Schottland: Junger Problemspieler startet Spielsucht-Kampagne für Jugendliche

Posted on: 07/10/2020, 02:27h. 

Last updated on: 07/10/2020, 02:56h.

Ein ehemaliger Problemspieler (24) aus Port Glasgow in Schottland hat eine Kampagne ins Leben gerufen, um Jugendliche über die Gefahren des Glücksspiels aufzuklären. In Rahmen der neuesten Aktion seiner Kampagne GamTalk plane Paul Pettigrew, eine Woche lang auf der Straße zu übernachten, um öffentliche Aufmerksamkeit für die Problematik zu wecken.

Jugendliche am Smartphone
Kritiker bemängeln, Glücksspiele seien für junge Menschen jederzeit auf dem Smartphone verfügbar. (pixabay.com, natureaddict)

Spenden für Spielsüchtige und Obdachlose sammeln

Dazu habe er vor, vom 12. bis 16. Oktober in Edinburgh und Glasgow im Freien zu übernachten. Ziel des Vorhabens sei, Spenden für Spielsüchtige, Obdachlose und für seine eigene Kampagne GamTalk zu sammeln.

Viele Obdachlose seien aufgrund ihrer Spielsucht auf der Straße gelandet, so Pettigrew. Ihm selbst hätte ein ähnliches Schicksal gedroht, hätte er nicht die Unterstützung seiner Familie gehabt.

Wie der 24-Jährige auf seiner gofundme-Seite berichtet [Seite auf Englisch], wolle er die Aktion auf Instagram dokumentieren. Aktuell hätten 102 Spender bereits 1.295 von insgesamt 2.000 GBP gesammelt.

Die Gefahr von Spielsucht wurde in Großbritannien in den vergangenen Monaten verstärkt im Zusammenhang mit Glücksspiel-Werbung diskutiert. Gemäß einer Studie des Marktforschungsunternehmens Ipsos Mori und der schottischen University of Stirling seien 96 % der 11- bis 24-jährigen Briten im der Studie vorangegangenen Monat mit Glücksspiel-Werbung in Berührung gekommen.

Unter anderem bei Sportveranstaltungen oder in den sozialen Medien sind junge Menschen den Werbebotschaften ausgesetzt. Der britische Glücksspiel-Verband Betting and Gaming Council hat aus diesem Grund im August eine Reihe neuer Maßnahmen angekündigt, mit der Minderjährige besser vor Glücksspiel-Werbung geschützt werden sollen.

Aufklärung über Spielsucht verbessern

Begonnen habe Pettigrews Spielproblem, nachdem er im Alter von 18 Jahren erste Erfolge in einem Casino erlebt habe. Vor seiner Familie habe er seine Sucht geheim gehalten. Durch sein Verhalten habe er hohe Schulden angehäuft. Viele seiner Bekannten hätten ähnliche Probleme gehabt.

An Aufklärung und Anlaufstellen für Jugendliche mit Spielproblemen mangele es jedoch, so der GamTalk-Gründer:

Online-Glücksspiel ist weit verbreitet, aber wir werden in der Schule nicht über die Gefahren informiert, wie bei Drogen und Alkohol.

Im Rahmen seiner Kampagne suche er daher junge Fußballer und Schüler auf, halte Vorträge und gebe Interviews zum Thema. Inzwischen wendeten sich Betroffene auch direkt an GamTalk. Bisher hätten ihn bereits 70 junge Leute kontaktiert, um sich aufgrund ihrer Spielsucht beraten zu lassen.