Ende des Lockdown-Glücksspiel-Booms: Flutter-Aktien in freiem Fall

Posted on: 02/03/2022, 12:50h. 

Last updated on: 02/03/2022, 12:50h.

Das in Dublin ansässige Glücksspiel-Unternehmen Flutter Entertainment hat gestern seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2021 veröffentlicht. Aufgrund der Lockerungen der Corona-Restriktionen sowie regulatorischer Änderungen und Ausgaben für Kundenakquise sei das bereinigte EBITDA in seinen vorläufigen Ergebnissen für 2021 um 18 % auf rund 1 Mrd. GBP gefallen. Dies berichtete Reuters [Seite auf Englisch] am Dienstag.

Laptop, Börsenkurse, Hände
Die Veröffentlichung des Jahresberichts 2021 von Flutter führte zu einem Sturz der Unternehmensaktie. (Bild: unsplash.com, kanchanara)

Neben dem Ende des Lockdown-Booms seien auch die Resultate hochkarätiger Sportveranstaltungen wie der Fußball Premier League für den Umsatzrückgang verantwortlich.

Nach Angaben des Konzerns seien die Ergebnisse zum großen Teil zugunsten der Wettkunden ausgefallen. Die für das Unternehmen ungünstigen Sportergebnisse im vierten Quartal hätten Flutter 149 Mio. GBP gekostet.

Flutter habe daraufhin bereits im November seine Kerngewinnprognose für das laufende Gesamtjahr, ohne Berücksichtigung der hohen Investitionen in den USA, auf 1,24 bis 1,28 Mrd. GBP gesenkt.

Der Börsenmarkt reagierte prompt auf die Ergebnisse des Geschäftsberichts. Diese hätten nach ihrer Veröffentlichung zu einem Einbruch der Aktienwerte um 10 %, zeitweise sogar um 13 % auf 9,404 Pence, geführt.

Teure Spielerschutzmaßnahmen und Akquisen

Im Hinblick auf die bevorstehende Neuregulierung des Glücksspiels in Großbritannien und Irland habe Flutter bereits Maßnahmen eingeführt. Das Unternehmen habe neben Bonitätsprüfungen auch Einsatzlimits für das Online-Automatenspiel umgesetzt.

Darüber hinaus werde Flutter damit beginnen, seine „Play Well“-Strategie [Seite auf Englisch] umzusetzen. Allein in Großbritannien und Irland würden die Maßnahmen für sicheres Glücksspiel den Umsatz um 93 Mio. GBP beeinträchtigen. Hinzukämen die Gebühren für die Fusion mit der Stars Group im Jahre 2020. Diese habe das Unternehmen 288 Mio. GBP gekostet.

Nach Angaben von Konzernchef Peter Jackson habe Flutter in der zweiten Jahreshälfte „erheblichen Gegenwind“ erlebt:

Wir haben auch einige Auswirkungen der Verbesserungen des sichereren Glücksspiels gesehen, die wir im Vorfeld der erwarteten regulatorischen Änderungen umgesetzt haben. Im vergangenen Jahr haben wir bedeutende Maßnahmen eingeführt, darunter unsere Bonitäts-Triple-Step- und Netto-Einzahlungslimits für Kunden unter 25 Jahren. Obwohl sich diese Verbesserungen weiterhin auf unsere kurzfristige Leistung auswirken werden, glauben wir, dass dies die richtigen Schritte für die langfristige Nachhaltigkeit unseres Geschäfts sind.

Flutter ist auch in Russland und in der Ukraine aktiv. Unternehmensangaben zufolge werde die Situation in diesen Märkten derzeit genau beobachtet. Das Engagement auf dem russischen Online-Markt sei bereits erheblich reduziert worden.

In der Ukraine sollen rund 80 Mitarbeiter bei Flutter beschäftigt sein. Jackson erklärte:

Der erste und wichtigste Gedanke aus unserer Sicht gilt den Kollegen, die wir in der Region haben. Wir tun alles, um sie und ihre Familien zu unterstützen.

Flutter setzt auf US-Sportwetten- und Glücksspiel-Markt

Flutter habe seine Position als Nummer Eins auf dem schnell wachsenden US-Markt mit einem Anteil von 40 % gegenüber 42 % Ende September behalten können. Das Unternehmen habe einen Umsatz von 1,4 Mrd. GBP verzeichnen können, 113 % mehr als im Vorjahr.

Jackson erläuterte:

Trotz unserer Größe behalten wir eine Herausforderer-Mentalität bei. In diesem Jahr haben wir eine Reihe neuer Funktionen für unser marktführendes Same-Game-Parlay-Produkt eingeführt, um unseren Wettbewerbsvorteil im Sport aufrechtzuerhalten. Ich freue mich auch über die Fortschritte auf unserem Weg in Richtung Profitabilität.

Die in Dublin ansässige Gruppe erwarte, den Gewinnverlust von 243 Mio. GBP in den USA im nächsten Jahr in einen Gewinn umzuwandeln. Darauf deute die Anzahl der Wetten hin, die FanDuel für den Super Bowl im vergangenen Monat angenommen habe und die sich auf acht Millionen verdoppelt habe.