Interpol gelingt Schlag gegen illegales Glücksspiel und Online-Finanzbetrug

Posted on: 01/12/2021, 02:22h. 

Last updated on: 01/12/2021, 02:22h.

Interpol hat im Rahmen einer großangelegten Aktion gegen Online-Finanzbetrug mehr als 1.000 Verdächtige in verschiedenen Ländern festgenommen. Wie die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation mitteilt, seien im Verlauf der Operation HAECHI-II zudem Summen im zweistelligen Millionenbereich konfisziert worden. Die aufgedeckten Delikte hätten anderem den Bereich des Online-Glücksspiels betroffen. Auch der Netflix-Superhit des Jahres „Squid Game“ findet Erwähnung im Interpol-Bericht.

Bündel von Geldscheinen, sichergestellt durch Interpol
Im Rahmen von HAECHI-II beschlagnahmten die Fahnder umgerechnet rund 24 Mio. EUR. (Quelle: interpol.int)

Interpol-Operation bringt über 20 Länder zusammen

Im Rahmen eines Dreijahresprojekts zur Bekämpfung von Finanzbetrug im Netz ist Interpol ein weiterer Coup gelungen. Nachdem die Fahnder bereits vor rund einem halben Jahr bekanntgegeben hatten, im Rahmen der Aktion HAECHI-I große Ermittlungserfolge im asiatischen Raum erzielt zu haben, legten sie nun nach.

Die Operation HAECHI wendet sich hauptsächlich gegen fünf Formen des Online-Finanzbetrugs. Besonders im Fokus stehen Investitionsbetrug, Geldwäsche über illegale Glücksspielangebote und Love Scamming, das Vorspielen von Liebe zum Zweck finanzieller Vorteile. Auch sogenannte Sextortion, also Erpressung mit sexuellen Inhalten, und Vishing (oder Voice Phishing), bei dem Opfer mit gezielten Fake-Anrufen um ihr Geld gebracht werden sollen, werden explizit verfolgt.

Durch die Zusammenarbeit von Interpol und Behörden in 22 Gerichtsbarkeiten weltweit sei es unter dem Dach von HAECHI-II gelungen, 1.660 einschlägige Fälle aufzuklären. An der von Südkorea geleiteten Operation beteiligt gewesen seien Angola, Brunei, Kambodscha, Kolumbien, China, Indien, Indonesien, Irland, Japan, Laos, Malaysia, Malediven, Philippinen, Rumänien, Singapur, Slowenien, Spanien, Thailand und Vietnam sowie Macau und Hongkong.

Zwischen Juni und September 2021 seien so insgesamt 2.350 Bankkonten gesperrt worden, die mit illegalen Geldflüssen in Verbindung gebracht werden konnten. Es habe 1.003 Festnahmen gegeben, rund 27 Mio. USD an mutmaßlichen Betrugsgeldern seien beschlagnahmt worden. Zudem seien die Ermittler auf zehn bis dato gänzlich unbekannte Betrugsmaschen gestoßen.

Trendbewusste Online-Betrüger

Im Statement [Seite auf Englisch] betont Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock die maßgebliche Bedeutung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit im Kampf gegen ebenfalls weltweit agierende Kriminelle. Insbesondere die Herausforderungen der aktuellen Zeit machten eine enge Kooperation zwischen verschiedenen Stellen und Ländern unverzichtbar:

Die Ergebnisse der Operation HAECHI-II zeigen, dass der durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Anstieg der Online-Finanzkriminalität keine Anzeichen für ein Nachlassen zeigt. Es unterstreicht auch die wichtige und einzigartige Rolle, die INTERPOL bei der Unterstützung der Mitgliedsländer im Kampf gegen ein Verbrechen spielt, das von Natur aus grenzenlos ist. Nur durch ein solches Maß an globaler Zusammenarbeit und Koordination können die nationalen Strafverfolgungsbehörden wirksam gegen eine parallele Pandemie der Internetkriminalität vorgehen.

Im Rahmen von HAECHI-II sei zudem erstmals das neue Anti-Geldwäsche-Instrument AARP (Anti-Money Laundering Rapid Response Protocol) getestet worden. Der global anwendbare Zahlungsstopp-Mechanismus, der ab dem kommenden Jahr offiziell Anwendung finden solle, habe sich als sehr erfolgreich erwiesen.

In seiner Mitteilung nennt Interpol mehrere Beispiele erfolgreicher Zugriffe unter HAECHI-II. Unter anderem habe sich gezeigt, dass auch popkulturelle Trends von Online-Betrügern erfolgreich instrumentalisiert würden. So habe Interpol-Mitglied Kolumbien die Organisation mit Hinweis auf eine an die erfolgreiche Netflix-Produktion „Squid Game“ angelehnte App kontaktiert. Entgegen ihres Anscheins habe die mobile Anwendung nichts mit der Hit-Serie zu tun gehabt.

Stattdessen hätten Betrüger mit ihrer Hilfe Malware auf die Geräte der User geschleust und so sensible Daten erlangt. Unter anderem seien so ohne Wissen der Opfer von ihren Geräten aus kostenpflichtige Online-Geschäfte abgewickelt worden.