Liechtenstein: vom Steuerparadies zur Glücksspiel­metropole

Posted on: 20/06/2019, 12:57h. 

Last updated on: 20/06/2019, 12:57h.

Das Fürstentum Liechtenstein war einst als Steuerparadies für die Reichen und Schönen bekannt. Heute ist Liechtenstein einer der besten Standorte für seriöse Vermögensverwaltung. Doch nun scheint sich das nur 38.000 Einwohner zählende Land in ein Eldorado für Zocker zu entwickeln, denn am Dienstag wurde das Konzept einer dritten Spielbank in Triesen vorgestellt.

Flagge Liechtenstein, Roulette Rad
Fürstentum Liechtenstein wird zur Glücksspiel-Metropole. (Bild: pixabay.com/casino.org)

In Liechtenstein werden bereits zwei Spielbanken betrieben, das Casino Schaanwald in der Gemeinde Mauren sowie das Casino Admiral Ruggell. Beide Standorte wurden im Jahre 2017 eröffnet und erfreuen sich beim Publikum großer Beliebtheit.

Das Glücksspiel in Liechtenstein war seit 1949 verboten. Doch im Jahre 2009 wurde das Verbot aufgehoben, das Geldspielgesetz wurde verabschiedet und die ersten Spielbanken-Betreiber stellten Anträge auf eine Konzession.

Dabei erhielt ein Antragsteller den Zuschlag. Doch das konkurrierende Unternehmen wollte dies nicht akzeptieren und hat die Entscheidung angefochten. Schließlich war die Situation so verfahren, dass die Regierung einen Neustart beschloss.

2016 erfolgte eine Revidierung des Geldspielgesetzes mit liberaleren Regelungen. Der freie Wettbewerb sollte über die Anzahl der Casinos in Liechtenstein entscheiden. 2017 nahmen die ersten beiden Glücksspiel-Standorte ihren Betrieb auf.

Triesen: Das dritte Casino ist bereits geplant

Am Dienstagabend stellte die ACE Casino Holding AG, Betreiberin des Casino Admiral Ruggell, der Gemeinde Triesen ihr Konzept für die Eröffnung des dritten Casinos vor. Eine Antwort auf das Bewilligungsgesuch wird bis Ende des Monats erwartet.

Birgit Wimmer, Vizepräsidentin der ACE Casino Holding AG, sagte:

„Mit dem Casino Admiral Ruggell sind wir seit zwei Jahren in Liechtenstein im Markt tätig und möchten aus strategischen Überlegungen unser Angebot im Land erweitern.“

Die neue Spielbank soll 80 Automatenspiele sowie vier Spieltische beherbergen. Mit der Eröffnung des Casinos in Triesen sollen 40 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Weiterhin sollen lokale Unternehmen mit der Umsetzung des Bauprojekts beauftragt werden.

Der Rubel rollt

Rhein, Grenze Liechtenstein und Schweiz
Staat und Bewohner profitieren von den Spielbanken. (Bild: St9191-CC-BY-SA-3-0-creativecommons.org-licenses-by-sa30)

Die Abgaben, die in die Staatskassen fließen, übertreffen alle Erwartungen. Anfangs budgetierte die Regierung für 2018 einen Ertrag in Höhe von 3,3 Millionen Schweizer Franken (ca. 2.957.131 Euro).

Effektiv sollen aber mehr als 12 Millionen Schweizer Franken (ca. 10,75 Millionen Euro) in den Staatssäckel geflossen sein. Mit der Eröffnung des Casinos in Triesen könnte sich das Steuervolumen noch weiter erhöhen.

Darüber hinaus sind weitere Spielbanken in Schaan, Balzers und Eschen geplant. Ob den Betreibern Lizenzen ausgestellt werden, ist bisher nicht bekannt.

Mit der Eröffnung dreier weiterer Spielbanken käme ein Casino auf 7.600 Einwohner. Damit wäre der Pro-Kopf-Anteil in Liechtenstein höher als in Las Vegas, denn dort gibt es pro 9.750 Einwohner auf ein Casino.

Doch nicht nur für den Staat lohnt sich der neue Glücksspiel-Boom, auch die Betreiber profitieren von den vergleichsweise niedrigen Steuersätzen. Die Abgabe beträgt mindestens 17,5 % und erhöht sich analog zu den generierten Umsätzen, während in der Schweiz 40 % und in Österreich 30 % an den Staat abgeführt werden müssen.

Kritische Stimmen werden laut

Die neuen Casinos ziehen bereits Spieler aus ganz Europa an. Allerdings bringt der Boom auch Kritiker auf den Plan. So will die konservative Partei Vaterländische Union (VU) ein Bewilligungsmoratorium für weitere Anträge auf den Betrieb von Spielbanken erwirken. Weiterhin will die VU erreichen, dass die aus dem Glücksspiel resultierenden Einnahmen wohltätigen Zwecken zugutekommen.

Ein weiterer Aspekt, den Benno Schneider, Anwalt aus St. Gallen und ehemaliger Präsident der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK), anführt, sei die Gefahr, dass die Casinos für zwielichtige Geschäfte genutzt werden könnten.

Er sagte:

„Auch in der Schweiz haben 1993 vor allem monetäre Gründe zur Aufhebung des in der Bundesverfassung verankerten Glücksspielverbots geführt.“

Der Anwalt ergänzte, dass es Transparenz und eine straffe Kontrolle brauche, denn ansonsten könnten die Spielbanken Anziehungspunkt für „lusche Figuren“ werden. Weiterhin sei eine vernünftige Gestaltung des Marktes wichtig, so dass die Betreiber der Casinos ihr Geld auf korrekte Art und Weise verdienen könnten.

Besorgt um den guten Ruf ist auch der Liechtensteinische Bankenverband (LBV). Geschäftsführer Simon Tribelhorn sagte dazu:

„Für uns und den Finanzplatz bleibt vor allem entscheidend, dass die in den vergangenen Jahren erworbene, hohe internationale Anerkennung in sämtlichen Compliance-Fragen keinen Schaden nimmt.“

Gefahren des Glücksspiel-Booms

Da vor allem ausländische Spieler in den Spielbanken zu Gast sind, wird befürchtet, dass Spieler, die in ihren Ländern gesperrt sind, die Liechtensteiner Glücksspiel-Angebote nutzten könnten.

Auch Stimmen, die auf die Gefahren des Glücksspiels, Spielsucht und die damit einhergehenden Folgen hinweisen, erhalten immer mehr Gehör. Geldwäsche ist ein weiteres Thema, das in Diskussionen um das Glücksspiel aufgegriffen wird. Allerdings gibt es diesbezüglich bis dato keine bekannten Fälle.

Welcher Weg künftig eingeschlagen wird und ob sich Liechtenstein tatsächlich zu einem Las Vegas im Alpenland entwickelt, bleibt abzuwarten.