Auf 18 %: Brasi­lien er­höht die Glücks­spiel­steuer

Posted on: 11/06/2025, 04:11h. 

Last updated on: 11/06/2025, 08:23h.

  • Brasilien erhöht die Glücksspielsteuer auf 18 Prozent des GGR. Für die Betreiber bedeutet dies eine spürbare Mehrbelastung.
  • Regierung will mit der Steuermaßnahme Haushaltslücken schließen und verzichtet auf eine Erhöhung der Finanztransaktionssteuer.
  • Branchenverbände warnen vor sinkenden Investitionen und wachsender Wettbewerbsverzerrung.

Nur ein halbes Jahr nach der Legalisierung des Online-Glücksspiels beschließt das Finanzministerium in Brasilien überraschend eine Erhöhung der Glücksspielsteuer. Der Steuersatz auf den Bruttospielertrag (GGR) steigt von 12 auf 18 Prozent. Die Maßnahme wurde am Sonntagabend verabschiedet und ist ab sofort in Kraft. Sie basiert auf einer provisorischen Maßnahme (MP), die innerhalb von 120 Tagen vom Kongress bestätigt werden muss.

Zuckerhut in Rio de Janeiro
Brasiliens Fiskalpolitik setzt auf den Glücksspielmarkt (Bild:Unsplash/Agustin Diaz Gargiulo)

Die Entscheidung fiel nach intensiven Gesprächen innerhalb der Regierung von Präsident Lula da Silva. Finanzminister Fernando Haddad erklärte, dass die provisorische Maßnahme eine Anpassung des ursprünglichen IOF-Dekrets ermögliche.

Der ursprüngliche Plan, die Steuer auf Finanztransaktionen (IOF) von 0,38 auf 3,5 Prozent zu erhöhen, wurde hingegen verworfen. Die Zentralbank hatte vor negativen Auswirkungen auf Investorenvertrauen und Inflation gewarnt. Stattdessen rückt nun der Glücksspielsektor als neue fiskalische Einnahmequelle in den Fokus.

Allein zwischen Februar und April 2025 generierte der Markt 755 Millionen R$ (etwa 138 Millionen US-Dollar) von der Glücksspielsteuer. Hinzukommen 2,4 Milliarden R$ von Lizenzgebühren.

Der regulierte Online-Wettmarkt wird auf ein monatliches Umsatzvolumen von 2,8 Milliarden R$ geschätzt. Die Regierung sieht darin ein pragmatisches Mittel zur Haushaltskonsolidierung.

Branche warnt vor Überlastung

Der Anstieg des GGR-Steuersatzes erfolgt zusätzlich zu weiteren Abgaben. Anbieter müssen 9,25 Prozent für Sozialabgaben, bis zu 5 Prozent für kommunale Dienstleistungssteuer sowie 34 Prozent auf Unternehmensgewinne zahlen. Der effektive Steuersatz könnte damit über 50 Prozent liegen. Der brasilianische Verband für verantwortungsvolles Glücksspiel (IBJR) kritisiert diese Belastung als „investitionsfeindlich und wettbewerbsschädigend”.

Auch andere Änderungen sorgen für Unmut. Gleichzeitig werden auch bisher steuerfreie Investmentprodukte neu besteuert. Ab sofort gelten 5 Prozent Steuern auf Immobilien- und Agrar-Kreditbriefe sowie Immobilien- und Agrar-Forderungen. Laut Regierung soll dies Wettbewerbsverzerrungen im Finanzsektor beheben.

Brasiliens nationale Glücksspielbehörde SPA (Secretaria de Prêmios e Apostas) mahnt bei der Steuerpolitik zur Vorsicht und fordert ein ausgewogenes Vorgehen. Steuereinnahmen sollen gesichert werden, aber auch die langfristige Stabilität des Marktes muss gewährleistet werden.

Zuletzt hatte die Behörde Lizenzen mehrerer Anbieter wegen fehlender Cyber-Sicherheitsberichte ausgesetzt. Nach rascher Nachbesserung wurden diese wieder aktiviert. Die Diskussion um die richtige Regulierung und Besteuerung des expandierenden Glücksspielmarkts in Brasilien ist anscheinend noch lange nicht abgeschlossen.