Experten-Diskussion in Italien: Ist das Wetten gut für den Sport?

Posted on: 30/10/2020, 12:56h. 

Last updated on: 30/10/2020, 12:57h.

Beim gestrigen Online-Event SportLab haben Experten verschiedener Branchen die Zukunft des italienischen Sportes diskutiert. Dabei hat auch das Thema der Sportwetten eine zentrale Rolle gespielt.

Fußball auf Rasen im Stadion
Wie wichtig sind Sportwetten für den italienischen Sport? (Bild: Pixnio/CC0)

Zur Diskussion eingefunden haben sich Marco Canigiani, der Marketingleiter des Fußball-Clubs SS Lazio, Gian Maria Fara, der Vorsitzende des Forschungsinstitutes für Wirtschaft Eurispes, und Fabio Schiavolin, der Geschäftsführer Italiens größten Glücksspielunternehmens Snaitech.

Die Journalisten der italienischen Sportzeitungen AGIMEG und Corriere dello Sport [Link und Video auf Italienisch] waren dabei und haben über die wichtigsten Erkenntnisse berichtet.

Legale Sportwetten schützen Integrität des Sportes

Die Kernfrage des Events „Ist das Wetten gut für den Sport?“ (Il betting fa bene allo sport?) hat insbesondere Snaitech-Chef Schiavolin eindeutig bejaht. Dabei müsse jedoch zwischen legalen und illegalen Wettangeboten unterschieden werden.

Die verschiedenen Wettskandale, die es in der Geschichte des Sportes gegeben habe, hätten mit dem legalen Sportwettensektor nie in Verbindung gestanden.

In den Jahren 1980 und 1986 kam es jeweils zu großangelegtem Wettbetrug in den obersten drei Ligen (Seria A, Seria B, Seria C). Mehrere Fußballer von Top Clubs wie Juventus, A.C. Milan und SSC Neapel, hatten nachweislich Geld für diverse absichtliche Spielmanöver angenommen. In der Fußballsaison 2011/12 kam es zu ähnlichen Vorwürfen in der Seria B und in unteren Ligen. Der letzte große Skandal, bekannt unter dem Namen „Dirty Soccer“ spielte sich 2015 ab. Er betraf den damaligen Seria-B-Club Calcio Catania, der fünf Spiele manipuliert haben soll, um den eigenen Klassenerhalt zu garantieren.

Snaitech habe in der Vergangenheit mit einigen Top-Clubs ein spezielles Anti-Wettbetrugs-Training durchgeführt. Spieler von Clubs wie dem A.C. Milan und dem CFC Genua seien für das Thema sensibilisiert worden.

Darüber hinaus verfüge Snaitech, ebenso wie andere lizenzierte Buchmacher, heute über modernste Technologien, um auffällige Wettmuster von Beginn an aufzuspüren.

Sportwetten und Sport wirtschaftlich untrennbar

Der Staat mache es den legalen Buchmachern Italiens jedoch zunehmend schwerer. Schiavolin kritisierte dabei vor allem das 2018 beschlossene Decreto Dignità, auf Grundlage dessen seit Sommer 2019 ein allgemeines Glücksspiel-Werbeverbot in Italien gilt.

Zuvor habe der legale Sportwetten-Sektor im Rahmen von Sponsoring und Medien-Verträgen mehr als 140 Mio. Euro jährlich in den Sport investiert. Diese Gelder fehlten jetzt.

Leider hat das Decreto Dignità uns jedwede derartige Möglichkeit genommen und somit indirekt den Wert des gesamten produktiven Sportsektors heruntergesetzt. Dadurch stehen weniger Ressourcen für die Welt des Fußballs sowie auch für andere sogenannte „kleinere“ Sportarten […] zur Verfügung.

Er lenkt jedoch ein, dass auch die legale Branche Fehler gemacht habe, beispielsweise durch zu „aggressives“ Marketing.

Umso wichtiger sei es daher, dass sich lizenzierte Anbieter strikt an die geltenden Regeln hielten. Andernfalls sei mit immer weiteren Restriktionen zu rechnen.