Bulgarien: Flüchtiger Glücksspiel-Oligarch Bozhkov gründet eigene Partei

Posted on: 05/01/2021, 01:35h. 

Last updated on: 05/01/2021, 01:35h.

Der bulgarische Milliardär Vasil Bozhkov (64) will bei den anstehenden Wahlen in seinem Heimatland mit einer eigenen Partei namens „Bulgarischer Sommer“ antreten. Dies verkündete der einstige Eigner der landesweiten bulgarischen Sofortlotterie gestern via Social Media. Gegen Bozhkov, der im Verdacht steht, Teil mafiöser Verbindungen zu sein, wird wegen diverser schwerer Straftaten ermittelt. Seit rund einem Jahr soll er sich in Dubai aufhalten.

Vasil Bozhkov
Bozhkov gab die Parteigründung via Social Media bekannt. (Quelle:twitter.com/@BojkovVassil)

„Wir sind die Macht“

Seit vielen Monaten befindet sich Bulgarien in einer angespannten politischen Situation. Die Ankündigung des flüchtigen Superreichen Vasil Bozhkov, bei den für Ende März geplanten Parlamentswahlen mit einer eigenen Partei antreten zu wollen, könnte das Feuer nun erneut anfachen.

Über Facebook und Twitter veröffentlichte Bozhkov gestern ein Statement, in dem er unter der Überschrift „Wir sind die Macht“ die offizielle Gründung der Partei „Bulgarischer Sommer“ bekanntgab. Begleitet wurde die Mitteilung von einer Kampfansage des Milliardärs:

Die Zeit der Gerechtigkeit kommt und die Gerechtigkeit gilt für alle. Es ist Zeit für den letzten Kampf. Dies ist die letzte Chance für Bulgarien. Wenn wir die Dinge nicht ändern und nicht jetzt die richtige Richtung einschlagen, wird es zu spät sein.

Angaben lokaler Medien zufolge soll die Parteigründung Corona-bedingt bei einem virtuellen Treffen erfolgt sein. Dabei hätten 900 Delegierte Boril Sokolov zum Parteivorsitzenden gewählt. Sokolov war bis 2017 Marketingchef des Sportwettenanbieters Eurofootball, einem Unternehmen von Vasil Bozhkov.

Während der Live-Schalte habe sich der Oligarch persönlich an die Mitglieder gewandt. In seiner Rede habe er die Regierung in harschen Worten der Korruption und Misswirtschaft beschuldigt. Damit griff Bozhkov Vorwürfe auf, die spätestens seit dem vergangenen Sommer auch immer wieder auf den Straßen des Landes für teils gewaltsame Proteste gesorgt hatten.

Politische Ambitionen?

Bereits zu Beginn der regierungskritischen Proteste war Vasil Bozhkov als Geldgeber der Bewegung in Erscheinung getreten, die sich in Anlehnung an den „Arabischen Frühling“ als „Bulgarischer Sommer“ bezeichnet. Dabei hatte er sich auch selbst als möglichen Nachfolger des amtierenden Premierministers Bojko Borissow ins Spiel gebracht.

Der Multimilliardär Bozhkov wird unter anderem der Anstiftung zum Mord in vier Fällen, der Vergewaltigung und der Steuerhinterziehung in dreistelliger Millionenhöhe verdächtigt. Nach Bekanntwerden der Ermittlungen hatte er sich in den arabischen Raum abgesetzt und wird nun in Dubai vermutet. Das Land hat kein Auslieferungsabkommen mit Bulgarien. Nach seiner Flucht waren große Teile des Vermögens Bozhkovs konfisziert und die von ihm betriebene Sofortlotterie verstaatlicht worden.

Bulgarische Medien berichten derweil, dass die neue Partei vor ihrer offiziellen Zulassung noch mehrere bürokratische Hürden nehmen müsse. Ob der Bulgarische Frühling tatsächlich bei der Wahl antreten wird, stünde somit trotz der vollmundigen Ankündigung des Glücksspiel-Magnaten noch nicht fest.