Neuer Ärger für australisches Crown Casino: Sanktionierter Waffenhändler als VIP-Gast?

Posted on: 19/10/2019, 05:30h. 

Last updated on: 18/10/2019, 06:00h.

Australische Medien werfen dem größten Glücksspielanbieter des Landes, Crown Resorts, vor, einen von den Vereinten Nationen mit einem Reiseverbot belegten Waffenhändler als VIP-Highroller empfangen zu haben. Joseph Wong soll den ehemaligen Warlord und späteren Präsidenten Liberias Charles Taylor mit Waffen versorgt haben. Taylor verbüßt eine Haftstrafe von 50 Jahren wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Crown Resort Melbourne
Auch im Crown Casino in Melbourne soll Waffenhändler Wong ein gern gesehener Gast gewesen sein (Quelle:Donaldytong, licensed under CC BY-SA 3.0)

Von der UN geächtet, im Crown willkommen?

Der skandalgebeutelte Glücksspielriese Crown kommt nicht zur Ruhe. Nun veröffentlichten australische Medien die Ergebnisse weiterer Recherchen, die das Crown Casino erneut in zweifelhaftem Licht erscheinen lassen.

Über Jahre soll das Unternehmen den indonesischen Geschäftsmann Joseph Wong Kiia Tai als Highroller in seinen VIP-Lounges in Melbourne und Perth willkommen geheißen haben.

Zwischen 2010 und 2018, so die Medien, soll Wong über 6 Millionen Australische Dollar (umgerechnet rund 3,7 Millionen Euro) in den Räumlichkeiten der Crown Casinos verspielt haben.

Das Problem: Wong gilt als mitverantwortlich für die Gräueltaten des Regimes des ehemaligen liberianischen Präsidenten Charles Taylor. Mit der Firma Oriental Timber Company (OTC) habe Wong gegen UN-Resolutionen verstoßen, indem er den mittlerweile wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Taylor mit Waffen beliefert habe.

Charles Ghankay Taylor (71) war von 1997 bis 2003 Präsident des westafrikanischen Staates Liberia. Zuvor hatte er sich einen Namen als Warlord im Ersten Liberianischen Bürgerkrieg gemacht, in dem über 200.000 Menschen ihr Leben verloren.

Im Jahr 2012 endete ein jahrelanger Prozess gegen Taylor vor einem UN-Sondergerichtshof. Die Richter sprachen ihn wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Sie sahen es als erwiesen an, dass Taylor unter anderem für Morde, den Einsatz von Kindersoldaten, sexuelle Gewalt und Verstümmelungen verantwortlich war.

Die verhängte Haftstrafe von 50 Jahren verbüßt Charles Taylor in Großbritannien.

Hintergrund für die Unterstützung Taylors sei der Versuch Wongs gewesen, das angrenzende Sierra Leone zu destabilisieren, um so illegal an dessen Diamantenvorkommen zu gelangen.

Einreise trotz Verbots

Flagge der Vereinten Nationen
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte Sanktionen gegen Wong verhängt (Quelle:wikipedia.org, gemeinfrei)

Für seine Geschäfte mit Charles Taylor setzte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Indonesier Wong im Jahr 2004 auf eine internationale Blacklist. Gegen ihn wurde ein Reiseverbot verhängt und seine Gelder wurden eingefroren. 2006 habe die australische Regierung die Entscheidung des Sicherheitsrates gebilligt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hätte Wong das Land offiziell nicht mehr betreten dürfen.

Warum der Waffenhändler trotz öffentlich einsehbarer UN-Sanktionierung über Jahre wiederholt nach Australien einreisen und sich als Highroller in den VIP-Räumen der Crown Casinos vergnügen konnte, ist bislang nicht endgültig geklärt.

Informationen des australischen „The Age“ zufolge soll davon auszugehen sein, dass Wongs Reisen nach Australien über einen indonesischen Junket Operator organisiert worden seien. Aufgabe von Junket Operatoren ist es, gutbetuchte Highroller zu akquirieren und ihnen Pakete für weltweite Luxusaufenthalte in Casinoresorts zu schnüren. Entlohnt werden die Agenturen in der Regel von den Casinobetreibern, die mit den schwerreichen Gästen enorme Umsätze generieren.

Offizielle Stellen halten sich bedeckt

Das australische Innenministerium erklärte auf Anfrage, über die neuerlichen Vorwürfe unterrichtet zu sein. Etwaige Verstöße gegen Einreiserichtlinien würden gründlich untersucht.

Die für das Glücksspiel zuständige Ministerin Marlene Kairouz forderte die Öffentlichkeit unterdes auf, die Ermittlungen abzuwarten. Dabei stellte sie sich schützend vor die zuständige und ihr unterstellte Kommission für Glücksspiel- und Alkoholregulierung des Bundesstaates Victoria:

Dieser Mann ist hergekommen, und ich gehe davon aus, dass er mit einem Visum gekommen ist. Warten wir also alle auf die Untersuchung. Es gibt eine Reihe von Institutionen, die sich damit befassen müssen. Die Kommission wird mit diesen Institutionen zusammenarbeiten, um weitere Informationen zu erhalten. Ich bin sicher, dass Sie nicht von der Kommission oder den Kontrolleuren erwarten, an der Tür des Crown Casinos zu stehen und die Leute zu fragen, ob sie über ein Visum verfügen. Das ist Aufgabe der Grenzkräfte.

Angesprochen auf die Enthüllungen um Waffenhändler Wong hält sich auch das Crown Unternehmen bislang bedeckt. Ohne auf den konkreten Fall einzugehen, erklärte ein Sprecher, dass der Konzern seine Verpflichtungen ernstnehme und kein Interesse daran hege, von Kriminellen missbraucht zu werden. Selbstverständlich arbeite man deshalb eng mit den australischen Strafverfolgungs- und Regulierungsbehörden zusammen.