Euro als Aus­weg aus der Glücks­spiel-Grau­zone in Bulgarien?

Posted on: 19/05/2025, 03:54h. 

Last updated on: 18/05/2025, 02:07h.

  • Die Regierung von Bulgarien sieht den Euro als strategisches Mittel zur Bekämpfung von illegalem Glücksspiel und Schattenwirtschaft.
  • Sicherheitsbedenken, Korruptionsgefahr und Verbindungen zur organisierten Kriminalität rücken das Thema Glücksspiel ins Zentrum der Eurozonen-Debatte.
  • Während Präsident Radev ein Referendum fordert, drängt die Regierung auf Beitritt bis Januar 2026 und will europäische Regulierungsstandards schneller übernehmen.

Die Debatte um Bulgariens geplanten Beitritt zur Eurozone hat neue Dynamik gewonnen. Dabei rückt das Thema des wachsenden Ausmaßes unregulierten Glücksspiels verstärkt in den Vordergrund. Vertreter der Regierung machen deutlich, dass der Euro nicht nur eine wirtschaftspolitische Entscheidung sei, sondern auch ein strategisches Mittel zur Eindämmung illegaler Finanzströme, insbesondere im Bereich der Glücksspiele.

Bulgarische und EU-Fahne
Die Regierung sieht den Euro als Instrument gegen illegales Glücksspiel (Bild: Unsplash/Neven Myst)

Während Finanzministerin Temenuzhka Petkova auf wirtschaftliche Stabilität verweist, argumentieren Innenpolitiker und Experten, dass die Schattenwirtschaft zunehmend eine Gefahr für Rechtsstaat und Sicherheit darstellt.

Glücksspiel als Sicherheitsproblem ist Argument für die Eurozone

Vizepremierminister Atanas Zafirov betonte auf einer Konferenz im Nationalen Informationszentrum, dass die Einführung des Euro als „Durchbruch“ im Kampf gegen illegales Glücksspiel in Bulgarien gesehen werden müsse. Die fehlende Regulierung habe nicht nur Suchtverhalten gefördert, sondern trage maßgeblich zur Schattenwirtschaft bei.

Besonders besorgniserregend sei, dass Glücksspiel mittlerweile in osteuropäischen Fußballligen als Sponsor auftrete, während viele Anbieter keinerlei Lizenzierung aufweisen.

Der Standpunkt von Zafirov ist klar:

Der Schaden reicht über soziale Folgen hinaus. Die illegale Glücksspielbranche entzieht sich der Steuerpflicht, operiert grenzüberschreitend und schwächt das Vertrauen in staatliche Institutionen.

Auch Innenstaatssekretär Filip Popov zeigte sich besorgt. Er warnte, dass unlizenzierte Plattformen häufig als Finanzierungsquelle für organisierte Kriminalität dienten. Dies gelte vor allem im Drogenhandel, Waffenschmuggel und Menschenhandel. Viele Server befänden sich im Ausland, wodurch die bulgarischen Behörden in ihrer Strafverfolgung stark eingeschränkt seien.

Popov machte deutlich, dass strukturelle Hindernisse bestehen. Diese Netzwerke können nur durch internationale Zusammenarbeit sowie eine vollständige Integration in den europäischen Rechtsrahmen wirksam bekämpft werden.

Zwischen Maastricht-Kriterien und politischem Widerstand

Obwohl Bulgarien bereits zentrale wirtschaftliche Kriterien des Maastricht-Vertrags [Seite auf Englisch] wie niedrige Inflation und fiskalische Disziplin erfüllt, bleibt die gesellschaftliche Debatte über die Einführung des Euro umstritten. Präsident Rumen Radev fordert ein Referendum, um die Bevölkerung direkt über die Einführung der Gemeinschaftswährung abstimmen zu lassen. Er sieht darin ein Mittel zur Stärkung des Vertrauens zwischen Bürgern und politischen Institutionen.

Finanzministerin Temenuzhka Petkova wies Kritik zurück und erklärte, der Euro sei „entscheidend für die wirtschaftliche Sicherheit des Landes“. Das Referendum betrachte sie als Versuch, ein langfristiges Ziel zu untergraben. Der Euro biete zudem die Chance, europäische Standards bei Regulierung und Transparenz schneller in Bulgarien zu übernehmen, gerade im Kampf gegen die Glücksspiel-Grauzone.

Bereits heute arbeitet Bulgariens Glücksspielaufsicht unter Leitung von Rumen Spetsov an der Eindämmung illegaler Anbieter. Das Land setzt auf ein strenges Regelwerk für lizenzierte Plattformen und meldet regelmäßig Fortschritte im Kampf gegen Offshore-Betreiber.

Die vollständige Integration in die Eurozone könnte Bulgarien nicht nur einen sichereren rechtlichen Rahmen, sondern auch mehr Einfluss bei der Mitgestaltung europaweiter Standards verschaffen. Bislang fehlt eine EU-weite Liste illegaler Glücksspielanbieter.