Indien: 28 %-Steuer Gefahr für die Online-Glücks­spiel-Anbieter?

Posted on: 13/07/2023, 09:34h. 

Last updated on: 13/07/2023, 09:41h.

In Indien will die Regierung eine Waren- und Dienstleistungssteuer auf das Online-Glücksspiel in Höhe von 28 % erheben. Branchenvertreter kritisieren, dass dieser Schritt die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Unternehmen massiv gefährden könnte.

Taj Mahal, Indien
In Indien ist Online-Glücksspiel vielfach legal (Bild: Pixabay/Dave Parkinson)

Anfang der Woche gab der Ausschuss für Waren- und Dienstleistungssteuer (GST) die Pläne der Besteuerung diverser Glücksspiel-Arten in Indien bekannt. Darunter sollen neben Casinos auch Online-Angebote fallen.

In Bezug auf das Glücksspiel herrschen in Indien derzeit keine einheitlichen Regelungen. Grundsätzlich sind die meisten Formen des Glücksspiels verboten. Allerdings macht das Gesetz Ausnahmen bei Lotterien, Pferdewetten und Geschicklichkeitsspielen. Auch beim Online-Glücksspiel kam es in den vergangenen Jahren in den meisten indischen Bundesstaaten zur Legalisierung. Grund dafür ist, dass die dortigen Behörden diese als Geschicklichkeitsspiele einstufen, die nicht unter das Verbot fallen.

Im Gegensatz zur Besteuerung in vielen anderen Ländern wird die Grundlage in Indien nicht auf den Bruttospielerträgen der Glücksspiel-Anbieter basieren. Stattdessen sollen die Unternehmen die 28 % auf sämtliche Online-Einsätze der Spieler bezahlen.

Anbieter: Existenzgrundlage akut gefährdet

In Indien sehen sich die Glücksspiel-Betreiber durch die neue Steuer nun in ihrer Existenz gefährdet. Ihnen zufolge steige die steuerliche Belastung durch das neue Modell zuzüglich weiterer Abgaben und der Einkommenssteuer auf insgesamt weit über 50 %.

Hinzukämen Provisionen für Plattformbetreiber und eigene Betriebskosten. Die neue Situation gefährde dabei nicht nur die Zukunft etablierter Unternehmen. Auch für viele der rund 900 neu gegründeten Glücksspiel-Unternehmen könnte die geplante Steuer das Aus bedeuten, so die Kritik.

Roland Landers, CEO des Glücksspielverbands All India Gaming Federation, erklärte:

Wir halten diese Entscheidung des GST-Rates für verfassungswidrig, irrational und ungeheuerlich. (…) Diese Entscheidung wird die gesamte indische Glücksspielindustrie auslöschen und zu Arbeitsplatzverlusten führen. Die einzigen, die davon profitieren werden, sind internationale illegale Offshore-Plattformen.

Der Branchenverband rechnet vor, dass durch die Steuer Zehntausende von Arbeitsplätzen im Online-Glücksspiel verloren gehen könnten. Schätzungen zufolge beschäftigt die Branche derzeit 50.000 Menschen. Angesicht der rasanten Wachstumsraten von bis zu 30 % jährlich wird prognostiziert, dass das Online-Glücksspiel in Indien bis 2028 über hunderttausend zusätzliche Arbeitsplätze schaffen könnte.

Dies sei nicht realisierbar, wenn die Regierung ihre Pläne umsetze, so der Verband. Stattdessen würden viele Unternehmen schließen müssen. Ob die Behörden die neue Steuer tatsächlich umsetzen werden, steht derzeit noch nicht fest.