Zehntausend Chinesen verlassen Kambodscha nach Online Glücksspielverbot

Posted on: 11/09/2019, 10:38h. 

Last updated on: 11/09/2019, 10:42h.

Seitdem in Kambodascha am 18. August das Online Glücksspielverbot ausgesprochen wurde, sollen bereits zehntausende Chinesen das Königreich verlassen haben. Dies gab nun die Einwanderungsbehörde bekannt. Fraglich ist, welche wirtschaftlichen Folgen die neuen Regulierungen zum Online Glücksspiel und die Auswanderung der chinesischen Expats für das Land haben werden.

Kambodscha, Phnom Penh
Kambodscha verzeichnet seit dem Online Glücksspielverbot eine hohe Abwanderung chinesischer Expats. (Bild: Pixabay/Gerd Naumann)

Am Montag teile Brigadegeneral Ath Bony von der kambodschanischen Einwanderungsbehörde mit, dass mehr Chinesen als üblich das Land verließen, seit man das Online Glücksspielverbot verhängt habe. Im Zeitraum vom 18. August bis zum 7. September sollen 140.000 Ausreisen chinesischer Staatsbürger festgestellt worden sein. Im gleichen Zeitraum habe man 130.000 chinesische Inlandsankünfte verzeichnet.

Bony kommentierte:

„Seitdem die Regierung das Online Glücksspiel verboten hat, verlassen mehr Chinesen das Königreich als ankommen. Das bedeutet nicht, dass sie alle gehen werden. Normalerweise bleibt die Zahl der Chinesen, die aus- und einreisen, stabil. Früher gab es mehr Ankünfte als Abflüge.“

Gen Keo Vanthan, Sprecher der Einwanderungsbehörde, erklärte am Montag, dass zwischen dem 18. und dem 31. August 32.300 Chinesen in Sihanoukville eingetroffen seien. Abgereist seien im selben Zeitraum 36.800 chinesische Staatsbürger.

Sihanoukville, offiziell Krong Preah Sihanouk genannt, ist eine kambodschanische Hafenstadt, in der chinesische Investoren zahlreiche Casinos und Hotels errichten. Da in China das Glücksspiel nicht erlaubt ist, nutzen viele chinesische Unternehmer die Stadt, um in Kambodscha ihre Geschäfte zu eröffnen. Neben Unternehmern strömen auch zahlreiche chinesische Staatsangehörige nach Sihanoukville, um hier zu arbeiten. Im Juli 2019 sollen chinesische Staatsangehörige 90 Prozent der Unternehmen (drei Viertel von ihnen Casinos) in der Region Sihanoukville kontrolliert haben.

Gen Keo Vanthan gab an, dass in den ersten acht Monaten des Jahres, 1,7 Millionen chinesische Inlandsankünfte verzeichnet worden seien, während 1,6 Millionen Chinesen das Land verlassen hätten.

Online-Glücksspielverbot in Kambodscha

Am 18. August gab der kambodschanische Premierminister Hun Sen die Anweisung heraus, die Vergabe von Lizenzen für das Online Glücksspiel mit sofortiger Wirkung einzustellen. Die bestehenden Lizenzen sollten zunächst ihre Gültigkeit behalten, nach Ablauf jedoch nicht verlängert werden. Ebenfalls verboten wurden die Arcade-Spiele. Die Entscheidung begründete die kambodschanische Regierung damit, dass:

„… ausländische Kriminelle in der Form dieses Glücksspiels Zuflucht gesucht haben, um Opfer im In- und Ausland zu betrügen und Geld zu erpressen, was die Sicherheit, die öffentliche und die soziale Ordnung beeinträchtigt.“

Die Regierung müsse, so Hun Sen, strikte Maßnahmen ergreifen, um die neue Richtlinie effektiv umzusetzen. Polizeisprecher Chhay Kim Khoeun sagte, die Polizei werde dementsprechend gegen alle Online Glücksspielaktivitäten vorgehen. Er gab an, dass die Polizei bereits Razzien gegen illegale Glücksspieloperationen durchgeführt und dabei hunderte Personen verhaftet habe.

Die wirtschaftlichen Folgen für Kambodscha

Nach Angaben der kambodschanischen Tageszeitung Khmer Times [Seite auf Englisch] sollen in Reaktion auf das Online Glücksspielverbot viele Glücksspielunternehmen ihren Betrieb eingestellt haben, was zu einer massiven Abwanderung der chinesischen Expats geführt habe.

Insider aus Sihanoukville sollen angegeben haben, dass die Zimmerpreise in den Hotels in Pensionen der Region stark gesunken seien.

Sihanoukville, Kambodscha
Sihanoukville ist von einer regelrechten Abwanderungswelle betroffen. (Bild: Wikipedia/Dmitry Makeev, CC BY-SA 4.0)

Nuon Rithy von der Khmer Appraisal Foundation erklärte, bei den Chinesen, die abgereist seien, handele es sich vorrangig um Arbeiter oder Spieler, nicht jedoch um Investoren. Dies habe zu einem Rückgang der Nachfrage nach Unterkünften, aber auch nach Lebensmittelprodukten und diversen Dienstleistungen geführt.

Rithy gab an, andere Investitionsbereiche, wie Immobilien oder Tourismus, seien nun wirtschaftlich stärker als je zuvor. Die Entscheidung, die Erteilung der Glücksspiellizenzen einzustellen, sei eine gute Strategie, um gute Investoren herauszufiltern und die kambodschanische Wirtschaft somit langfristig zu stärken.

Kim Heang, CEO der Immobilienagentur Khmer Real Estate Co Ltd., hingegen erklärte, dass das Verbot von Online Glücksspielen in Kambodscha durchaus Auswirkungen auf die Grundstückspreise haben werde. Doch auch er gehe davon aus, dass es sich nur um einen kurzfristigen Effekt handeln werde. Grundstücke, die in Sihanoukville beim Verkauf vor drei Jahren noch einen Quadratmeterpreis von 200 US-Dollar einbrachten, erzielten derzeit Kaufpreise in Höhe von 3.000 US-Dollar pro Quadratmeter.

Fraglich ist allerdings, ob die touristische Attraktivität der 90.000 Einwohner umfassenden Stadt ausreichen wird, um die wirtschaftlichen Einbußen der Abwanderung aufzufangen und ob chinesische Investoren weiterhin das gleiche Interesse an Kambodscha zeigen werden.