarte
NatWest-Kunden können Überweisungen von ihrer Kreditkarte an Casinos blockieren lassen (Bild: Pexels)

Die NatWest Bank ist damit die erste ihrer Art, die einen derartigen Beratungsservice anbietet. Die Teilnahme am Pilotprojekt folgt damit dem erst kürzlich installierten Anti-Glücksspiel Programm, welches Kunden auf Wunsch in Anspruch nehmen kann.

Hierbei handelt es sich, ähnlich wie bei anderen Banken, um eine Zusatzsoftware des Online Bankings, welche sämtliche Transaktionen an Online Casinos und Buchmacher unterbindet. NatWest folgt mit dieser Maßnahme anderen britischen Banken wie Barclays, Monzo, Lloyds, Santander und RBS.

Britische Politiker fordern dabei schon seit längerem ein größeres Engagement seitens der Banken im Kampf gegen Glücksspielsucht.

Nicky Morgan, die Außenministerin für Digitales, Kultur, Medien und Sport, äußerte sich gegenüber The Guardian wie folgt zu der Kooperation zwischen GamCare und NatWest:

Die Regierung hat gegenüber allen Betrieben, welche Verbindungen zum Glücksspiel pflegen, darunter Buchmacher, Großbanken und Social Media Plattformen, klar dargelegt, dass diese soziale Verantwortung übernehmen müssen und Technologie Daten dazu nutzen sollten, Menschen zu helfen, ihre Ausgaben zu kontrollieren und sie vor den Schäden des Glücksspiels zu bewahren.

Morgan wolle die Fortschritte von NatWest persönlich mitverfolgen und andere Banken dazu aufrufen, ähnliche Projekte in Betracht zu ziehen, um ihre Kunden zu schützen.

Bankangestellte werden Spielsucht-Experten

GamCare möchte jedoch nicht lediglich die Räumlichkeiten von NatWest nutzen, um Beratungen durchzuführen, sondern noch einen Schritt weitergehen. Laut Mike Kenward, dem Entwicklungsleiter von GamCare, wolle die Organisation gezielt Bankangestellte für das Thema sensibilisieren.

600 Angestellte sollen dafür die Möglichkeit erhalten, an einem speziellen Training teilzunehmen. Auf diese Weise soll es ihnen besser gelingen, künftig ihrerseits Problemspieler anhand von auffälligen Zahlungsmustern und Überweisungen auszumachen.

Auch sollen die Bankangestellten im Training die nötigen Kompetenzen und das nötige Selbstvertrauen erhalten, Kunden auf deren Wunsch hin zu unterstützen, das Glücksspiel aufzugeben.

Sollte sich die Kooperation zwischen GamCare und der NatWest Bank bewähren, könnte möglichweise vielen weiteren von Spielsucht betroffenen Menschen geholfen werden.