Spanien: Anti-Glücksspiel-Kampagne der Regierung sorgt für scharfe Kritik

Posted on: 16/11/2022, 10:33h. 

Last updated on: 16/11/2022, 10:36h.

Die spanische Regierung hat in dieser Woche eine Aufklärungskampagne gestartet, die in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Risiken des Glücksspiels schärfen soll. Kritiker jedoch werfen der Politik vor, damit eine Anti-Glücksspiel-Kampagne gegen den privaten Sektor zu betreiben, während das staatliche betriebene Glücksspiel weiter florieren könne.

Spaniens Verbraucherschutzminister Alberto Garzón
Der spanische Verbraucherschutzminister Alberto Garzón hat in dieser Woche eine Glücksspiel-Sensibilisierungs-Kampagne präsentiert. (Bild: Flickr/La Moncloa – Gobierno de España)

An diesem Montag stellte das Verbraucherschutzministerium von Spanien die Kampagne mit dem Namen #PERO vor. Dabei erklärte Verbraucherschutzminister Alberto Garzón, Wetten und Glücksspiele seien „weder neutral noch keimfrei“. Daher sei die Kampagne ein wertvolles Werkzeug, um davor zu warnen, dass ein „Aber“ beim Glücksspiel einen Prozess in Gang setzen kann, der zu pathologischem Spielverhalten führe.

Kampagnenvideo als zentrales Medium

Zentrales Element der Kampagne ist ein Musikvideo, gesungen vom Sänger der Madrider Band Parquesvr, Javi Ferrara. Im Video präsentieren junge Darsteller Ausreden, mit denen sich Spieler häufig für problembehaftetes Spielverhalten rechtfertigen würden. Das Motto des Videos: „Probleme beim Glücksspiel beginnen immer mit einem Aber“.




Zum Hintergrund der Kampagne erklärt das Verbraucherschutzministerium, dass die Zahl der Online-Spieler unter 25 Jahren in den vergangenen Jahren von 28 % (2016) auf 48 % (2021) angestiegen sei.

Der Branchenverband CEJUEGO machte bereits im Vorfeld der Kampagne darauf aufmerksam, dass es vor allem das Glücksspiel bei der staatlichen Lotterie sei, das von jungen Spielern unter 18 Jahren genutzt würde.

So hätten dem Suchtbericht des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2021 zufolge 48,6 % der unter 18-Jährigen innerhalb der der Befragung vorausgehenden zwölf Monate Lotto gespielt, obwohl das Glücksspiel für Minderjährige in Spanien verboten sei. Fußballwetten hätten beim staatlichen Lotterieanbieter 32,5 % der Minderjährigen platziert. Demgegenüber hätten 17,7 % der 14- bis 18-Jährigen Spiele am Spielautomaten gespielt. Online-Slots seien von 14,8 % der minderjährigen Spieler genutzt worden. Lediglich 13,7 % hätten dagegen online am Lotto-Spiel teilgenommen.

Junge Spieler und privates Glücksspiel im Fokus der Glücksspiel-Kampagne

Die Kampagne richte sich an alle Spieler, besonders im Fokus stünde jedoch die jüngere Bevölkerung. Außerdem erklärte Verbraucherschutzminister Garzón, Glücksspielrisiken seien zwar von Alter, Geschlecht und sozialer Schicht unabhängig, jedoch sei es nicht dasselbe in einem Viertel zu leben, wo…

die öffentlichen Institutionen und die Zivilgesellschaft daran gearbeitet haben, es mit erschwinglichen und zugänglichen kulturellen und sportlichen Angeboten zu füllen, als in einem Viertel, das in der Vereinnahmung des öffentlichen Raums mit Straßen voller Spielsalons und Wettbüros erstickt.

Angesichts des Anstiegs des Online-Glücksspiels betonte Garzón weiter, dass Glücksspiele und Wetten „ernsthafte Risiken“ bergen würden. Allerdings bezieht sich die Kampagne ausschließlich auf das privatwirtschaftlich betriebene Glücksspiel.

Lotterieprodukte werden, anders als Wetten im Wettbüro und Spiele im Online-Casino, in dem Kampagnenvideo nicht genannt. Dies führte zu Kritik vonseiten des privaten Glücksspiel-Sektors, denn während dieser scharfen Werbebeschränkungen unterliegt, ist der staatliche Lotterieanbieter davon ausgenommen und investiert weiterhin in seine Werbekampagnen.

Die Aufklärungskampagne soll nun innerhalb der nächsten Wochen in Internet, Radio und auf Plakaten in ganz Spanien präsentiert werden.