Lootboxen gelten in den Niederlanden jetzt als Glücksspiel

Posted on: 23/04/2018, 03:17h. 

Last updated on: 01/06/2022, 12:13h.

Eine Studie der niederländischen Gaming Authority hat ergeben, dass einige der sogenannten Lootboxen gegen die Glücksspielgesetze verstoßen. Eine Lootbox ist eine Art Schatzkiste, die ein Online Gamer gegen ein Entgelt erwerben kann. Die in den Boxen enthaltenen Tools können den Verlauf eines PC Spiels einfacher gestalten.

Abbildung Lootboxen
Lootboxen in den Niederlanden bald verboten? (Bildquelle: Youtube.com)

In der Studie der niederländischen Glücksspielkommission wurden die Lootboxen einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass vier von zehn dieser Boxen gegen das Glücksspielgesetz verstoßen. Um welche Spiele es sich konkret handelt, wurde nicht bekanntgegeben.

Der Inhalt besagter Lootboxen wird zufällig bestimmt. Außerdem können die darin enthaltenen Preise, die oft einen hohen Marktwert haben, auch außerhalb des Spiels gehandelt werden.

Glücksspiele dieser Art sind für niederländische Spieler verboten. Nun forderte die Behörde von den Herstellern, diese Spiele noch vor Mitte Juni entsprechend zu modifizieren.

Was sind Lootboxen?

Eine Lootbox ist eine Art Schatztruhe, die sogenannte „Items“ enthält, die bei digitalen Spielen verwendet werden können. Sie haben das Ziel, das Spiel attraktiver und auch einfacher zu machen.

Die Spieleentwickler ziehen die Spiele künstlich in die Länge und sind dabei sparsam mit Belohnungen, die dazu führen, im Spiel weiterzukommen. Alternativ kann der Spieler durch kostenpflichtige Items schneller die Level abschließen.

In den Free2Play Games ist diese Vorgehensweise allgemein üblich. Doch nun haben auch die Entwickler jener Spiele, für die der Kunde den vollen Preis bezahlen muss, kostenpflichtige Lootboxen eingebaut.

Das hatte einen Aufschrei der Community zur Folge, denn Spiele wie Star Wars: Battlefront 2 setzen den spielerischen Fortschritt mit dem Erwerb der Boxen voraus. Inzwischen beschäftigen sich bereits mehrere Länder mit der Frage der Vereinbarkeit dieser Schatztruhen mit der Glücksspielgesetzgebung.

Haben die Beute-Boxen Suchtpotential?

Außerdem wurde von der niederländischen Glücksspielbehörde auch untersucht, ob die Öffnung der Boxen mit Suchtgefahren verbunden ist.

Analysen deuten darauf hin, dass die untersuchten Lootboxen auch süchtig machen können. Sie funktionieren ähnlich wie Spielautomaten oder Roulette in Bezug auf Design und Mechanismen.

Der Spieler muss einen bestimmten Betrag bezahlen, um die Box zu erhalten. Er weiß aber nicht, was die erworbene Kiste beinhaltet. Genau wie beim Glücksspiel ist das Resultat der jeweiligen Spielrunde vorher nicht bekannt.

Für das Glücksspiel besonders anfällige Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche könnten durch Lootboxen zum Spielen um Geld ermutigt werden. Auf der anderen Seite gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass die Schatzkisten in größerem Umfang von Problemspielern geöffnet werden.

Der Inhalt und das Ergebnis der Studie

Bei der Analyse der Spiele wurden mehrere Komponenten betrachtet. Es wurden zehn Spiele ausgewählt, die die höchste Popularität im Land aufweisen.

Bei der Bewertung der Spiele wurde ein Instrument herangezogen, das zur bereits für die Analyse des niederländischen Glücksspielmarktes Einsatz fand.

Es stellte sich heraus, dass sechs der zehn untersuchten Lootboxen nicht gegen das Gesetz verstoßen. Es besteht keine Möglichkeit, die im Spiel gewonnenen Preise auch außerhalb zu verkaufen.

Das heißt im Klartext, dass die Items keinen monetären Marktwert haben. Sie entsprechen daher nicht den Definitionen eines Preises nach § 1 des Glücksspielgesetzes.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland gelten Lootboxen bisher nicht als Glücksspiel, denn der Fall kann keineswegs als eindeutig deklariert werden. Aktuell gibt es zu Lootboxen und ähnlichen Systemen noch keine Rechtsprechung.

Das Glücksspiel in Deutschland ist ohnehin ein Thema, das sehr umstritten ist. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche erhebliche Veränderungen.

Aktuell ist die Definition des Glücksspiels im Glücksspielvertrag festgelegt. Demnach muss bei einem Spiel für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt werden und die Entscheidung über Gewinn oder Verlust muss überwiegend vom Zufall abhängen.

Das Strafgesetzbuch aber sagt dazu, dass Glücksspiel mit der Erzielung eines geldwerten Gewinns verbunden sein muss. Das Resultat hängt vom Zufall ab und nicht von den Fertigkeiten und Kenntnissen der Spieler.

Weiterhin muss das Entgelt, das entrichtet wird, „erheblich“ sein, um gesetzliche Relevanz zu haben. Für den Erwerb von Lootboxen sind aber häufig keine großen Beträge aufzubringen.

Außerdem muss eine Bestimmung eines objektiven Wertes erfolgen können, was bezüglich der Lootboxen problematisch sein könnte. Meist liegt der Fall vor, dass die Boxen gar nicht getauscht werden können.

Das Risiko ist aber dann hoch, wenn es die Möglichkeit gibt, die Items in echtes Geld eintauschen zu können. Der Vergleich mit Casino Chips liegt dann sehr nahe.

Die Lootboxen auf den internationalen Märkten

Auch in anderen wichtigen Ländern sind die Lootboxen nicht unproblematisch. Bestimmte Boxen sind in Japan bereits seit 2012 verboten. Auch in den USA wird erwogen, die kostenpflichtigen Schatzkisten zu verbieten.

In einem Gesetzesentwurf heißt es:

„Der Einsatz von Lootboxen und ähnlichen Mechanismen, die zufällige virtuelle Objekte in Computerspielen oder Apps enthalten, hat eine Reihe ernstzunehmender Fragen und Probleme aufgeworfen, darunter: a) ob es sich bei diesen Spielen und Apps um Glücksspiel im Sinne des Rechts des Staates Washington handelt; b) ob diese Mechanismen in Spielen und Apps vorhanden sein dürfen; c) ob Minderjährige und andere junge Menschen, die anfälliger für die Entwicklung einer Spielsucht sind, Zugang zu solchen Spielen und Apps haben sollten; und d) der Mangel an Informationen und Transparenz im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit des Erhalts eines jeden Objekts.“

Sichere Spiele auf einem fairen Markt

Da die fraglichen Lootboxen gegen das Glücksspielgesetz verstoßen, müssen die Spielehersteller sie nun entfernen oder es muss eine Glücksspiellizenz erworben werden. Außerdem muss auf den Verpackungen eine entsprechende Warnung über mögliche Suchtrisiken vermerkt sein.

Bezugnehmend auf die derzeitige Situation in den Niederlanden äußerte sich die Kommission, dass die Glücksspielbehörde sich für ein zuverlässiges und vertrauenswürdiges Glücksspielangebot in einer sicheren Umgebung einsetzt. Diese Funktion übernehme die Behörde in Zusammenarbeit mit Spielern, Anbietern und lizenzierten Glücksspielen und Dienstleistern. Daher sieht die niederländische Behörde ihre Maßnahmen als berechtigt an.