Schweden: erstmals mehr spielsüchtige Frauen als Männer

Posted on: 05/04/2019, 01:29h. 

Last updated on: 05/04/2019, 01:29h.

Am Mittwoch veröffentlichte die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten ihre aktuellste Studie zum Thema Spielsucht. Die Untersuchungsergebnisse lieferten dabei alarmierende Zahlen, insbesondere, was das Spielverhalten von Minderjährigen und Frauen anbelangt.

Frau Laptop
Frauen spielen mehr als zuvor (Bild: Flickr)

Mehr Spielsüchtige als je zuvor

Seit Anfang des Jahres steht der schwedische Online Glücksspiel Markt auch ausländischen Online Casinos offen und zahlreiche Anbieter bemühten sich schon Ende letzten Jahres um eine Lizenz der schwedischen Glücksspielkommission.

Die Spelinspektionen (zuvor Lotteriinspektionen) erhoffte sich durch das Regulieren der vielen ausländischen Anbieter, schwedische Spieler besser beschützen zu können.

Angesichts der jüngsten Datenerhebung über das Glücksspielverhalten der Schweden im Jahr 2018 steht nun außer Frage, dass großer Handlungsbedarf besteht.

Folkhälsomyndigheten
Swelogs Studie der schwedischen Gesundheitsehörde (Bild: Folkhälsomyndigheten)

Die schwedische Gesundheitsbehörde kontaktierte im Rahmen der Untersuchung (Swelogs Studie [im schwedischen Original]) insgesamt 13.251 Menschen. Nur 5.081 von diesen (38 %) erklärten sich bereit, an der Umfrage teilzunehmen. Besonders groß war die Bereitschaft unter Personen von 65 Jahren oder älter (63 %).

Die Umfrageergebnisse zeigten auf, dass das Problem der Spielsucht im Jahr 2018 im Vergleich zu den Vorjahren erneut drastisch angestiegen ist. Laut der repräsentativen Hochrechnung auf die schwedische Bevölkerung (9,995 Mio.) hätten 236.000 Menschen zumindest ein geringes Risiko, eine Spielsucht zu entwickeln.

Rund 56.000 Personen hätten ein erhöhtes Risiko einer Spielsuchterkrankung und 45.000 (0,6 % der Bevölkerung) seien bereits von einer ausgeprägten Spielsucht betroffen. Letztere Gruppe erlebte damit seit 2015 einen Anstieg um 45 % (damals waren es 31.000 Menschen).

Junge Frauen besonders betroffen

Mit der Studie wollte man vor allem geschlechterspezifische Unterschiede im Glücksspielverhalten der Schweden herausfinden. Dabei zeigten sich zum Teil erstaunliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Bei 4,9 % der Männer läge ein geringes Spielsuchtrisiko vor, bei den Frauen waren es nur 0,7 %. Was jedoch die Zahl der bereits Spielsüchtigen betrifft, wendet sich das Bild radikal. Gut 0,7 % der Schwedinnen seien spielsüchtig, während der Anteil der Männer mit 0,4 % zum ersten Mal deutlich darunter lag.

In der Studie wurden auch die verschiedenen Altersgruppen nach Geschlechtern getrennt analysiert. Dabei viel auf, dass besonders unter Minderjährigen (16-17 Jahre) der Anteil weiblicher Problemspieler mit 1,4 % deutlich höher liegt als der der männlichen (0.9%).

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Frauen besonders an Online Casinos interessiert (Bild: Flickr)

Kurioserweise jedoch seien in der Altersgruppe 18 bis 24 Jahren keine Frauen (0 %) von Spielsucht betroffen, dafür aber 3,9 % der Männer. In den Altersgruppen 25 – 44 Jahre und 45 – 64 Jahre lägen die Frauen mit 2,0 % bzw. 1,3 % den Männern gegenüber (1,8 % bzw. 1,0 %) wieder vorn.

Besonders häufig spielten schwedische Frauen in Online Casinos. Experten erklärten dies auch damit, dass am Glücksspiel zum Teil ein Stigma haften würde und Frauen sich unwohler fühlen würden, echte Spielstätten zu betreten als Männer. Das Spielen im Online Casino sei deutlich anonymer.

Problematisch hierbei sei jedoch, dass gerade Online Spieler unter erhöhtem Spielsuchtrisiko stehen. Schließlich könne man online innerhalb von Minuten große Geldsummen setzten, während es beim landbasierten Glücksspiel häufiger Einsatz- und Zeitlimits gibt.

Die schwedische Regionalzeitung „Upsala Nya Tidning“ zitierte dazu einen den Psychologen Håkan Wall, der sich auf das Phänomen der Spielsucht spezialisiert hat:

Im Rahmen meiner Recherchen habe ich festgestellt, dass Frauen vor allem in Online Casinos spielen und dass genau diese Gruppe mehr Probleme mit Spielsucht hat als jene, die anderen Formen des Glücksspiels nachgehen.

Besteht Hoffnung auf Besserung?

Da die Befragungen und Untersuchungen bereits vor Inkrafttreten der neuen Glücksspielgesetze abgeschlossen wurden, hoffen sowohl die Glücksspielbehörde als auch die Gesundheitsbehörde, dass die Zahlen in den Folgejahren rückläufig sein werden.

Beide Institutionen sehen aber vor allem eine große Gefahr durch exzessive Werbung. Diese sei besonders häufig speziell auf Frauen ausgerichtet, was den starken Anstieg weiblicher Problemspieler miterklären könnte.

Schweden zieht daher in Betracht, in nicht allzu ferner Zukunft entsprechende Werbeverbote einzuführen. Man habe sich bereits mit Ministern aus Italien, die im letzten Jahr ein Totalverbot durchgesetzt haben, getroffen, um das Thema zu diskutieren.