Schweizer Studie: Wie Glücksspielsucht die Volkswirtschaft belastet
Veröffentlicht am: 30. September 2020, 02:28 Uhr.
Letzte Aktualisierung am: 30. September 2020, 04:11 Uhr.
Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat am Dienstag eine neue Studie zum Thema Sucht veröffentlicht. Unter dem Titel „Volkswirtschaftliche Kosten von Sucht“ fasst diese zusammen, in welcher Weise Suchterkrankungen die Schweizer Volkswirtschaft belasten.

Neben substanzgebundenen Süchten wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit beschäftigt sich die Studie auch mit subtanzungebundenen Süchten, wie der Glücksspielsucht, Computerspielsucht oder Internetsucht.
In Bezug auf die Glücksspielsucht seien laut den Autoren insbesondere die indirekten Kosten von großer Bedeutung. Damit seien beispielsweise jene Kosten gemeint, die durch Produktivitätsverluste entstünden.
Laut dem BAG verursachen alle Suchterkrankungen zusammen pro Jahr gesellschaftliche Kosten von 7,7 Mrd. CHF (umgerechnet 7,128 Mrd. Euro). Tabakkonsum macht mit 3,9 Mrd. CHF (3,61 Mrd. Euro) den Löwenanteil aus. Alkoholismus hingegen schafft Kosten von 2,8 Mrd. CHF (2.58 Mrd. Euro) und Drogensucht von 0,9 Mrd. CHF (0,83 Mrd. Euro). Die Kosten, die durch Spielsucht entstehen, belaufen sich auf 61 Mio. CHF (56,47 Mio. Euro).
Diese Verluste seien die Folge verschlechterter Gesundheit, inklusive der psychischen Gesundheit, die zu einer verringerten Leistungsfähigkeit führen könnte. Auch käme es vor, dass Erkrankte nicht auf der Arbeit erschienen, um ihrer Sucht nachgehen zu können.
Bis dato lägen in Bezug auf Spielsucht nur wenige konkrete Daten vor. Untersuchungen hätten ergeben, dass sogenannte „problematische Spieler“ im Durchschnitt 0,02 Tage Arbeitsausfall pro Monat aufwiesen. Bei „pathologischen Spielern“ hingegen liege diese Zahl bei durchschnittlich 0,5 Tagen.
Darüber hinaus hätten 43 % der pathologischen Spieler erklärt, ihrer eigenen Einschätzung nach bei ihrer Arbeit mit verminderter Produktivität zu kämpfen zu haben.
Auswirkungen von Online-Glücksspiel schwer abschätzbar
Für die Erhebungen seien jedoch nur jene Problemspieler und Spielsüchtigen berücksichtigt worden, deren Erkrankung eindeutig auf das landbasierte Glücksspiel zurückzuführen sei.
Konkret seien 167 Personen befragt worden, die mittlerweile vom Glücksspiel gesperrt seien. Auf Basis der Ergebnisse sei dann eine Hochrechnung erfolgt.
Die gesperrten Casinospieler dürften nur bedingt repräsentativ sein. Tendenziell ist eine Überschätzung der Kosten zu erwarten. Gleichzeitig kommt es aber auch zu einer Unterschätzung der Kosten des Glücksspiels, weil wir aufgrund der Datenlage lediglich Casinospieler berücksichtigen können.
So sei die Forschung in Bezug auf Online-Spielsucht noch immer begrenzt und befasse sich in erster Linie mit Prävalenz, Symptomatik und Behandlungsmöglichkeiten, nicht aber mit den potenziellen wirtschaftlichen Folgen.
Schwer einzuschätzen sei daher, wie viel „Arbeitsausfall“ ohne „physische Abwesenheit“ durch die Nutzung von Online-Glücksspielen am Arbeitsplatz bzw. während der Arbeitszeit entstehe.
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