Ausgangssperren in Deutschland: Spielsuchtrisiko bei Kindern erhöht

Posted on: 09/04/2020, 03:56h. 

Last updated on: 09/04/2020, 03:56h.

Die Maßnahmen als Reaktion auf die sich ausbreitende COVID-19-Pandemie könnten auch in Deutschland einige unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen. Unter Suchtexperten, Politikern und Kriminologen wächst die Sorge, dass Kinder und Jugendliche derzeit besonders gefährdet sein könnten, schädliche Gewohnheiten zu entwickeln. Dazu zählten insbesondere substanzunabhängige Suchterkrankungen wie Glücksspiel- und Computersucht.

Junge spielt am Computer
Ausgangssperren könnten Spielsucht-Risiko unter Kindern erhöhen (Bild: Pixabay/ExplorerBob)

Laut einem von RP Online veröffentlichten Interview mit Çiğdem Bern, einer Beigeordneten der Stadt Viersen, sollten Eltern das Computer- und Spielverhalten ihrer Kinder jetzt ganz besonders beobachten. Die Expertin sagt:

Eine Sucht beginnt in der Regel schleichend und verläuft zunächst als unterschwelliger Prozess. Häufig zeigen sich Auswirkungen auf Sozialkontakte, Konzentration und Stimmung des Kindes.

Zwar sei es derzeit zu erwarten, dass Kinder und Jugendliche mehr Zeit vor dem Computer oder der Spielkonsole verbringen als noch vor der Corona-Pandemie, doch sollten Eltern aufhorchen, wenn das Spielverhalten unverhältnismäßig ansteige.

Ähnlich alarmiert zeigt sich auch Christian Pfeiffer, der ehemalige Chef des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Wie der NDR vor einigen Tagen berichtete, könnte seines Erachtens der Anteil der „Intensiv-Spieler“ unter Jugendlichen aufgrund der Ausgangssperren dramatisch steigen.

Laut einem Bericht der Krankenkasse DAK zeigten im Jahr 2019 bundesweit 465.000 Jugendliche ein problematisches Spielverhalten; ein Großteil der Betroffenen sei männlichen Geschlechts. Mehr als die Hälfte aller Spieler gebe regelmäßig Geld für den Erwerb von Spieleextras (bspw. Lootboxen) aus. Die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben hierfür lägen bei 110 Euro.

Computerspielsucht fördert Glücksspielsucht

Die Verknüpfungen zwischen exzessivem Computerspiel in der Kindheit und Jugend und problematischem Glücksspiel in der Jugend und im Erwachsenenalter seien nicht zu unterschätzen.

Spielsuchtexperten verschiedener Länder fordern schon seit langem ein Verbot der sogenannten Beuteboxen in beliebten Computerspielen wie FIFA oder League of Legends.

Der österreichische Verein „Spielerhilfe“ riet daher Anfang des Monats dazu, dass Eltern während der Corona-Krise besonders gut auf ihre Kreditkarten-Aktivitäten achten sollten. Oft bedienten sich Kinder und Jugendliche ohne deren Wissen der Kreditkartendaten, um innerhalb von Videospielen Käufe zu tätigen.

Ähnliche Vorfälle habe es auch schon in Online-Casinos gegeben, in denen sich Minderjährige mithilfe der Daten ihrer Eltern Zugang zum Glücksspiel verschafften.

Ob sich nach dem Ende der Corona-Krise tatsächlich ein Anstieg des problematischen Spielverhaltens unter Kindern und Jugendlichen erkennen lassen wird, bleibt abzuwarten.