Kindred Group bietet norwegischem Schachverband 50 Mio. NOK für Partnerschaft

Posted on: 13/06/2019, 12:12h. 

Last updated on: 13/06/2019, 12:12h.

Das internationale Glücksspielunternehmen Kindred Group bot den norwegischen Schachverband Sjakkforbundet (NSF) in der vergangenen Woche eine Kooperationspartnerschaft im Wert von 50 Mio. NOK (umgerechnet 5,12 Mio. Euro) an.

Schachbrett Schachfiguren
50 Mio. NOK Angebot für den norwegischen Schachverband (Bild: Pexels)

Die Möglichkeiten des Verbandes und die damit zusammenhängenden Pflichten werden derzeit heiß diskutiert, denn auch im Hinblick auf die norwegische Gesetzgebung gibt es durchaus Hürden.

Der attraktive norwegische Markt

Die Kindred Group wurde im Jahr 1997 von Anders Ström in Schweden gegründet und besteht heute aus elf verschiedenen Marken. Das Unternehmen, welches über mehrere Online Casinos und Pokerräume verfügt, hat seinen Hauptsitz auf Malta, ist aber auch auf vielen anderen legalen Märkten weltweit etabliert.

Jetzt hat das Unternehmen gezielt den norwegischen Markt ins Auge gefasst, welcher aktuell allen ausländischen Glücksspielanbietern gegenüber geschlossen ist. In Norwegen ist das Glücksspiel zwar legal, doch liegt sowohl im Bereich der online und offline Casinospiele als auch bei den Sportwetten ein Monopol vor.

In Norwegen gibt es zwei staatlich geführte Unternehmen, die legal Glücksspiel und Sportwetten anbieten dürfen. Norsk Tipping wurde bereits 1948 gegründet und betreibt als einziger Anbieter Lotteriegeschäfte, Sportwetten, Keno und Sofortspiele. Norsk Rikstoto hingegen ist der einzige offiziell autorisierte Anbieter für Pferdewetten. Auf der Website von Norsk Tipping werden seit einigen Jahren auch unter der Marke KongKasino Online Casino Spiele (Kartenspiele, Roulette, Slots) angeboten.

Norwegens Glücksspielbehörde Lotteri– og stiftelsestilsynet verdeutlichte in den letzten Jahren immer wieder, dass man das Glücksspielmonopol befürworte. Erst im Februar mahnte die Behörde sechs große internationale Glücksspielanbieter ab, da diese ihre Online Produkte auf dem norwegischen Markt ohne Lizenz zur Verfügung stellten.

Eine dieser Abmahnungen ging unter anderem an die Kindred Group. Das Unternehmen wurde ebenso wie die anderen Betroffenen dazu aufgefordert, alle Inhalte per Geoblocking für Norweger zu sperren. Doch die Online Casinos der Kindred Group, darunter Unibet und 32Red, sind nach wie vor auch aus Norwegen zugänglich.

Kindred Logo
Kindred Group wurde von der Glücksspielbehörde abgemahnt (Bild: Wikipedia)

Statt sich wie gefordert vom norwegischen Glücksspielmarkt zurückzuziehen, geht der Konzern jetzt in die Offensive. Ziel des Unternehmens sei es, das norwegische Monopol aufzulösen und ein Lizenzierungssystem einzuführen, wie es die skandinavischen Nachbarn ebenfalls gemacht hätten.

Sollte dies gelingen, möchte sich die Kindred Group legal auf dem norwegischen Markt etablieren und pflichtgemäß Steuern und Sozialabgaben an den norwegischen Staat leisten.

Hier kommt der Schachverband ins Spiel

Die Kindred Group habe daher Medienberichten zufolge einen neuen Weg gewählt, um den norwegischen Markt zu betreten. Der Konzern strebe demnach derzeit eine Kooperationspartnerschaft mit dem norwegischen Schachverband [Website auf Englisch] an.

Der Verband soll dafür insgesamt 50 Mio. NOK erhalten, aber gewisse Gegenleistungen erbringen. So soll sich der NSF nämlich persönlich dafür einsetzen, dass Norwegen sein Glücksspielmonopol in ein Lizenzierungssystem umändert.

Konkret soll der Verband dafür an öffentlichen und politischen Debatten teilnehmen und repräsentativ auf Kindred Veranstaltungen erscheinen. Es ginge nicht darum, für illegale Online Casinos aus dem Ausland Werbung zu machen, betonte der Vorsitzende des Schachverbandes:

Es ist uns wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um einen typischen Sponsoringvertrag handelt und wir keine Glücksspielunternehmen vermarkten. Wir werden lediglich im Rahmen der Meinungsfreiheit Tatsachen über die derzeitige Glücksspielpolitik in Norwegen darlegen.

Die endgültige Entscheidung des Schachverbandes steht derzeit noch aus. Dennoch scheint der Verband mehr als geneigt zu sein, das Angebot anzunehmen. So bezeichnete dessen Führungsetage den Vorschlag als „das beste Kooperationsabkommen, dass im norwegischen Schach je geschlossen wurde“.

Logos norwegischer Schachverband
Der Schachverband könnte große finanzielle Vorteile genießen (Bild: www.sjakk.no)

Auf seiner Website erklärt der NSF weiterhin, dass man sich in den letzten Monaten intensiv mit der norwegischen Glücksspielgesetzgebung und dem aktuellen System auseinandergesetzt habe. Dabei sei deutlich geworden, dass ein Lizenzierungssystem die norwegischen Spieler besser schützen könne als das derzeitige Monopol.

Auch könnten sowohl der Staat selbst durch Steuereinnahmen als auch die Sportvereine durch weitere Kooperationen nachhaltig finanziell profitieren. Natürlich würde auch der Schachverband selbst bedeutsame Vorteile durch die Vereinbarung genießen.

Statt des aktuellen durchschnittlichen Jahresumsatzes von umgerechnet lediglich 260 Mio. Euro kämen zumindest für die nächsten fünf Jahre umgerechnet mehr als 10 Mio. Euro pro Jahr zusammen. Laut dem NSF böten sich so Möglichkeiten, die der Verband nie zuvor gehabt habe.

Eine Entscheidung soll am 7. Juli im Rahmen des NSF Kongress 2019 gefällt werden. Bis dahin wird es sicherlich viele weitere Diskussionen zum Thema geben. Ob es letztendlich wirklich gelingt, das gesamte Glücksspielmonopol zu kippen, bleibt abzuwarten.